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SF71 – Reservoir Dogs (feat. Mathias)

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Daniel
Mr. Pink
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Mathias
Mr. Blonde


I don’t tip because society says I have to

Mit den Gehirnen von 35 Jährigen in den Körpern von 90 Jährigen luden wir unseren Berlin-Korrespondenten Mathias und die üblichen technischen Probleme ein, um endlich die Frage zu klären: Who shot Nice Guy Eddie? Nebenbei klärten wir übrigens auch, ob Mr. Pink starb. Reservoir Dogs bildet also den Auftakt unserer nun nicht mehr ganz so geheimen Regisseur-Reihe. Fuck! Tarantino hat uns voll erwischt. Loyal, vulgär, gewalttätig und vor allem hypermännlich kamen wir als Boten mit Berichten zu dieser Geburt. Mathias, hörst du uns?!

Vorgeplänkel

Daniel schaltet den Herd unerfolgreich aus … ♦ Was wurde eigentlich aus Kermit? ♦ 6 von 36 Fragen, durch die man sich verliebt … ♦ Die Retter von New York ♦ Daniel war im Enough Talk! und sprach noch einmal über künstliche Intelligenz ♦ Außerdem sprach Daniel über Harry Potter in der Second Unit

Die Eckdaten von Reservoir Dogs

Erscheinungsjahr: 1992
Regie: Quentin Tarantino
– Filmographie als Drehbuchautor:
1993 True Romance
1994 Natural Born Killers (Story)
1995 Dance Me To The End Of Love (Kurzfilm)
1996 From Dusk Till Dawn
1996 Curdled
Schnitt: Sally Menke (1953-2010).
Budget: 1,5 Mio
Besetzung: Harvey Keitel (Mr. White,) Tim Roth (Mr. Orange), Michael Madsen (Mr. Blonde), Steve Buscemi (Mr. Pink), Quentin Tarantino (Mr. Brown), Chris Penn (Nice Guy Eddie), Eddie Bunker (Mr. Blue)
Genre: Gangsterfilm, Kammerspiel, Heist-Movie, Neo-Noir, Thriller, postmoderner Film, Tragödie

Eddie Bunker, der Mr. Blue spielt, war übrigens ein Ex-Bank-Räuber im wahren Leben. Er war der jüngste Gefangene, der jemals in St. Quentin einsaß. Nach seiner Haftstrafe schrieb er Bücher und wurde Schauspieler.

Die Produktion von Reservoir Dogs

Die Idee zu Reservoir Dogs

Tarantino kam auf die Idee zu Reservoir Dogs, als er noch in der Videothek Video Archives arbeitete. In dieser Videothek gab es ein Themen-Regal, das sie jede Woche mit anderen Filmen bestückten. In einer Woche war das Thema „Heist-Movies“. Tarantino nahm sich jeden Abend einen mit nach Hause, schaute alle Klassiker des Genres und dachte sich:

„I put my head round what a neat genre that would be to redo.“

Der Legende nach fand er in den Video Archives auch den Titel „Reservoir Dogs“ als er einem Kunden den Film Au revoir, les enfants empfahl, der aber die Empfehlung abtat mit:

„I don’t want no reservoir dogs!“.

Diese Geschichte ist so schön, dass wir sie euch nicht vorenthalten wollten, aber höchst wahrscheinlich nicht wahr. Kritiker sagen, dass zum Zeitpunkt, als Reservoir Dogs entstand, Au revoir, les enfants noch keinen Video-Release in den USA hatte.

Während der Produktion erzählte Tarantino immer die Geschichte, dass “Reservoir Dog” im französischen Gangsterfilm „Verräter“ bedeute. Das ist aber definitiv nicht wahr und Tarantino hatte es sich nur ausgedacht, um die Geldgeber ruhigzustellen, da er wusste, dass sie das französische Kino sowieso nicht gut genug kannten.

Das Drehbuch von Reservoir Dogs

Tarantino hatte bereits einige Drehbücher geschrieben, die aber allesamt von den Studios, an die seine damalige Managerin Cathryn Jaymes sie schickte, abgelehnt wurden. Die Begündung war stets: Zu unmoralisch, zu vulgär, zu Brutal. Ein Manager störte sich so sehr an den vielen „Fucks“ im Skript von True Romance, dass er Cathryn Jaymes folgendes Antwortschreiben schickte:

„Dear Fucking Cathryn,

How dare you send me this fucking piece of shit. You must be out of your fucking mind. You want to know how I feel about it? Here’s your fucking piece of shit back. Fuck you.“

Dann traf Tarantino seinen zukünftigen Produzenten Lawrence Bender. Bender hatte damals auch erst einen Film gemacht. Er war begeistert vom Drehbuch von Reservoir Dogs. Bender versprach Tarantino, das Geld für den Film zu besorgen und der Regisseur gab ihm zwei Monate Zeit. Den Vertrag unterschrieben sie auf einer Papierserviette.

Benders größtes Problem bei der Finanzierung war, das Tarantino darauf bestand, selbst Regie zu führen. Zwar gab es einige Interessenten, die merkten, wie brillant das Drehbuch ist, aber niemand war bereit, das Risiko einzugehen, einen unbekannten Videothekar auf den Regiestuhl zu setzen. Benders erster Erfolg war dann, das Drehbuch zu True Romance an Tony Scott für 30.000 $ zu verkaufen. Scott wollte eigentlich lieber Reservoir Dogs haben, aber Tarantino rückte sein liebstes Projekt nicht raus.

Tarantinos und Benders Plan war dann, Reservoir Dogs zusammen mit ihrem Freundeskreis mit dem Geld für True Romance zu drehen. Da sie das nicht weit bringen würde, war der Plan Reservoir Dogs als 16mm schwarz-weiß Kurzfilm zu drehen, in dessen Mittelpunkt die Szene steht, in der Mr. Pink, den Tarantino spielen wollte, von einem Polizisten (gespielt von Lawrence Bender) gejagt wird.

Allerdings nahm Bender damals auch selbst Schauspielunterricht. Und als er seinem Schauspiellehrer von dem Script erzählte, sagte der, dass seine Frau Harvey Keitel kenne und so landete das Drehbuch schließlich in Keytels Schoß. Keitel willigte ein, sich mit Tarantino zu treffen. Bei diesem Treffen kam es der Legende nach zu einem berühmt gewordenen Dialog:

Keitel fragte: ‘How’d you come to write this script? Did you live in a tough-guy neighborhood growing up?’
Tarantino sagte nein.
Keytel: ‘Was anybody in your family connected with tough guys?’
Tarantino sagte nein
Keitel: ‘Well, how the hell did you come to write this?’
Tarantino: ‘I watch movies.’

