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SF49 – Gremlins (Das große Weihnachtsspecial feat. Arne, Christian, Mathias, Max, Michi & Tabu)

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Paula
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Daniel
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Mathias
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Arne
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Christian
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Michi
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Max
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Tabu
Ein großes Geheimnis


Don’t ever feed him after midnight!

Wir feiern Weihnachten mit Arne vom Enough Talk, Christian von der Second Unit, unserem Außenkorrespondenten Mathias, Max von der Wiederaufführung, Michi von der Cinecouch und der nicht weniger mysteriösen wie wundervollen Tabu! Aber leider ohne Audiointerface, das uns kurz vor der Aufnahme verreckte. Wir hoffen, es lässt sich dennoch ertragen.

Natürlich gab es auch wieder einen Film: Wir diskutierten ausgiebig die drei Regeln der Mogwais und klärten dabei endgültig und ein für alle Mal, wann man die Viecher füttern darf! Natürlich gab es auch anderes: Viiiiiiel Bond, Lassies Nachkommen, neues vom Mähnenwolf, Dr. Paula gab Beziehungstipps, wir erfuhren, wie man Fernsehen macht, was Spielberg mit diesem Film zu tun hat, wie toll es ist, Filmvorführer zu sein, was die Royal Air Force damit zu tun hat und wie da „It’s a wonderful life“ mit drinhängt. Wir fanden das Set von „Back to the future“ und Christian vergaß seinen Regenschirm.

Obendrein gab es diesmal sogar noch Musik:

Rey Izain – Dancing Like A Maniac (feat. Sybil Smith & The Ragga Twins). Lizenz: CC BY-NC 4.0.
Broke For Free – Nightowl. Lizenz: CC BY 3.0.
Mockstars – AVENGERS EPIC RAP (feat. Bart Baker). CC BY 3.0.
Josh Woodward – Let It InCC BY 4.0.

Vorgeplänkel & Abschweifungen

Im Vorgeplänkel war Arne vom Enough Talk zu Gast. Er hat auch ein Filmblog ♦ Alle Sounds, die wir verwenden stammen von freesound und sind gemeinfrei ♦ Lassie Come Home stammt übrigens aus dem Jahr 1943 und war Elizabeth Taylors zweite Rolle ♦  Paula erklärt die Gretchenfrage ♦ Die Quasi-Vergewaltigung ist übrigens in Goldfinger, nicht in Goldeneye ♦ Daniel schämt sich übrigens noch heute, dass er „Legacy“ falsch ausgesprochen hat … ♦ Christian von der Second Unit erzählt die Handlung in fünf Sätzen ♦ Dr. Paula beantwortet diese Frage ♦ Michi von der Cinecouch trägt die Eckdaten vor ♦ Max von der Wiederaufführung lieferte uns einen Funfakt zur Produktion ♦ Außerdem sind noch Mathias und Tabu dabei.

Die Eckdaten von Gremlins

Erscheinungsjahr: 1984
Regie: Joe Dante
– Filmographie (Auswahl):
1976 Hollywood Boulevard
1984 Gremlins
1987 Die Reise ins Ich (Inner Space)
1990 Gremlins 2
1998 Small Soldiers
2014 Burying the Ex
Sowie seit 2011 mehrere Episoden von Hawaii Five-0.

Drehbuch: Chris Columbus
– Filmographie (Auswahl):
1990 Home Alone
1992 Home Alone 2
1993 Mrs. Doubtfire
1999 Bicentennial Man
2001 Harry Potter and the Sorcerer’s Stone
2002 Harry Potter and the Chamber of Secrets
2005 Rent
2010 Percy Jackson & the Olympians: The Lightning Thief

Produktion u. a.: Steven Spielberg
Budget: 11 Mio $
Besetzung: Zach Galligan (Billy Peltzer), Phoebe Cates (Kate Beringer), Hoyt Axton (Randall Peltzer), Frances Lee McCain (Lynn Peltzer), Corey Feldman (Pete Fountaine), Jonathan Banks (Deputy)
Genre: Horrorkomödie, Weihnachtsfilm

Nachtrag: Jonathan Banks heißt bei Breaking Bad und Better Caul Saul nicht Hank sondern Mike. ¯\_(ツ)_/¯

Die Produktion von Gremlins

Die Idee zu dem Drehbuch kam Chris Columbus, weil ihn das Trappeln von Mäusefüßen in seiner Wohnung so gruselte. Er hatte auch gar nicht vor, das Drehbuch zu verkaufen, sondern nutzte es für seine Bewerbungsunterlagen. So kam es Spielberg in die Hände, der begeistert war und darauf bestand, den Film produzieren zu dürfen. Allerdings mischten sich Spielberg und Regisseur Joe Dante dann gewaltig in das Drehbuch ein, um es familienfreundlicher zu machen. Der ursprüngliche Entwurf war wesentlich blutiger als das Endergebnis: So sollte der Hund getötet werden, die Mutter sollte geköpft werden und ihr Kopf sollte die Treppe runterhüpfen und der Wissenschaftslehrer sollte mit ganz vielen Spritzen im Gesicht gefunden werden.

Ursprünglich sollte Gizmo auch zu einem Gremlin werden und dann quasi die Rolle von Stripe übernehmen. Es war dann Spielbergs Idee, das zu ändern, um den Zuschauern einen Charakter zu geben, mit dem sie emotional verbunden sind. Offenbar traute er das Billy und Kate nicht zu. Jedenfalls artete die Drehbuchänderung in gewaltigen Stress für Chris Walas, den Kreaturendesigner (creature design/hat übrigens auch bei Return of the Jedi mitgemacht. Was wohl?). Denn er hatte Gizmo nur für die Szenen am Anfang des Films gebaut, wo er ja nur rumzsitzen und blinzeln musste. Jetzt sollte Gizmo plötzlich viel mehr können. Also musste er ihn überarbeiten.

Sämtliche Gremlins waren animatronische Puppen und jedes einzelne Modell kostete 30.000 – 40.000 $. Daher wurden am Ende eines Drehtags immer sämtliche Kofferräume der Mitarbeiter von einer Security-Firma kontrolliert, damit niemand sich ein Gremlin klauen konnte. Die Technik war auch nicht sooo ausgereift, was dazu führte, dass technische Probleme zu Drehverzögerungen führten und einmal soll der komplette Cast bei einem Nachtdreh am Set eingeschlafen sein, weil sie solange darauf warten mussten, dass die Puppe wieder funktioniert.