Harvey Keitel stieg in das Projekt als Hauptdarsteller und Co-Produzent ein. Mit seiner Unterstützung gelang es, das Budget, auf 1,5 Millionen zu erhöhen. Keitel finanzierte auch die Casting-Session in New York, bei der das Team Steve Buscemi, Michael Madsen, und Tim Roth fand. Keitels wichtigste Rolle war allerdings, dass er Tarantino als Regisseur den Rücken stärkte. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die Welt Harvey Keitel verdankt, dass sie Tarantino als Regisseur bekam.

Das knappe Budget

Das Budget von 1,5 Millionen war noch immer so niedrig, dass das Team an allen Ecken und Enden sparen musste. Mehrere Schauspieler trugen ihre eigenen Klamotten, zum Beispiel gehörte die hübsche Trainingsjacke wirklich Chris Penn. Steve Buscemi trug statt einer Anzughose, schwarze Jeans, die ihm gehörten. Michael Madsen fuhr wegen des knappen Budgets sein eigenes AutoRobert Kurtzman willigte ein, das Special Make-up umsonst zu machen, wenn Tarantino im Gegenzug umsonst eine Geschichte von Kurtzman in ein Drehbuch umarbeite. Die Geschichte war: From Dusk Till Dawn.

Eine Parallele zu Diary of a Teenage Girl (SF69): die Crew hatte kein Geld, um bei den Szenen auf der Straße diese sperren zu lassen. Besonders problematisch gestaltete sich daher die Szene, in der Mr. Pink das Auto klaut. Die Crew musste bei den einzelnen Takes immer den richtigen Moment abwarten, an dem die Ampel auf Grün umspringt, damit Buscemi losfahren kann.

In einem Interview sagte Tarantino später, dass er überproportional viel für die Rechte des Songs „Stuck in the middle with you“ ausgeben musste. Das Lied, das er in der Folterszene verwendet. Und zwar hatte er schon im Drehbuch stehen, dass er den Song in dieser Szene verwenden will. Dadurch wusste die Plattenfirma, dass sie viel dafür verlangen konnte. Tarantino sagte, dass er daraus gelernt hat und nie wieder die geplante Verwendung eines Songs ins Drehbuch geschrieben hat.

Der Dreh von Reservoir Dogs

Ebenfalls wie Marielle Heller vor Diary of a Teenage Girl (SF69) wurde auch Tarantino zum Sundance Institute eingeladen. Allerdings besuchte er den Regie-Workshop. Dort inszenierte er mit Schauspielern unter Anleitung eine Szene von Reservoir Dogs. Einer seiner Lehrer war übrigens Terry Gilliam, dem Tarantino dann im Abspann von Dogs auch dankt.

Die eigentlichen Dreharbeiten fanden im Juli und August statt. Und es war so heiß, dass Tim Roth mehrere Male durch das getrocknete Kunstblut buchstäblich am Boden festklebte und in den Drehpausen abgekratzt werden musste, was mehrere Minuten dauerte.

Michael Madsen hatte große Probleme, die Folterszene zu drehen. Als Kirk Baltz (der den Polizisten spielt) improvisierte und flüstert: „I’ve got a little kid at home.“ musste Madsen die Szene weinend abbrechen, da er gerade selbst Vater geworden war.

Weniger Probleme hatte Madsen damit, Baltz in den Kofferaum seines Autos zu sperren. Kirk Baltz bat Madsen bei einer Probe darum, einmal um den Block zu fahren. Da er noch nie in einem Kofferraum eingesperrt gewesen war, wollte er die Erfahrung machen, um seine Rolle glaubwürdiger spielen zu können. Als Madsen im Auto saß, beschloss er, dass dies eigentlich auch eine gute Gelegenheit sei, sich mit seinem eigenen Filmcharakter vertraut zu machen. Daher fuhr er nicht nur um den Block, sondern erst einmal durch den Drive-In eines Taco Bells und dann erst zurück zum Set. Dass er dort mit einem Becher Cola auftauchte, gefiel Tarantino so gut, dass sie dies für den Dreh übernahmen.

Das Rätsel des Showdowns

Im Showdown, wenn Mr. White, Joe und Nice Guy Eddie sich im Mexican Standoff gegenüberstehen, gibt es das große Rätsel, das zu vielen Fantheorien geführt hat: Wer erschoss Nice Guy Eddie? Mr. White erschießt Joe und wird dann von Eddie erschossen. Aber Eddie fällt einfach um, ohne dass eine Waffe auf ihn gerichtet ist. Es gibt sogar T-Shirts mit der Frage: „Who shot Nice Guy Eddie?“.

Die Auflösung ist eine Panne: Die Schauspieler trugen Kunstblutbeutel unter der Kleidung mit Mikrozündern. Aber der Beutel von Keitel explodierte zu früh, sodass er zu Boden ging, bevor er auf Penn schießen konnte. Dann explodierte Penns Blutbeutel und er ließ sich fallen. Tarantino beschloss gemäß dem von uns schon oft zitierten Hollywood-Credo „Wirkung geht über Realismus“ diesen Take zu nehmen.

Filmisches Erzählen in Reservoir Dogs

Die erste Szene

„This scene works not because it’s 5 dudes sitting around, it works because it’s entertaining. They’re not talking about themselves or talking about their job, because we have NO idea why they’re even together. We just know that they’re shooting the shit in a very casual, entertaining way. It tells us a lot about the characters, without knowing them.“

Taste of Cinema

Die erste Szene im ersten Film von Tarantino ist bereits ganz großartig und zeigt vieles von dem, was den Regisseur in seinen kommenden Filmen auszeichnen soll. Natürlich fallen dabei sofort die Tarantino-typischen Dialoge auf.

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Aber die Szene ist nicht einfach nur unterhaltsam. Sie eröffnet zugleich eine ganze Reihe von Themen, die sich durch den Film ziehen. Zunächst das Thema Männlichkeit. Es sitzen ein Haufen Typen um einen Tisch herum und unterhalten sich über eine Frau (Madonna). Durch die Trinkgelddiskussion wird die postmoderne These eingeführt, dass es keine universellen Werte gibt und wiederum durch die „Like a Virgin“-Anekdote wird das Thema „Erlösung durch Schmerz etabliert.

Nicht zuletzt bekommen fast alle Charaktere einen kleinen oder größeren Moment, der sie etabliert. Mr. White nimmt Joe das Buch weg und zeichnet sich so als Anführer aus, der Joe ebenbürtig ist. Mr. Blonde fragt daraufhin, ob er Mr. White umbringen soll, womit er seine Psychopathie andeutet und zugleich zeigt, wie loyal er Joe gegenüber ist. Mr. Pink zeigt mit der Trinkgeld-Diskussion, wie egoistisch und durchgeknallt er ist, aber auch, dass er gute Argumente hat. Mr. Orange, der Verräter, verrät dann Mr. Pink, als Joe fragt, wer kein Trinkgeld gegeben hat. Auch wichtig ist, dass Mr. Brown so einen großen Redeanteil an der ersten Szene hat. Da wir ihn später fast nicht mehr sehen und er auf der Flucht stirbt, ist es wichtig, dass wir ihn kennengelernt haben. Warum? Das erklärt uns noch einmal „Movies I Love (and so can you)“ am Unterschied von Jurassic Park und Jurassic World:

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Ein männlicher Film

Reservoir Dogs ist ein sehr männlicher Film. Die Fakten sind zunächst, dass wir nur männliche Sprechrollen haben und dass diese Männer sich geradezu „hypermännlich“ verhalten. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Filmen ist sich RD dieser Tatsache sehr bewusst und spielt damit.

Das sieht man wieder an der ersten Szene, in der erst misogyn über Madonna und ihre „Big Digs“ diskutiert wird. Aber im Anschluss über Trinkgeld und darüber dass vor allem Frauen ohne Ausbildung Kellnerinnen sind und sie auf das Trinkgeld angewiesen sind – ein dezidiert feministisches Thema.

Die nächste Szene nach der Titelsequenz zeigt dann den angeschossenen Mr. Orange im Auto. Die Art und Weise, wie Tim Roth sie spielt und auf der Rückbank des Autos liegt erinnert dabei stark an eine Geburt. Dabei schreit er immer wieder, dass er von einer Frau angeschossen wurde und fragt, warum sie das gemacht hat. Im Lagerhaus tupft Mr. White ihm dann auch noch die Stirn, wie ein werdender Vater der Frau.

Postmodernes Kino & Erlösung

Tarantino gilt als Paradebeispiel für einen postmodernen Regisseur, weil er selbstreflexiv und selbstironisch. Er packt seine Filme mit unzähligen Zitaten und Referenzen voll. Mark T. Conard betont, dass das aber noch nicht alle postmodernen Aspekte an Tarantino sind. Er schreibt, dass die postmoderne Philosophie sich dadurch auszeichnet, dass sie sowohl die Suche nach universellen Werten als auch jene nach absoluter Wahrheit aufgegeben hat. Beide Elemente stecken auch immer in Tarantinos Filmen.

Die Relativierung von Werten ist ein permanentes Thema in Reservoir Dogs, wahrscheinlich am drastischsten in der damals skandalösen Folterszene exemplifiziert. Aber auch sie findet sich schon in der ersten Szene in der guten Argumentation von Mr. Pink, dass Trinkgeldgeben nur eine willkürliche gesellschaftliche Konvention ist mit der er die vorherschende Moral anzweifelt.

Die These, dass es keine Wahrheit gibt, zeigt sich wiederum sehr schön in der Anekdote über den Gras-Deal, die Mr. Orange sich ausgedacht hat. Wir sehen in der Inszenierung erst verschiedene Probenphasen der Geschichte, dann, wie Orange sie den Dogs erzählt und springen dann in die Geschichte hinein, als wäre sie doch tatsächlich passiert. Mit dieser Geschichte in der Geschichte in der Geschichte führt uns Tarantino vor Augen, dass es keine Wahrheit gibt.

Auch dass wir den Heist nicht sehen, sondern nur in Form von Botenberichten erzählt bekommen, also wieder als Erzählungen in der Erzählung, ist ein weiterer Aspekt, in dem Reservoir Dogs die These vertritt, dass es keine Wahrheit gibt.

Diese postmodernen Thesen kombiniert Tarantino mit Erlösungsgeschichten. Daraus ergibt sich die Frage, wie Erlösung in einer Welt aussieht, in der es keine absoluten Werte mehr gibt, in der Gott tot ist. Die vermeintliche Antwort, die Tarantino darauf gibt, ist „Erlösung durch Schmerz“. Das zeigt sich schon in der bekloppten Diskussion über Madonna, in der es darum geht, dass eine Frau beim Sex so viel Schmerz hat, dass sie sich wieder wie eine Jungfrau fühlt. Dieses Thema wird dann durch das Leiden von Mr. Orange aufgegriffen, welches ja mit einer Geburt assoziiert wird, an deren Ende die Erlösung vom Schmerz quasi durch den Schmerz der Geburt steht.

Die Beziehung von White und Orange

Behalten wir, das oben geschriebene zu Geschlechterrollen, zur Erlösung und zum postmodernen Kino im Auge und betrachten wir die Beziehung von Mr. White und Mr. Orange.

Ebenfalls in der ersten Szene wird schon etabliert, dass White und Orange eine enge Beziehung haben, indem sie eng nebeneinander im Diner sitzen. Die beiden haben ein sehr inniges geradezu intimes Verhältnis, wie Brüder oder wie Vater und Sohn. Die Beziehung der beiden ist fast inszeniert wie in einem Liebesfilm. Mr. White geht ungewöhnlich zärtlich mit Mr. Orange um, besonders mit Blick darauf, wie demonstrativ männlich Reservoir Dogs ist. Mr. Oranges Verletzung wird dabei gewissermaßen als Entschuldigung dafür angeführt, sodass keine Homoerotik aufkommt:

„In the war film, a soldier can hold his buddy—as long as his buddy is dying on the battlefield. In the western, Butch Cassidy can wash the Sundance Kid’s naked flesh—as long as it is wounded. In the boxing film, a trainer can rub the well-developed torso and sinewy back of his protege—as long as it is bruised. In the crime film, a mob lieutenant can embrace his boss like a lover—as long as he is riddled with bullets. Violence makes the homoeroticism of many “male” genres invisible; it is a structural mechanism of plausible deniability.“

Kent Brintnall’s Tarantino’s Incarnational Theology: Reservoir Dogs, Crucifixions and Spectacular Violence zitiert nach Randomaniac.