Gremlins war eine Warner Bros. Produktion, dennoch durften sie Snow White and the Seven Dwarfs benutzen. Eine Kooperation, die heute wahrscheinlich nicht mehr möglich wäre.

Filmisches Erzählen in Gremlins

„it’s sort of like The Muppet Movie meets Dawn of the Dead meets Invasion of the Body Snatchers meets E.T. meets Alienmeets The Karate Kid meets The Texas Chainsaw Massacre meets The Wizard of Oz meets It’s a Wonderful Life“

Filmfanatic

Easter Egg & Etymologie

Als Randall Peltzer am Anfang des Films durch Chinatown läuft, sieht man kurz bevor er den Laden betritt ein Auto mit einem qualmenden Motor. Das Auto ist eines der Marke AMC Gremlin. Außerdem entstand der Begriff „Gremlin“ ursprünglich, weil die Piloten der Royal Air Force seit den 1920ern damit unerklärliche Motorprobleme beschrieben: Sie hatten Gremlins im Motor. Wir sehen in der Szene also einen AMC Gremlin mit einem Gremlin im Motor.

Auch Mogwai hat eine interessante Etymologie. Es kommt aus dem Kantonesischem und bedeutet in etwa „Dämon“. In diesem Zusammenhang ist spannend, wie die Protagonisten auf Gizmo reagieren. Es wird immer gefragt, was es ist, aber die Antwort „ein Mogwai“ reicht ihnen dann sofort als Erklärung. Dies ist sicher darauf zurückzuführen, dass der Film gar nicht versucht, realistisch zu sein, sondern ein Märchen sein möchte. Allerdings ergeben sich aus diesem Anspruch auch diverse Plottlöcher.

Plottlöcher und Nitpicking in Gremlins

„And then there are the plot holes. I don’t mean the „don’t feed them after midnight“ dichotomy. (Isn’t any time of day „after midnight“?) I mean things like Billy taking his dog to work with him when there’s no reason for it — no reason except that the screenplay wants to have the dog attack Mrs. Deagle, and it’s the only way to get them together. I mean things like the kids still being in school on Christmas Eve, when in real life public schools recess for the holidays long before then. Speaking of which, why is there an inventors convention on Christmas Eve?“

Eric D. Snider

  • Paula erwähnte schon zu Beginn der Folge, dass die Gremlins ständig Klamotten tragen, die ihnen auch noch passen, ohne dass klar wird, wo sie die eigentlich herhaben
  • Die Regel „nicht nach Mitternacht füttern“ ist total schwammig. Mitternacht in welcher Zeitzone? Wann endet das Fütterverbot wieder?
  • Ferner vermehren sich Gremlins bei Wasserkontakt. Die Erde ist zu 71% mit Wasser bedeckt. Wie kommt es, dass die Gremlins nicht schon längst die Welt überrannt haben? Besonders wenn man bedenkt, wie intelligent sie sind.
  • Warum nimmt Billy seinen Hund (auch nur ein einziges Mal) mit zur Arbeit? Außer dass es eine „Zauberer von Oz„-Referenz ist.
  • Warum findet an Weihnachten eine Erfindermesse statt und warum ist noch Schule?

Bizarre Szenen

Im Film gibt es einige sehr losgelöste Szenen. So erzählt Kate, dass ihr Vater an Weihnachten im Schornstein steckenblieb und starb. Diese Szene kommt quasi aus dem Nichts und endet auch sofort wieder ohne jegliche Konsequenz für den Film. Es gibt die Theorie, dass diese Szene zeigen soll, wie abgefuckt das Kleinstadtleben in Wirklichkeit ist. Wir glauben das aber nicht, da der Film die Kleinstadt eher feiert. Christian sagt am Ende des Podcasts, dass diese Geschichte Gremlins spiegeln soll: Dir bleibt das Lachen im Halse stecken. Eine weitere Merkwürdigkeit ist Billys „böser Kollege“. Dieser springt einmal Billys Chef bei, als der mit Billy schimpft und taucht dann noch einmal in der Bar auf, wo er über Billy lästert. Danach verschwindet er einfach aus dem Film. Auch die Szene, in der sich die Gremlins zum Schneewittchen-Schauen im Kino versammeln ist zwar lustig, hat aber nur den Grund, dass sie Billy die Möglichkeit bietet alle Gremlins auf einen Schlag zu töten.

Billys Entwicklung

Billy macht genauso wie die Gremlins eine Metamorphose durch. Er ist zu Beginn ein Looser, der ein kleiner Bankangestellter ist, obwohl er davon träumt Comic-Zeichner zu werden. Im Laufe des Films entwickelt er sich dann aber zum Gremlins-Killer und darf seine Damsel in distress retten. Das ist im Grunde eine sehr typische Actionfilm-Charakterentwicklung. Genau den gleichen Charakterbogen durchläuft zum Beispiel John McClain in Die Hard.

Hommage an It’s a Wonderful Life

In Gremlins steckt eine große Hommage an Frank Capras It’s a Wonderful Life. Wir sehen den Film einmal im Fernsehen laufen und zwar genau die Szene, in der alles wieder gut ist. Beide Filme spielen an Weihnachten. Die Stadt in Gremlins heißt Kingston Falls, die aus It’s a Wonderful Life heißt Bedford Falls. Billy arbeitet genau wie George Bailly in einer Bank, träumt aber von einem anderen Leben. Mrs. Deagle steht für Mr Potter aus IAWL. Sie hat sogar ein Gemälde von Mr. Potter in ihrem Haus hängen. Der Abendspaziergang aus IAWL wird gespiegelt, genauso die Pool-Szene. Wenn die Gremlins Kingston Falls übernommen haben, steht das für Pottersville. Aber am Ende ist alles wieder gut – Die Dorfgemeinschaft hat gewonnen.

Die Charaktere

Die meisten (menschlichen) Charaktere des Films bleiben ziemlich blass. Außerdem sind sie alle riesengroße Klischees. Kein Wunder, dass Spielberg Gizmo als Identifikationsfigur haben wollte, denn Billy ist es nicht. Er ist Mitte 20, wohnt noch bei seinen Eltern und verhält sich zu Hause wie ein Kind. Wir sehen sogar, dass er einen Spielzeugroboter geschenkt bekommen hat. So ungeschickt, wie Billy sich bei seiner Brautwerbung um Kate anstellt, ist sie wohl auch seine erste Freundin. Die Beziehung zwischen den beiden bleibt auch die ganze Zeit komplett asexuell. Formal ist Kate der Love Interest, aber sie wirkt mehr wie ein Kumpel – Wahrscheinlich dem Kinderfilm geschuldet. Auch Kate bleibt blass. Neben der merkwürdigen Geschichte um ihren Vater hat sie noch einen zweiten, komplett sinnfreien Auftritt, als sie die Gremlins in der Bar bewirtet.

Der Vater ist zwar auch das Klischee des erfolglosen Erfinders – nicht eine einzige seiner Erfindungen funktioniert –, aber zumindest ist er sehr liebenswürdig und funktioniert als Charakter. Bei der Mutter verhält es sich genauso: Sie funktioniert als Charakter, ist aber im Grunde ein misogynes Klischee: Sie ist in der Küche badass, tötet drei Gremlins mit Küchengeräten, aber sobald sie die Küche verlässt, muss sie von Billy gerettet werden.

Der nächste Klischeecharakter ist der Rassist im Dorf. Allerdings ist er auch eine schön ironische epische Vorausdeutung, da er die ganze Zeit über die Ausländer lästert, die Gremlins in Maschinen packen, dann am Ende durch Gremlins in einer amerikanischen Maschine sterben muss. Der ängstliche Sheriff und sein Deputy sind ein weiteres Klischee. Sie lassen sich nicht überzeugen, dass Gefahr besteht und sobald sie dann doch mal einen Gremlin sehen, nehmen sie sofort Reißaus. Für den Film hat das natürlich die Funktion des Calls to Adventure: Billy wird keine Hilfe bekommen, er muss die Sache selbst in die Hand nehmen.

Das nächste Klischee ist der mysteriöse Chinese: Er will den Mogwai nicht verkaufen, weil die Amerikaner zu verantwortungslos sind und hält am Ende eine Moralpredigt darüber, dass die Amerikaner noch nicht bereit sind. Schließlich muss auch noch der Schwarze als erstes sterben – eines der größten Horrorfilmklischees, die es gibt.

Gremlins ist ein sehr konservativer Film

„Underneath Gremlins‘ monster movie surface bubbles a tale of the suburban paranoia over „the new neighbors,“ those folks who moved next door who don’t look like the rest of town.“

Eddie on Film

Der schwarze Wissenschaftslehrer ist der typische Token-Schwarze, der sich in die Gesellschaft integriert hat. Er ist der einzige nicht weiße Einwohner von Kingston Falls. Er muss sterben, weil er „Experimente“ mit dem Gremlin macht (er nimmt ihm Blut ab), was aus einer naturverbunden-konservativen Haltung etwas schlechtes ist. Es gibt Interpretationen, wonach die Gremlins Schwarze repräsentieren, andere sagen, dass sie eher Asiaten repräsentieren. Fest steht allerdings, dass sie für den Wandel der amerikanischen Kleinstadt stehen. Diese „Hometowns“ haben eine homogene weiße Bevölkerung, die mit neu zugezogenen konfrontiert werden, die Veränderungen mitbringen. Wir vertreten die These, dass die Gremlins für Jugendkultur stehen und den damit verbundenen Wandel der Gesellschaft – Unser Hauptindiz ist die Irokesen-Frisur von Stripe, die DAS Symbol für den Punkrock der 80er war. Aber egal, wofür die Gremlins stehen, die Message des Films ist: Veränderung ist etwas schlechtes (potentiell tödlich) und muss bekämpft werden.

Manche Interpreten meinen, dass der Film die amerikanische Kleinstadt gerade ironisch kritisieren will. Natürlich ist der Film hochgradig ironisch und nimmt sich nicht ernst. Wir haben aber vier Argumente gegen diese Interpretation:

  1. Wer sind unsere Identifikationsfiguren? Billy und Gizmo. Billy hat einen Stock im Arsch und ist der typische nette, weiße Schwiegermuttertraum. Gizmo wiederum ist der optimal assimilierte Fremde/Jugendliche, der sogar seine eigene Art verrät um den Menschen dieser Kleinstadt zu helfen.
  2. Die Analogie zu It’s a wonderful life: Es geht darum, den Status Quo wiederherzustellen. Klar, die Gremlins sind lustig, aber es wird nie Frage gestellt, dass sie bekämpft werden müssen. Am Ende darf keine Veränderung stattfinden, sondern alles soll so bleiben, wie es ist. Sogar das Radio spielt wieder.
  3. Der Film ist fortschrittskritisch, wie die Verantwortungsrede des Chinesen zeigt. Der Wissenschaftler muss, wie gesagt sterben. Auch Randall steht mit seinen erfolglosen Erfindungen auf liebevolle Art für die Fortschrittskritik.
  4. Wer muss sterben? Der Wissenschaftler, der Rassist und die assoziale Raubtierkapitalistin. Das zeigt, dass der Film einen gemäßigt-kleinbürgerlichen Konservatismus des „Heart of the Nation“ vertritt.

Epische Vorausdeutungen

„His obsession with and cannibalization of pop culture images anticipates our current obsession with post-modern meta-comedy. As in the best of Community and The Simpsons, pop culture references aren’t the jokes in Dante’s films. Any references (and there are plenty) are esoteric and naturally occurring, deeply woven into the tapestry of the films.“

SplitSider

Der Film ist aber nicht schlecht. Er ist vor allem exzellent inszeniert. Es finden sich unzählige epische Vorausdeutungen in ihm, zum Beispiel:

  • Der erwähnte AMC Gremlin
  • Wie gesagt, heißt Mogwai „Dämon“
  • Der Rassist Murray Futterman sagt, die Ausländer packen Gremlins in Maschinen und wird von Gremlins in einer Maschine umgebracht
  • Wir sehen die Kokons von Invasion of the Body Snatchers im Fernsehen, die später von den Kokons der Gremlins gespiegelt werden
  • Wir sehen die Autoszene aus To Please a Lady. Sie gibt Gizmo seine Idee für den Showdown
  • Als Gizmo nass wird, der erste Fellball aus ihm schlüpft und Pete fragt: „What is it?“, sehen wir diesen Shot:

    The Mystery of Gremlins!