Aber di Verletzung von Orange hat noch eine andere Bedeutung. Mr. Orange hat eine Doppelrolle: Als Verräter ist er einerseits der Judas der Geschichte. Durch sein Leiden hat er in dieser Erlösungsgeschichte aber zugleich die Rolle des Jesus‘ inne. Das führt uns Tarantino ultimativ in der letzten Szene vor Augen:

Still aus der letzten Szene von Reservoir Dogs

Still aus der letzten Szene von Reservoir Dogs

Hiermit spiegelt er Michelangelos berühmte Skulptur von Maria, die den sterbenden Jesus im Schoß hält, die Pietà:

Michelangelos Pietà

Michelangelos Pietà

Mit dieser letzten Szene hat Tarantino eine Klammer um seinen Film gelegt: Er beginnt ihn mit Schmerz und Madonna in einer sehr albernen Form und lässt ihn enden mit Schmerz und Madonna in einer sehr ernsten Form. Und er verdeutlicht uns, dass die Beziehung von White und Orange gewissermaßen eine Mutter-Sohn-Beziehung ist. Doch bringt sie auch Erlösung?

„However, because the universe that these characters inhabit is a postmodern one, their attempts at redemption are bound to fail, one way of living being, according to postmodernism, morally equal to any other way.“

Metaphilm

Da es keine absolute Moral in diesem postmodernen Universum gibt, muss der Versuch, erlöst zu werden, scheitern. Denn eine Art zu leben ist genauso gut oder schlecht wie jede andere. Es gibt keine Autorität mehr die entscheidet, ob du tugendhaft bist. Wir argumentieren heute am ehesten mit gesellschaftlichen Werten (ein Grund, warum Tarantino so viel Popkultur in seine Filme einwebt).

So endet der Film dann auch damit, dass Orange gesteht, dass er der Verräter ist. White erschießt daraufhin Orange und wird von der Polizei erschossen.

Die Folterszene

Die damals skandalöse Folterszene ist in ihrer Verdichtung die Entscheidende Szene an deren Ende klar ist, dass Mr. Orange der Verräter ist.

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Interessant an der Szene ist die Verwendung des Songs „Stuck in the middle with you“. Statt das Gezeigte mit dramatischer Musik zu untermalen, wählt Tarantino einen Song, der als Kontrapunkt funktioniert. Das bewirkt aber gerade, dass Mr. Blonde noch entrückter, noch psychopathischer wird.

Dies wird dann noch einmal verstärkt, als Blonde mitten in der Szene das Lagerhaus verlässt, um den Benzinkanister zu holen. Die diegetische Musik endet in diesem Moment und draußen ist ein schöner, sonniger Tag, wir hören Kinder und dann kehren wir in das Lagerhaus mit seinem Grauen zurück. Dies unterstützt die Vorstellung, dass eine so schreckliche Tat in unserer Nachbarschaft geschehen könnte, ohne dass wir sie bemerken und verstärkt so den Schrecken.

Interessant ist außerdem, dass die Kamera uns die eigentliche Folter nicht zeigt. Die Schnitte mit dem Rasiermesser werden ähnlich wie in der Duschszene von Psycho so geschickt geschnitten, dass wir glauben, sie zu sehen, ohne sie zu sehen. Als Blonde dann das Ohr des Polizisten abschneidet, dreht die Kamera weg, als könnte sie selbst nicht ertragen, was gerade geschieht. Erst als der eigentliche Akt des Foltern vorbei ist, sehen wir die Gore-Effekte.

Unchronologisches Erzählen

Während Pulp Fiction die traditionelle Storyline komplett aufgibt und nur noch fragmentarisch erzählt, beginnt dieses weitere Element des postmodernen Kinos bereits in Reservoir Dogs. Wenngleich der Film die traditionelle Story-Line noch nicht komplett aufgibt, so bricht er sie doch auf.

Der Heist-Movie war seit Rififi sehr formelhaft aufgebaut: Wir sehen das Casting der Crew, die Planung des Heists, die Durchführung des Heists, bei der etwas schiefgeht und improvisiert werden muss und die Konsequenzen des Heists.

Reservoir Dogs auf der anderen Seite lässt den Heist als den Dreh und Angelpunkt des Plotts komplett weg. Nach einem vom Plott unabhängigen Prolog steigen wir direkt in die Konsequenzen des Heists ein und bekommen in Rückblenden das Casting erzählt. Wir sehen auch nicht die Planung des Heists, stattdessen sehen wir die Planung der Undercover-Rolle von Mr. Orange. Den Heist selbst bekommen wir nur in Form von Botenberichten erzählt.

Die Dialoge

Schon in Reservoir Dogs bekommen wir die berühmt gewordenen Tarantino-Dialoge zu hören: Die Protagonisten unterhalten sich auf sehr unterhaltsame Art und Weise über irgendetwas sehr Banales. Hier die im Podcast angesprochene schöne Analyse der Dialoge von Tarantino:

Youtube

Die Protagonisten

„For Tarantino, it’s all about the characters, the chaos, the relationships under pressure, and of course the delicious dialogue, strewn with entertaining asides, entertaining stories, and gallows humor.“

TCM

Psychology Today hat analysiert, unter welchen Persönlichkeitsstörungen die Protagonisten leiden:

  • Mr. Blonde ist demnach ein sadistischer Psychopath
  • Mr. Pink ist ein Psychopath mit paranoiden Zügen
  • Mr. White ist ein Soziopath
  • Und Mr. Orange hat eine narzisstische Persönlichkeitsstörung

Kritikpunkte

Wir besprachen Kritikpunkte, die Reservoir Dogs entgegengebracht wurden:

  • Paula kritisiert, die Darstellung, dass das erste Mal Frauen, immer Schmerzen bereitet.
  • Es gibt auch heute noch den Vorwurf, dass Reservoir Dogs ein Plagiat von City on Fire ist:
    Wer das behauptet, hat einen der beiden Filme nicht gesehen. Zwar tauchen viele Plottpunkte von Reservoir Dogs in City on Fire auf, dort spielen sie aber eine untergeordnete Rolle, während Tarantino sie zum Dreh und Angelpunkt des Films erhebt. Somit kann nicht die Rede sein von einem Plagiat.
  • Muss der Film so gewalttätig sein?
    Die explizite Gewalt war sicherlich eine Provokation. Schließlich hat Tarantino damit einen Trend angestoßen. Als Filmnerd hat er diese Elemente aus dem Horrorfilm übernommen und dem breiten Publikum vorgeführt. Speziell bei Dogs trägt die Gewalt auch viel zum Realismus bei, anders als in späteren Filmen wird sie hier nicht als Comic Relief verwendet, sondern um das Drama zu unterstützen.
  • Der Film ist Style over Substance:
    Paula räumt ein, dass die Geschichte sehr einfach gestrickt ist. Daniel und Mathias sehen darin kein Problem und vertreten die These, dass große Geschichten nicht unbedingt kompliziert sein müssen.
  • Tarantino ist ein schlechter Schauspieler.
    Mathias bestätigt diesen Vorwurf: „Ich finde Tarantino tatsächlich immer grenzwertig in seinen Filmen“.
  • Everybody sounds the same – Die verschiedenen Rollen sind noch nicht so nuanciert wie in späteren Werken, sondern im Grunde stehen hier eine Handvoll Tarantinos vor der Kamera, die alle die gleiche Attitüde haben:
    Paula wendet ein, dass das absolutes Nitpicking ist. Der Film ist gut und jemand hat verzweifelt nach irgendeinem Kritikpunkt gesucht.
  • Nach der Eröffnungsszene fällt die Qualität ab:
    Können wir nicht nachvollziehen. Das Drama im Lagerhaus ist großartig.
  • Der Filmfehler im Mexican Standoff:
    Er ist uns ohne das vorherige Wissen gar nicht aufgefallen, da das Drama funktioniert, gilt der Grundsatz – Wirkung geht über Realismus.
  • Paula kritisiert die Rückblenden, der Film hätte auch als komplettes Kammerspiel funktioniert.

Eastereggs & Tarantinos Universum

  • In der Szene, in der Mr. Pink vor der Polizei flieht, hört man den Wilhelmschrei.
  • In der Szene wiederum, in der Mr. Blonde den anderen zeigt, dass er einen Cop gefangen hat, sehen wir zum ersten Mal Tarantinos Markenzeichen: den Trunkshot.
  • Mr. Blondes bürgerlicher Name ist Vic Vega. In einem Interview verriet Tarantino, dass er der Bruder von Vincent Vega aus Pulp Fiction ist.
  • In Reservoir Dogs wird in einer Szene eine Krankenschwester namens Bonnie erwähnt, in Pulp Fiction ist sie die Frau von Jimmie, bie dem Vincent und Jules das Auto putzen müssen, bevor Bonnie nach Hause kommt.
  • An einer Stelle in Dogs läuft Radiowerbung für „Jack Rabbit Slim’s“
  • In Mr. Whites Flashback, sprechen er und Joe über Alabama: Patricia Arquettes Character aus True Romance.
  • Da Tarantino kein Productplacement mag, wird auch hier schon Red Apples geraucht.
  • Außerdem trinkt Mr. Blonde aus einem Pappbecher von Big Kahuna Burger, als er im Lagerhaus ankommt.
  • Radio K-Billy gab es schon im zerstörten eigentlichen Debüt von Tarantino „My Best Friend’s Birthday“. Mr White heißt in Dogs Larry Dimmick. In Pulp Fiction spielt Harvey Keitel Jimmy Dimmick.

Zitate & Referenzen

  • Rashomon (1950) ist gewissermaßen die Mutter des nichtlinearen Erzählens.
  • Kansas City Confidential (1952): Der Plott von Reservoir Dogs soll durch diesen Film inspiriert worden sein.
  • Rififi (1955): ist wiederum die Mutter des Heist-Movies. Außerdem gibt es eine Folterszene mit einem Rasiermesser.
  • The Killing (1956): Hier kommt schon der schiefgegangene Heist sowie das unchronologisches Erzählen vor.
  • Bande à part (1964): Tarantinos Produktionsfirma heißt “A Band Apart”, das referenziert Godards Film. Außerdem wird wohl einmal erwähnt, dass der Juwelier “Karina’s” heißt. Er ist nach der Schauspielerin Anna Karina benannt, die die Hauptrolle in Bande à part spielt.
  • In Django (1966) wird auch jemandem ein Ohr abgeschnitten.
  • Mr. Blonde referenziert Blondie aus The Good, The Bad And The Ugly (1966)
  • Die Idee mit den Farb-Pseudonymen übernahm Tarantino aus The Taking of Pelham One Two Three (1974)
  • Wenn Mr. Blonde während der Folterszene aus dem Lagerhaus läuft ist das inspiriert durch Brian De Palmas Scarface (1983):

„the camera drifting away from the chainsaw dismemberment, out the window, and across the street to where the victim’s pals are chatting up some pretty girls serves essentially the same function.“

A. V. Club

  • In City on Fire (1987) tauchen bereits große Teile des Plotts auf: Ein Undercover-Cop wird in eine Gruppe Juwelendiebe eingeschleust, der Heist geht schief, der Cop wird angeschossen. Sie fliehen in ein Lagerhaus, dort wird diskutiert, wer der Verräter ist un es kommt zum Mexican Standoff, am Ende stürmt die Polizei das Lagerhaus und alle sterben. Diese Handlungsaspekte machen aber nur einen kleinen Teil in City on Fire aus.

Die Rezeption von Reservoir Dogs

Reservoir Dogs auf den Festivals

Reservoir Dogs feierte seine Premiere beim Sundance Filmfestival 1992. Es war der am heißesten diskutierte Film des Jahres auf dem Festival. Und dass er keinen Preis gewann, lag mutmaßlich an einer Panne bei seiner Aufführung: RD war im Breitbildformat gefilmt worden, wurde aber bei der ersten Aufführung in einem Kino gezeigt, das nicht auf Breitbild ausgelegt war. Das führte dazu dass große Teile des Bildes links und rechts der Leinwand auf den Vorhang projiziert wurden. In der Mitte des Films sprang Tarantino auf und schrie, man solle den Film abbrechen, er könne das nicht länger ertragen. Es sei vielleicht der einzige Film, den er je drehen würde und das Kino würde alles verderben! Dieser Vorfall hat übrigens dazu geführt, dass alle Kinos auf dem Sundance seitdem Breitbild projizieren können müssen.

Als Reservoir Dogs auf dem Sitges Film Festival lief, verließen viele Zuschauer den Film während der Folterszene. Unter ihnen war auch Wes Craven. Craven sagte später, in der Lobby des Kinos wäre ein junger Mann auf ihn zugekommen und hätte gefragt

‘You’re Wes Craven, right?’