    The Mystery of Gremlins!

Zitate & Referenzen

1937 Snow White and the Seven Dwarfs läuft im Kino.
1939 The Wizard of Oz – Mrs. Deagles Feldzug gegen Billys Hund
1946 It’s a wonderful life – Gremlins ist eine Hommage an diesen Film
1950 To Please a Lady – Läuft im Fernsehen, wird durch Gizmo gespiegelt
1957 Forbidden Planet – Robby the Robot telefoniert auf der Erfindermesse
1960 The Time Machine – Auf der Erfindermesse
1962 Spider-Man Comic – „With Mogwai come great responsibility.“
1964 James Bond 007 – Goldfinger – Geschüttelt nicht gerührt
1974 The Texas Chain Saw Massacre – Spiegelung einer Szene: Stripe attackiert Billy mit einer Kettensäge
1977 Close Encounters of the Third Kind – Im Kino läuft Watch The Skies. Das war der Working Title des Films.
1977 Star Wars – In der Bar spielen die Gremlins das Videospiel
1979 Invasion of the Body Snatchers – läuft im Fernsehen
1981 Raiders of the Lost Ark – Das Plakat der Radiostation von Rockin‘ Ricky Rialto
1982 E.T. – Im Kino läuft A Boy’s Life (der Working Title), außerdem sagt ein Gremlin einmal „Phone Home“ und einmal sieht man eine E. T. Puppe
1983 Twilight Zone: The Movie – Man sieht das Plakat in Billys Zimmer

Die Rezeption von Gremlins

Gremlins kam am gleichen Wochenende wie Ghostbusters in die Amerikanischen Kinos. Das schadete dem Film aber offensichtlich nicht, denn er war ein riesiger Erfolg und spielte allein in den USA 148 Mio $ ein. 1990 gab es die Fortsetzung Gremlins II und ein dritter Teil ist in Planung.

Das Set von Gremlins wurde für Back to the Future wiederverwendet. Das kann man einmal am Establishing Shot von Kingston Falls (natürlich ganz am Anfang) erkennen. Außerdem ist das Kino, das gleiche, welches der Delorean zerstört.

Obwohl Gremlins bereits 1985 erschien, gab es auch schon ein C64-Computerspiel zum Film: Gremlins: The Adventure. Außerdem hat Chris Columbus die Referenz an It’s a wonderful life zu einem Running Gag gemacht. Sie finden sich mindestens auch in Home Alone und Home Alone 2.

Der Film war mit einem PG-Rating freigegeben (das ist ungefähr das deutsche „Ab 6“). Dies führte zu großen Protesten von besorgten Eltern, sodass Gremlins und Indiana Jones – Temple of Doom heute als die Filme gelten, die dafür sorgten, dass die MPAA das PG13-Rating (also ungefähr „Ab 12“) eingeführt wurden. Heutzutage wird der Film oft von RTL 2 in einer stark geschnittenen Version schon im Nachmittagsprogramm gezeigt.

Preise & Bestenliste

Der Film hat auch mehrere kleine Preise gewonnen, unter anderem:

  • Saturn Awards: die Auszeichnung in den Kategorien Bester Horrorfilm, Beste Regie, Beste Musik, Beste Spezialeffekte sowie Polly Holliday als Beste Nebendarstellerin.
  • Young Artist Award für den Besten Familienfilm
  • In Deutschland wurde der Film mit der Goldenen Leinwand ausgezeichnet.

Zitate & Referenzen

Sehr viele Filme haben Gremlins referenziert. Er wird zum Beispiel oft in Dialogen erwähnt, um mit „Gremlin“ etwas chaotisch-böses zu schreiben oder in Form einer Kassandra-Warnung: „Don’t feed the gremlins after midnight!“. Oft wird auch jemand mit Gizmo verglichen. Hier einige Beispiele:

1985 The Goonies – Chunk ruft die Polizei, doch die glaubt ihm nicht, da er schon so oft angerufen hat. Einmal hat er sogar erzählt von: „little creatures that mutate when you pour water on them.“
1992 The Simpsons: Treehouse of Horror III – Homer kauft ein Geschenk bei einem Asiaten.
1999 Toy Story 2 – Wenn Barbie Auto fährt, wird Gizmos Fahrt gespiegelt.
2006 The Simpsons: Bart Has Two Mommies – Homer erkundigt sich nach Gremlins und will sie nass machen.
2006 How I Met Your Mother: The Wedding – Marshall verwendet „Don’t feed the gremlins after midnight!“
2006 Snakes on a Plane – Die Mikrowellenszene wird gespiegelt.
2007 South Park: Imaginationland: Episode II – Gizmo taucht im Imaginationland auf.
2008 Lost: The Economist – Sawyer nennt Ben „Gizmo“
2009 Hangover – Phil vergleicht Allan mit einem Gremlin.
2009 How I Met Your Mother: Definitions – Barney sagt, die Regeln für ein Date sind die gleichen wie für die Gremlins
2009 Scrubs: Our Drunk Friend – Turk vergleicht Mahoney mit einem  Gremlin
2011 Community: Regional Holiday Music (2011) – Die Gremlins kommen in Abed und Troys „Baby Boomer Santa“-Song vor:
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2014 Dear White People: Die Theorie, dass die Gremlins für Schwarze stehen, wird erwähnt:

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Lesenswert

The End.

SF46 – The Shining (Das große Halloweenspecial)

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Daniel
Verkannter Regisseur


Here’s Johnny!

Mit widerlichem Instant-Cappuchino in der Hand schalteten wir das Licht in der Küche aus und folgten ohne Mähnenwolf dem Teppichmuster hinein in Room 237. Dort wurden wir im Flammenkrieg als Gebäude wiedergeboren, fanden Johnny, den Schnee von The Empire Strikes Back, die Mondlandung am 11. September als Fantheorie. Wir liefen einer schwachen Frau durch unsere eigenen Fußstapfen in einem sich verändernden Labyrinth hinterher, bis wir Gespenster orale Sachen tun sahen und über Vampirsex spekulierten. Fröhliche Halloween!

Vorgeplänkel und Zwischengeplänkel

Unser ‚Sponsor‘ ist diesmal Monstersc Inc. Das Zitat stammt aus dem Trailer zum Film und hier* könnt ihr den Film bei Amazon kaufen ♦ Noch bis zum Erscheinen der nächsten Folge könnt ihr fürs nächste Weihnachtsspecial abstimmen ♦ In der nächsten Folge besprechen wir La Haine und ihr wollt den Film geguckt haben, bevor wir ihn besprechen! ♦ Die Back-To-The-Future-Verschwörung: Teil 1 und Teil 2. ♦ Paula beantwortet folgende Frage: „Wie kann ich einem Mädchen besser in die Augen schauen?“ ♦ Leider haben wir den Mähnenwolf vergessen, dafür sprachen wir über Kaffee ♦ Daniel empfiehlt die Folge 27 von Leitmotiv.

Eckdaten von The Shining

Erscheinungsjahr: 1980
Regie: Stanley Kubrick
– Filmographie:
1953 Fear and Desire
1955 Killer’s Kiss
1956 The Killing
1957 Paths of Glory (übrigens mit Kirk Douglas, nicht Martin Sheen)
1960 Spartacus
1962 Lolita
1964 Dr. Strangelove
1968 2001: A Space Odysee
1971 A Clockwork Orange
1975 Barry Lyndon
1980 The Shining
1987 Full Metal Jacket
1999 Eyes Wide Shut
Drehbuch: Stanley Kubrick, Diane Johnson
Kamera: John Alcott, Garrett Brown (Steadycam Erfinder)
Besetzung: Jack Nicholson (Jack Torrance), Shelley Duvall (Wendy Torrance), Danny Lloyd (Danny Torrance), Scatman Crothers (Dick Hallorann)
Budget: 19 Millionen Dollar
Genre: Horror, Mystery, Slasher, Haunted House

Die Produktion von The Shining

Das Drehbuch zu The Shining

Kubrick wollte nach Barry Lyndon einen massentauglichen Film drehen. Daher schloss er sich mit einem Haufen Horrorbüchern in seinem Büro ein und seine Sekretärin sagte, sie habe über Tage hinweg nichts anderes als dumpfe Schläge gehört, wenn Kubrick nach fünf Minuten lesen, das aktuelle Buch gegen die Wand warf. Als sie eines Tages für längere Zeit nichts mehr hörte, machte sie sich Sorgen und betrat das Büro. Kubrick saß drin und war vertieft in The Shining.

Die Buchvorlage stammt von Stephen King, Kubrick gefiel die Balance zwischen psychologischen und übernatürlichem Horror aber Kubrick mochte Kings Stil nicht und nannte ihn öffentlich „poor writing“. Daher lehnte er ein Drehbuch von King selbst ab und schrieb zusammen mit Diane Johnson große Teile um.

„The novel is by no means a serious literary work, but the plot is for the most part extremely well worked out, and for a film that is often all that really matters.“

Stanley Kubrick

King regte sich maßlos darüber auf und meinte zu Kubricks Drehbuch, Kubrick habe sein Buch nicht verstanden. Zwei Dinge störten ihn besonders:

  1. Sollte Jack Torrance zu Beginn sympathisch sein und erst durch Alkoholismus und die paranormalen Erlebnisse in den Wahnsinn getrieben werden. King fand, dass weder das Drehbuch noch das Casting von Jack Nicholson, den er schrecklich fand, das rüberbrachten.
  2. Außerdem meinte er Kubrick habe Wendy versaut und aus ihr den frauenfeindlichsten Charakter aller Zeiten gemacht.

Im Buch rettet Halloran Danny und Wendy. Kubrick gefiel das Ende nicht, daher schrieb er es um. Er ließ Halloran sterben, damit die Buchleser geschockt sind und das Schlimmste befürchten. Aber Kubrick fand selbst kein passendes Ende und schrieb es immer um. Der Film wurde letztlich sogar mit einem anderen Ende gedreht und ausgeliefert, als es heute zu sehen ist: Man sieht in diesem Ende Wendy und Danny im Krankenhaus. Kubrick entschied sich dann nach der Auslieferung des Films noch einmal dafür das Ende zu ändern, schrieb daraufhin die Kinos an und verlangte von ihnen, dass sie diese Szene rausschneiden und ihm zusenden. Er verbrannte sie und tatsächlich ist sie heute nicht mehr erhalten.

Da Kubrick das Drehbuch ständig änderte, ließ er den kompletten Film in chronologischer Reihenfolge drehen. Er änderte das Drehbuch so oft, dass Jack Nicholson sein Exemplar irgendwann einfach wegwarf und seine Lines erst ein paar Minuten vor der Aufnahme lernte.

Das Casting zu The Shining

Kubrick castete mehr als 5000 Jungen für die Rolle von Danny, bevor er sich schließlich für Danny Lloyd entschied. Lloyd wusste wohl gar nicht, dass er in einem Horrorfilm mitspielt.

Der Dreh von The Shining

Da Kubrick unter Flugangst litt, wurde nur eine Second Unit nach Amerika geschickt, die die Eröffnungsszene und ein paar Establishingshots des Hotels filmte.

„I sent a second-unit camera crew to Glacier National Park to shoot the title backgrounds but they reported that the place wasn’t interesting. When we saw the test shots they sent back we were staggered. It was plain that the location was perfect but the crew had to be replaced.“

Stanley Kubrick

Der komplette Rest wurde im Studio in Großbritannien gedreht. Dafür wurde das größte zusammenhängende Studiofilmset der damaligen Filmgeschichte gebaut. Unter anderem wurde die komplette Front des Hotels mit dem Labyrinth davor gebaut.

Kubrick brauchte 200 Drehtage, um den Film abzudrehen. Zum Vergleich: Bei Duell hatten wir erwähnt, dass Spielberg nur 16 Drehtage brauchte. Von 30 gefilmten Metern landete nur einer letztendlich im Film. Normalerweise ist das Verhältnis ca. eins zu vier.

Für die Szene, in der Wendy entdeckt, dass Jack gar keinen Roman geschrieben hat, sondern immer nur „All work and no play makes Jack a dull boy“  wurden hunderte von Seiten mit diesem Text nicht nur in Englisch abgetippt sondern in mehreren verschiedenen Sprachen. Der Film wurde entsprechend international mit der Szene in der jeweiligen Landessprache ausgeliefert. Leider wird dies auf DVD und Blue-Rays zumeist nicht übernommen.