Als Craven das bestätigte, freute sich der junge Mann:

‘I just scared Wes Craven!’

– Es war Quentin Tarantino.

Dogs lief auch in Cannes, allerdings außerhalb des Wettbewerbs in einer Reihe von Mitternachtsvorführungen. Dort wurden die Produzenten Harvey und Bob Weinstein darauf aufmerksam. Sie kauften die Rechte für Miramax, aber vor allem nahmen sie Tarantino unter Vertrag und finanzierten Pulp Fiction.

Die Kritiken zu Reservoir Dogs

Insgesamt erhielt Reservoir Dogs gute Kritiken, allerdings wurde die Gewalt sehr harsch kritisiert. berühmte Fernsehsendung Siskel and Ebert gab „two thumbs down“, wobei Roger Ebert Tarantinos Talent anerkannte, nur meinte, er habe es nicht ausgeschöpft. Er urteilte, dass er durchaus mochte, was er sah. Er aber mehr sehen wollte.

Die Filmkritikerin Jami Bernard (Nachtrag zum Podcast: In der Folge sprachen wir von ihr, wie von einem Mann. Wir bitten um Entschuldigung) von der New York Daily News verglich Reservoir Dogs mit der Legende von L’Arrivée d’un Train en Gare de la Ciotat (1895), bei dem das Publikum ja aufgesprungen sein soll, weil ein Zug auf sie zu raste. Die Geschichte ist nicht wahr, aber Bernard wollte darauf hinaus, dass das Publikum von 1992 einfach noch nicht bereit sei für Reservoir Dogs.

Das Einspielergebnis

In Amerika spielte der Film mit 2,8 Millionen durchaus einen Achtungserfolg ein. Wurde dann aber auf dem VHS-Markt erst zum richtigen Kassenschlager. Reservoir Dogs war aber vor allem im UK sehr erfolgreich, wo er 6,5 Millionen Pfund einspielte und nicht zuletzt die große Welle der britischen Gangsterkomödien anstieß.

Einfluss & Kontroverse

Amy Nicholson vom Podcast The Canon erzählte in der Sendung, dass sie in den 90ern mal als Kuratorin für Sundance gearbeitet hat. In den Jahren nach Reservoir Dogs gab es wohl unglaublich viele Indie Filme, die Tarantinos Film imitierten.

„It was also enormously influential, inspiring a whole cottage industry of second-rate (and worse) imitators making crime films with brutal acts of violence, foul language, idiosyncratic dialogue, homages to other (better films), and „clever“ twists, most of which ended up going straight to video. Those films missed Tarantino’s most creative contributions to the crime genre: his love of movies, his gift for creating distinctive characters, and his playful approach to storytelling. Where copycats try to show off their hipness by making a point of referencing cult movies, Tarantino never drew attention to his homages. It wasn’t the quote that mattered, it was how the idea was reworked in a new context to become a piece of cinema storytelling in its own right.“

Turner Classic Movies

Obwohl er im Kino ein so großer Erfolg gewesn war, erhielt er im UK erst 1995 einen Video-Release, da dort eine Gewalt-Debatte in Politik und Öffentlichkeit eine frühere Veröffentlichung verhinderte. Aufgrund der Gewaltdarstellung hatte RD erst am 7. Mai 2009 nach 17 Jahren im WDR die Erstausstrahlung im deutschen Free-TV.

2012 gab es eine szenische Lesung des Drehbuchs mit ausschließlich schwarzen Schauspielern, darunter Laurence Fishburne, Cuba Gooding Jr. und Anthony Mackie.

Als Madonna später Tarantino traf, schenkte sie ihm eine Kopie ihres Albums „Erotica“, die handsigniert war mit:

„To Quentin. It’s not about dick, it’s about love. Madonna.“

Preise und Bestenlisten

  • Bei den Independent Spirit Awards 1993 erhielt Steve Buscemi den Preis für die beste männliche Nebenrolle
  • Beim Toronto International Film Festival 1992 erhielt Tarantino den International Critics‘ Award
  • In der IMDB Top 250 steht Reservoir Dogs auf Platz 75 (Juli 2016)
  • Das Magazin „Premiere“ wählte ihn zu einem der „The 25 Most Dangerous Movies“.
  • Empire wiederum wählte RD zum „Greatest Independent Film of all Time“
  • Außerdem landete er bei Empire auf Platz 97 in der Liste „the 500 Greatest Films of All Time“
  • Auch Reservoir Dogs befindet sich in „1001 Movies You Must See Before You Die“ von Steven Schneider

Lesenswert, Sehenswert & Hörenswert

Podcasts

Funfacts

Essays & Analysen

Interviews

The End.

SF46 – The Shining (Das große Halloweenspecial)

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Paula
Überbezahlter Superstar
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Daniel
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Here’s Johnny!

Mit widerlichem Instant-Cappuchino in der Hand schalteten wir das Licht in der Küche aus und folgten ohne Mähnenwolf dem Teppichmuster hinein in Room 237. Dort wurden wir im Flammenkrieg als Gebäude wiedergeboren, fanden Johnny, den Schnee von The Empire Strikes Back, die Mondlandung am 11. September als Fantheorie. Wir liefen einer schwachen Frau durch unsere eigenen Fußstapfen in einem sich verändernden Labyrinth hinterher, bis wir Gespenster orale Sachen tun sahen und über Vampirsex spekulierten. Fröhliche Halloween!

Vorgeplänkel und Zwischengeplänkel

Unser ‚Sponsor‘ ist diesmal Monstersc Inc. Das Zitat stammt aus dem Trailer zum Film und hier* könnt ihr den Film bei Amazon kaufen ♦ Noch bis zum Erscheinen der nächsten Folge könnt ihr fürs nächste Weihnachtsspecial abstimmen ♦ In der nächsten Folge besprechen wir La Haine und ihr wollt den Film geguckt haben, bevor wir ihn besprechen! ♦ Die Back-To-The-Future-Verschwörung: Teil 1 und Teil 2. ♦ Paula beantwortet folgende Frage: „Wie kann ich einem Mädchen besser in die Augen schauen?“ ♦ Leider haben wir den Mähnenwolf vergessen, dafür sprachen wir über Kaffee ♦ Daniel empfiehlt die Folge 27 von Leitmotiv.