Alle Teppiche im Overlock Hotel wurden von der Crew handbemalt. Außerdem gab Kubrick der Crew absichtlich falsche Karten vom Labyrinth und wenn sie sich in diesem dann verirrten und nach Hilfe riefen, lachte er sie über die Lautsprecher aus.

Kubrick quälte ferner Shelley Duvall absichtlich, damit sie entsprechend fertig war und die Szenen glaubwürdiger wirkten. Er beschimpfte sie am Set und ließ sie viele Szenen etliche Male drehen, damit sie am Ende war und das auf der Leinwand zu sehen ist. Kubrick drehte vier Monate lang nur die Szenen der letzten Stunde des Films, sodass Duvall quasi vier Monate durchheulte. Für die Szene in der Duvall den Baseballschläger schwingt, brauchte Kubrick 125 Takes. Das steht im Guinnesbuch der Rekorde als Weltrekord einer Szene mit den meisten Takes. Nicholson fand Kubricks Umgang mit Duvall so schrecklich, dass er nie wieder mit ihm arbeitete, obwohl Kubrick Nicholson liebte. Aber auch Jack Nicholson bekam seinen „fair share“ an Wahnsinn: Für den Dreh der „Here’s Johnny“-Szene brauchten sie drei Tage und 60 Türen!

The Shining ist einer der ersten Filme, der die Steadicam verwendet, die 1976 erst auf den Markt kam (Der erste Film war Rocky). Diese Kamera wurde vor allem bei den Dreirad-Trackingshots eingesetzt: Da die Kamera insgesamt 27 Kilogramm wog, saß der Kameramann in einem Rollstuhl, der hinter Danny Lloyd hergeschoben wurde.

Die Szene, in der Wendy Jack im Kühlraum eingesperrt hat und Jack sie dann durch die Tür versucht zu überreden, ihn wieder freizulassen, wurde gedreht, indem der Kameramann auf dem Boden zwischen Nicholsons Beinen lag. Er hatte eine Glühbirne auf die Brust geklebt, um die Szene auszuleuchten und Kubrick lag daneben, hielt eine Hand über die Birne, damit das Bild nicht überbelichtet wurde und gab Regieanweisungen.

Die Verfolgungsjagd im Labyrinth wurde im Studio gedreht, der Schnee wurde mit 900 Tonnen Salz und pulverisiertem Styropor dargestellt, für den Nebel verwendeten sie verdampftes Pflanzenöl. Die Scheinwerfer heizten das Studio auf und dennoch mussten die Schauspieler natürlich Winterklamotten tragen. Hinter den Schauspielern her lief zudem immer der Kameramann mit der schweren Steadicam In der Szene, in der Danny rückwärts läuft, trug der Kameramann auch noch Stelzen mit Füßen so groß wie die von Danny, damit seine eigenen Abdrücke nicht zu sehen sind.

Die Specialeffects in The Shining

Der Blutaufzug wurde mit einem Miniaturmodell des Flurs gedreht, Kubrick verwendete dafür dennoch über 1.000 Liter Kunstblut. Die Crew brauchte drei Takes bis Kubrick zufrieden war und nach jedem Take musste sie das Modell neun Tage lang putzen, damit es für den Dreh wieder bereit war.

Der Labyrinth Top-Shot wurde mit einer Maske gemacht, nur das Innere Labyrinth war echt, das äußere war ein Bild.

Das Foto am Ende ist eine Retusche, bei der Jack Nicholsons Kopf eingefügt wurde. Wenn man genau darauf achtet, sieht man, dass zwei verschiedene Fotos verwendet wurden: Eines als die Kamera noch weiter weg ist und eines, als sie den Close-Up zeigt.

Filmisches Erzählen in The Shining

Das Spiel mit Horrorfilm-Tropes

„The Shining doesn’t necessarily come off right away as a horror film. The ariel shots of the title sequence shows a picturesque mountain scene and there is the unusual choice of blue credits, a colour not usually associated within the horror genre, however the music choice makes this rather beautiful shot seem ominous and frightening, and highlights the vastness of the surroundings which completely overpower the characters.“

Faye Carr-Wilson

Kubrick fand die klassischen Tropes des Horrorfilms so eingefahren, dass er absichtlich damit brach. Das ist der Grund dafür, dass zum Beispiel Jack schon zu Beginn des Films verrückt wird und keine Metamorphose durchmacht und die im Buch gegebene Erklärung (Alkoholismus) sehr stark zurückgenommen wird. Weiterhin unkonventionell ist, dass der Film ein Happy End hat und außer dem Mörder nur eine andere Person sterben muss. Ferner gibt es in Horrorfilmen normalerweise eine monokausale Erklärung: Es gibt genau eine Bedrohung (Mörder, Geister, Zombies etc.) auf die sich die Protagonisten einzustellen haben. Kubrick brachte bewusst zwei ins Spiel: Geister und den Mörder. Kubrick verzichtet weitgehend auf Jumpscares und das Set ist außergewöhnlich hell ausgeleuchtet für einen Horrorfilm.

„Stanley Kubricks „Shining“ gilt als einer der einflussreichsten und besten Horrorfilme aller Zeiten. Von Vielen wird der Film vergöttert, in die Popkultur ist er ohnehin schon längst eingegangen. Und es stimmt ja auch, der Film ist gut. Aber ein reinrassiger Horrorfilm? Nö, das ist er sicher nicht. Der Film ist kein Film zum Mitfühlen, keiner zum Gruseln, auch nicht zum Erschrecken.“

Die Drei Muscheln

Nachtrag zum Podcast: Klassich für den Horrorfilm wäre außerdem, dass das Monster irgendetwas mysteriöses, unbekanntes ist. In The Shinning ist Jack der Charakter, den wir am besten kennen und der sich vor unseren Augen in ein Monster verwandelt. Ein letzter Trope, den wir in seiner Bedeutung nur angedeutet haben, ist der heraneilende Retter. Dass ein Mann kommt, um eine Frau und ein Kind zu retten, ist ein sehr angestaubtes Erzählmuster. Hier ist dann der Mann der einziger, der stirbt, während Frau und Kind sich selbst retten.