Eckdaten von The Shining

Erscheinungsjahr: 1980
Regie: Stanley Kubrick
– Filmographie:
1953 Fear and Desire
1955 Killer’s Kiss
1956 The Killing
1957 Paths of Glory (übrigens mit Kirk Douglas, nicht Martin Sheen)
1960 Spartacus
1962 Lolita
1964 Dr. Strangelove
1968 2001: A Space Odysee
1971 A Clockwork Orange
1975 Barry Lyndon
1980 The Shining
1987 Full Metal Jacket
1999 Eyes Wide Shut
Drehbuch: Stanley Kubrick, Diane Johnson
Kamera: John Alcott, Garrett Brown (Steadycam Erfinder)
Besetzung: Jack Nicholson (Jack Torrance), Shelley Duvall (Wendy Torrance), Danny Lloyd (Danny Torrance), Scatman Crothers (Dick Hallorann)
Budget: 19 Millionen Dollar
Genre: Horror, Mystery, Slasher, Haunted House

Die Produktion von The Shining

Das Drehbuch zu The Shining

Kubrick wollte nach Barry Lyndon einen massentauglichen Film drehen. Daher schloss er sich mit einem Haufen Horrorbüchern in seinem Büro ein und seine Sekretärin sagte, sie habe über Tage hinweg nichts anderes als dumpfe Schläge gehört, wenn Kubrick nach fünf Minuten lesen, das aktuelle Buch gegen die Wand warf. Als sie eines Tages für längere Zeit nichts mehr hörte, machte sie sich Sorgen und betrat das Büro. Kubrick saß drin und war vertieft in The Shining.

Die Buchvorlage stammt von Stephen King, Kubrick gefiel die Balance zwischen psychologischen und übernatürlichem Horror aber Kubrick mochte Kings Stil nicht und nannte ihn öffentlich „poor writing“. Daher lehnte er ein Drehbuch von King selbst ab und schrieb zusammen mit Diane Johnson große Teile um.

„The novel is by no means a serious literary work, but the plot is for the most part extremely well worked out, and for a film that is often all that really matters.“

Stanley Kubrick

King regte sich maßlos darüber auf und meinte zu Kubricks Drehbuch, Kubrick habe sein Buch nicht verstanden. Zwei Dinge störten ihn besonders:

  1. Sollte Jack Torrance zu Beginn sympathisch sein und erst durch Alkoholismus und die paranormalen Erlebnisse in den Wahnsinn getrieben werden. King fand, dass weder das Drehbuch noch das Casting von Jack Nicholson, den er schrecklich fand, das rüberbrachten.
  2. Außerdem meinte er Kubrick habe Wendy versaut und aus ihr den frauenfeindlichsten Charakter aller Zeiten gemacht.

Im Buch rettet Halloran Danny und Wendy. Kubrick gefiel das Ende nicht, daher schrieb er es um. Er ließ Halloran sterben, damit die Buchleser geschockt sind und das Schlimmste befürchten. Aber Kubrick fand selbst kein passendes Ende und schrieb es immer um. Der Film wurde letztlich sogar mit einem anderen Ende gedreht und ausgeliefert, als es heute zu sehen ist: Man sieht in diesem Ende Wendy und Danny im Krankenhaus. Kubrick entschied sich dann nach der Auslieferung des Films noch einmal dafür das Ende zu ändern, schrieb daraufhin die Kinos an und verlangte von ihnen, dass sie diese Szene rausschneiden und ihm zusenden. Er verbrannte sie und tatsächlich ist sie heute nicht mehr erhalten.

Da Kubrick das Drehbuch ständig änderte, ließ er den kompletten Film in chronologischer Reihenfolge drehen. Er änderte das Drehbuch so oft, dass Jack Nicholson sein Exemplar irgendwann einfach wegwarf und seine Lines erst ein paar Minuten vor der Aufnahme lernte.

Das Casting zu The Shining

Kubrick castete mehr als 5000 Jungen für die Rolle von Danny, bevor er sich schließlich für Danny Lloyd entschied. Lloyd wusste wohl gar nicht, dass er in einem Horrorfilm mitspielt.

Der Dreh von The Shining

Da Kubrick unter Flugangst litt, wurde nur eine Second Unit nach Amerika geschickt, die die Eröffnungsszene und ein paar Establishingshots des Hotels filmte.

„I sent a second-unit camera crew to Glacier National Park to shoot the title backgrounds but they reported that the place wasn’t interesting. When we saw the test shots they sent back we were staggered. It was plain that the location was perfect but the crew had to be replaced.“

Stanley Kubrick

Der komplette Rest wurde im Studio in Großbritannien gedreht. Dafür wurde das größte zusammenhängende Studiofilmset der damaligen Filmgeschichte gebaut. Unter anderem wurde die komplette Front des Hotels mit dem Labyrinth davor gebaut.

Kubrick brauchte 200 Drehtage, um den Film abzudrehen. Zum Vergleich: Bei Duell hatten wir erwähnt, dass Spielberg nur 16 Drehtage brauchte. Von 30 gefilmten Metern landete nur einer letztendlich im Film. Normalerweise ist das Verhältnis ca. eins zu vier.

Für die Szene, in der Wendy entdeckt, dass Jack gar keinen Roman geschrieben hat, sondern immer nur „All work and no play makes Jack a dull boy“  wurden hunderte von Seiten mit diesem Text nicht nur in Englisch abgetippt sondern in mehreren verschiedenen Sprachen. Der Film wurde entsprechend international mit der Szene in der jeweiligen Landessprache ausgeliefert. Leider wird dies auf DVD und Blue-Rays zumeist nicht übernommen.

Alle Teppiche im Overlock Hotel wurden von der Crew handbemalt. Außerdem gab Kubrick der Crew absichtlich falsche Karten vom Labyrinth und wenn sie sich in diesem dann verirrten und nach Hilfe riefen, lachte er sie über die Lautsprecher aus.

Kubrick quälte ferner Shelley Duvall absichtlich, damit sie entsprechend fertig war und die Szenen glaubwürdiger wirkten. Er beschimpfte sie am Set und ließ sie viele Szenen etliche Male drehen, damit sie am Ende war und das auf der Leinwand zu sehen ist. Kubrick drehte vier Monate lang nur die Szenen der letzten Stunde des Films, sodass Duvall quasi vier Monate durchheulte. Für die Szene in der Duvall den Baseballschläger schwingt, brauchte Kubrick 125 Takes. Das steht im Guinnesbuch der Rekorde als Weltrekord einer Szene mit den meisten Takes. Nicholson fand Kubricks Umgang mit Duvall so schrecklich, dass er nie wieder mit ihm arbeitete, obwohl Kubrick Nicholson liebte. Aber auch Jack Nicholson bekam seinen „fair share“ an Wahnsinn: Für den Dreh der „Here’s Johnny“-Szene brauchten sie drei Tage und 60 Türen!