Des Rätsels Lösung

Der größte Hack ist, dass Kubrick uns keine Erklärung für das liefert, was geschieht. das gipfelt im Foto von Jack Torrance am Ende des Films. Das Foto wird präsentiert wie der Schlüssel, mit dem sich das rätselhafte Schloss öffnen lässt. Aber in Wirklichkeit stellt es selbst wieder nur ein eigenes neues Rätsel dar: Wieso ist Jack auf einem Bild aus den 1920ern? War er schon immer ein Geist? Wurde er wiedergeboren?

Paula vertritt die These, dass The Shining tatsächlich so zu interpretieren ist, dass Jack schon immer ein Geist war. Daniel weist auf den Widerspruch hin, dass dies nicht damit zusammenpasst, dass Jack Familienvater ist und uns in dem Fall, dass die Geisterthese stimmt, keine Erklärung geliefert wird, warum der Geist eine Familie hat.

Paula bietet die Alternativinterpretation an, dass das Foto selbst eine Geistererscheinung ist und dort Jack nur abgebildet wird, weil er das neueste Opfer des Hotels ist. Das ist eine spannende These, löst aber nicht das Problem, dass wir kein Indiz an die Hand bekommen, dass es tatsächlich so geschieht und warum dies der Fall ist. Es bleibt also dabei, dass das Foto ein weiteres Rätsel ist, das nichts erklärt.

Kubrick selbst hat sich übrigens immer geweigert, selbst eine Erklärung zu liefern. Er wollte es den Zuschauern selbst überlassen, den Film zu interpretieren, wie sie es für richtig halten. Daniel findet diese Einstellung von Kubrick einerseits gut, andererseits kritisiert er, dass der Film keine Möglichkeit anbietet zu einer schlüssigen, kohärenten Interpretation. Stattdessen wirft jede mögliche Interpretation neue Fragen auf und führt zu Widersprüchen. Dadurch wird der Film zu einem willkürlichen Symbol, das jegliche Bedeutung verliert.

Das Labyrinth als Leitmotiv

Zum einen steht ein buchstäbliches Labyrinth direkt vor dem Hotel, zum anderen wirkt das Hotel mit seinen langen Fluren selbst wie ein Labyrinth. Um das Gefühl der Verlorenheit und Verwirrung zu verstärken, baute Kubrick sehr viele Unmöglichkeiten in das Hotel ein.

Das Overlock-Hotel hat zunächst einmal einen unmöglichen Grundriss: Das Büro des Managers hat ein Fenster, das eigentlich auf einen Gang führen müsste, vor den Colorado-Lounge-Fenstern müsste eigentlich auch ein Gang sein, es wird nie klar, wo im Hotel eigentlich der Blutaufzug ist, der Gold Room ist zu groß für das Hotel, die Wohnung der Torrances ist von innen eine Eckwohnung aber nicht von außen und der Gang vor der Wohnung der Torrances hat unmögliche Türen.

Bei Dannys Dreiradfahrten sieht man weitere Unmöglichkeiten: So gibt es Türen auf den Fluren, die so dicht an den Ecken sind, dass sie zum gleichen Raum führen würden. Auch Room 237 ist „bigger on the inside“ und die Tür rechts von Room 237 müsste in die Treppe hineinführen, die dort hinunterführt, wie man um die Ecke sieht. Auf der Dreiradfahrt kommt Danny außerdem an Türen vorbei, die von hinten in den Aufzug führen müssten.

Aber der entscheidende Hinweis ist: Als Danny, Wendy und Hallorann wieder aus dem Gefrierhaus kommen, kommen sie aus einer anderen Tür als sie hineingegangen sind.

Doch damit noch nicht genug! Eingang des Labyrinths wechselt die Position, das Layout des Labyrinths verändert sich ebenfalls während des Films, das Labyrinth fehlt auch im Opening-Shot und das Modell sowie die Karte des Labyrinths sehen anders aus als das echte Labyrinth.

In mehreren Szenen fehlen ferner die Reflektionen der Protagonisten in Spiegeln, als Danny auf dem Teppich spielt, ändert sich das Muster zwischen zwei Schnitten, der Fernseher (im American Cut) hat keine Kabel, Tische und Stühle verschwinden aus der Colorado Lounge und die Schreibmaschine von Jack wechselt die Farbe.

Die Geister in The Shining

Die Präsentation der Geister erfährt einen cleveren Twist in The Shining: Über 3/4. der Spielzeit könnten sie auch der Phantasie von Jack (und Danny) entsprungen sein. Aber im Showdown ist es dann der Geist des früheren Hausmeisters, der Jack wieder aus dem Vorratsraum befreit und somit aktiv handelnd in Szene tritt.

Die Frage, ob die Geister echt sind hatte Kubrick zuvor geschickt im Zuschauer geweckt, indem er sämtliche Begegnungen von Jack und den Geistern vor Spiegeln stattfinden ließ, sodass es auch so hätte gewesen sein können, dass Jack nur mit sich selbst spricht.

Populäre Interpretationen von The Shining

„The Shining tends to be opaque, even though its corridors are well-lit.“

Justin Morrow

Wir geben verschiedene Interpretationen zu The Shining oder Teilaspekten des Films wieder, die in diesem Internet zu finden sind. Angeheizt wurden die Spekulationen und dadurch entstandenen Interpretationen durch die Tatsache, dass Kubrick sich nie selbst zur Interpretation geäußert hat:

Es gibt übrigens eine einfache Erklärung, warum Kubrick Room 217 (im Buch) in Room 237 geändert hat. Der Manager der Timberland-Logde**, die für die Außenaufnahme Modell stand, bat Kubrick darum, da es in diesem Hotel zwar einen Raum 217 aber keinen 237 gibt und der Manager fürchtete, dass sich Raum 217 zukünftig nicht mehr würde vermieten lassen:

„The exterior of the hotel was filmed at the Timberline Lodge, near Mount Hood, in Oregon. It had a room 217 but no room 237, so the hotel management asked me to change the room number because they were afraid their guests might not want to stay in room 217 after seeing the film.“

Stanley Kubrick

**Vielen Dank an XTC123 für diesen Hinweis (Siehe Kommentare).

Easteregg, Zitate & Referenzen

  • Wegen des Streit mit King baute Kubrick einen persönlichen Diss an King in den Film ein: Im Buch ist der Käfer der Torrances, mit dem Wendy und Danny am Ende fliehen, rot. Im Film gibt es eine Szene, die nichts zur Handlung beiträgt, in der man einen zerstörten roten Käfer sieht.
  • 1920s: Während der Film sonst hell ausgeleuchtet ist, ist die abschließende Verfolgungsjagd im Labyrinth an die düsteren Bilder des Deutschen Expressionismus angelegt.
  • 1921: Die „Here’s Johnny“-Szene zitiert den Film Körkarlen. (Hier findet ihr auch noch einmal Infos zu Daniels ausführlicher Besprechung der Szene in schriftlicher Form)
  • 1957: Der Satz „All work no play makes Jack a dull boy“ stammt ursprünglich aus Die Brücke am Kwai.
  • 1960: Psycho gilt als Begründer des Slasher-Genres. Zwar gibt es in The Shining kein direktes Zitat, aber es werden einige Tropes aufgegriffen: Der Wahnsinnige im Hotel, die wichtige Rolle des Badezimmers.
  • 1962: Der berühmte Ausruf „Here’s Johnny“ stammt aus The Tonight Show Starring Johnny Carson.

Die Rezeption von The Shining

Als der Film erschien, bekam er überwiegend schlechte Kritiken. Vor The Shining war Kubrick auf dem Höhepunkt seiner Anerkennung in Kritikerkreisen. The Shining ließ dann aber die Zuschauer so ratlos zurück, dass er ursprünglich eher schlecht besprochen wurde. Allerdings war The Shining ein finanzieller Erfolg.

Die Timberland Lodge, die Vorbild für die Außenaufnahmen stand, existiert noch heute. Im November 2015 gibt es ein Zimmer für zwei Personen für ein Wochenende ab 145$.

Für The Shining wurde so viel Kunstschnee produziert, dass dieser in The Empire Strikes Back wiederverwendet wurde. Außerdem wurden Luftaufnahmen, die für die  Eröffnungsszene gedreht wurden, in Blade Runner wiederverwendet. Nachdem Stephen King die Rechte zurückerhielt, schrieb er ein neues Drehbuch, dass 1997 als Fernseh-Zweiteiler neu verfilmt wurde.

Der Film ist in die Popkultur eingegangen, so gibt es beispielsweise den Teppich zu kaufen, alternativ auch als Fußmatte, Schal oder Pulli.  In Berlin gibt es den „Here’s Johnny“-Moment als Graffiti. Ferner gibt es ein Mem: „Was wäre, wenn Wes Anderson den Film gedreht hätte“, davon gibt es natürlich auch eine Folge zu The Shining. Außerdem gibt es eine preisgegrönte Doku „Room 237“ über einige der Fantheorien.

Preise & Bestenlisten

Der Film war sogar ursprünglich für zwei Goldene Himbeeren nominiert: Kubrick als schlechtester Regisseur und Duvall als schlechteste Schauspielerin. Mittlerweile hat sich das Bild aber gedreht, sodass The Shining in einigen Bestenlisten vertreten ist:

Zitate & Referenzen

  • Die Simpsons haben The Shining mindestens in sage und schreibe 12 Episoden zitiert.
  • Poltergeist (1982): Carol Anne wacht um 2:37 Uhr auf und trifft den Geist.
  • Beetlejuice (1988): Der Eröffnungsszene mit dem Käfer wird zitiert.
  • Akira (1988): Die Room-237-Szene wird zitiert.
  • Die nackte Kanone (1988): Die „Here’s Johnny“-Szene wird zitiert.
  • Goodfellas (1990): Der Shot von Henry in der Dusche spiegelt den Shot of Jack an der Tür der Vorratskammer.
  • Barton Fink (1991): Es ist ein Steadicam-Shot im Flur vor Room 621 zu sehen.
  • Jurassic Park (1993): Verstecken im Küchen-Unterschrank wird zitiert und ein Raptor hat einen „Here’s Johnny“-Moment.
  • Die Verurteilten (1994): Room 237 kommt vor.
  • Toy Story (1995): Der Teppich in Sids Haus hat das gleiche Muster.  Und „Redrum“ wird erwähnt.
  • Event Horizon (1997): Sehr ähnliche Plottstruktur zu The Shining, außerdem werden der Blutaufzug und die Badezimmer-Szene zitiert.
  • Memento (2000): „Redrum“als Tattoo.
  • Findet Nemo (2003) „Here’s Johnny“ wird als „Here’s Brucie!“ variiert.
  • Dawn of the Dead (2004) zitiert den „Here’s Johnny“-Moment.
  • Toy Story 3 (2010) Sids Müllauto hat das Nummernschild „RM237“.
  • The Cabin in the Woods (2012): Die Zwillinge tauchen auf.
  • Grand Budapest Hotel (2014): Als Agatha von Dmitri verfolgt wird, werden die Kamerafahrten und das Tapetenmuster des Overlook Hotels zitiert.
  • Birdman (2014): Der Teppich taucht auf, außerdem ist der ganze Film ein einziger Tracking-Shot.

Die Frozen-Theorie

Nach dieser Theorie spiegelt Frozen The Shining (leider ist der Original-Blogpost offline). Demnach repräsentiert das Schloss das Overlock-Hotel, Elsa ist Jack, Anna ist Danny und Olaf ist Wendy.

Jack gibt das Saufen auf, nachdem er Danny mal wehgetan hat, Elsa macht das gleiche mit der Magie. Der Eispalast ist der Gold Room, die Flucht von Olaf und Anna aus dem Schloss spiegelt die Flucht von Wendy und Danny aus dem Hotel.  Es gibt noch mehr Parallelen, die wir aber nicht verraten, weil sie Frozen spoilern würden und ihr alle Frozen ansehen sollt und erkennen sollt, was für ein verdammtes Meisterwerk der Film ist!

Die Frozen-Theorie ist ein großer Spaß, aber nicht glaubhaft, da zuviel von beiden Filmen ausgelassen wurde, um die Ähnlichkeiten hervorzuheben. Wenn man weit genug abstrahiert, kann man alles in jedes Symbol hineinlesen. Das ist der alte Wahrsagertrick. Was allerdings auffällig ist, sind die Vergleiche von Danny und Anna, wie sie in den leeren Fluren spielen, und die Flucht aus dem Hotel/Schloss. Sodass es durchaus denkbar ist, dass diese Szenen tatsächlich The Shining referenzieren.

Lesenswert & Sehenswert

Produktions-Funfacts

Kritiken

Interpretationen

Popkulturkram

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