The Shining ist einer der ersten Filme, der die Steadicam verwendet, die 1976 erst auf den Markt kam (Der erste Film war Rocky). Diese Kamera wurde vor allem bei den Dreirad-Trackingshots eingesetzt: Da die Kamera insgesamt 27 Kilogramm wog, saß der Kameramann in einem Rollstuhl, der hinter Danny Lloyd hergeschoben wurde.

Die Szene, in der Wendy Jack im Kühlraum eingesperrt hat und Jack sie dann durch die Tür versucht zu überreden, ihn wieder freizulassen, wurde gedreht, indem der Kameramann auf dem Boden zwischen Nicholsons Beinen lag. Er hatte eine Glühbirne auf die Brust geklebt, um die Szene auszuleuchten und Kubrick lag daneben, hielt eine Hand über die Birne, damit das Bild nicht überbelichtet wurde und gab Regieanweisungen.

Die Verfolgungsjagd im Labyrinth wurde im Studio gedreht, der Schnee wurde mit 900 Tonnen Salz und pulverisiertem Styropor dargestellt, für den Nebel verwendeten sie verdampftes Pflanzenöl. Die Scheinwerfer heizten das Studio auf und dennoch mussten die Schauspieler natürlich Winterklamotten tragen. Hinter den Schauspielern her lief zudem immer der Kameramann mit der schweren Steadicam In der Szene, in der Danny rückwärts läuft, trug der Kameramann auch noch Stelzen mit Füßen so groß wie die von Danny, damit seine eigenen Abdrücke nicht zu sehen sind.

Die Specialeffects in The Shining

Der Blutaufzug wurde mit einem Miniaturmodell des Flurs gedreht, Kubrick verwendete dafür dennoch über 1.000 Liter Kunstblut. Die Crew brauchte drei Takes bis Kubrick zufrieden war und nach jedem Take musste sie das Modell neun Tage lang putzen, damit es für den Dreh wieder bereit war.

Der Labyrinth Top-Shot wurde mit einer Maske gemacht, nur das Innere Labyrinth war echt, das äußere war ein Bild.

Das Foto am Ende ist eine Retusche, bei der Jack Nicholsons Kopf eingefügt wurde. Wenn man genau darauf achtet, sieht man, dass zwei verschiedene Fotos verwendet wurden: Eines als die Kamera noch weiter weg ist und eines, als sie den Close-Up zeigt.

Filmisches Erzählen in The Shining

Das Spiel mit Horrorfilm-Tropes

„The Shining doesn’t necessarily come off right away as a horror film. The ariel shots of the title sequence shows a picturesque mountain scene and there is the unusual choice of blue credits, a colour not usually associated within the horror genre, however the music choice makes this rather beautiful shot seem ominous and frightening, and highlights the vastness of the surroundings which completely overpower the characters.“

Faye Carr-Wilson

Kubrick fand die klassischen Tropes des Horrorfilms so eingefahren, dass er absichtlich damit brach. Das ist der Grund dafür, dass zum Beispiel Jack schon zu Beginn des Films verrückt wird und keine Metamorphose durchmacht und die im Buch gegebene Erklärung (Alkoholismus) sehr stark zurückgenommen wird. Weiterhin unkonventionell ist, dass der Film ein Happy End hat und außer dem Mörder nur eine andere Person sterben muss. Ferner gibt es in Horrorfilmen normalerweise eine monokausale Erklärung: Es gibt genau eine Bedrohung (Mörder, Geister, Zombies etc.) auf die sich die Protagonisten einzustellen haben. Kubrick brachte bewusst zwei ins Spiel: Geister und den Mörder. Kubrick verzichtet weitgehend auf Jumpscares und das Set ist außergewöhnlich hell ausgeleuchtet für einen Horrorfilm.

„Stanley Kubricks „Shining“ gilt als einer der einflussreichsten und besten Horrorfilme aller Zeiten. Von Vielen wird der Film vergöttert, in die Popkultur ist er ohnehin schon längst eingegangen. Und es stimmt ja auch, der Film ist gut. Aber ein reinrassiger Horrorfilm? Nö, das ist er sicher nicht. Der Film ist kein Film zum Mitfühlen, keiner zum Gruseln, auch nicht zum Erschrecken.“

Die Drei Muscheln

Nachtrag zum Podcast: Klassich für den Horrorfilm wäre außerdem, dass das Monster irgendetwas mysteriöses, unbekanntes ist. In The Shinning ist Jack der Charakter, den wir am besten kennen und der sich vor unseren Augen in ein Monster verwandelt. Ein letzter Trope, den wir in seiner Bedeutung nur angedeutet haben, ist der heraneilende Retter. Dass ein Mann kommt, um eine Frau und ein Kind zu retten, ist ein sehr angestaubtes Erzählmuster. Hier ist dann der Mann der einziger, der stirbt, während Frau und Kind sich selbst retten.

Des Rätsels Lösung

Der größte Hack ist, dass Kubrick uns keine Erklärung für das liefert, was geschieht. das gipfelt im Foto von Jack Torrance am Ende des Films. Das Foto wird präsentiert wie der Schlüssel, mit dem sich das rätselhafte Schloss öffnen lässt. Aber in Wirklichkeit stellt es selbst wieder nur ein eigenes neues Rätsel dar: Wieso ist Jack auf einem Bild aus den 1920ern? War er schon immer ein Geist? Wurde er wiedergeboren?

Paula vertritt die These, dass The Shining tatsächlich so zu interpretieren ist, dass Jack schon immer ein Geist war. Daniel weist auf den Widerspruch hin, dass dies nicht damit zusammenpasst, dass Jack Familienvater ist und uns in dem Fall, dass die Geisterthese stimmt, keine Erklärung geliefert wird, warum der Geist eine Familie hat.

Paula bietet die Alternativinterpretation an, dass das Foto selbst eine Geistererscheinung ist und dort Jack nur abgebildet wird, weil er das neueste Opfer des Hotels ist. Das ist eine spannende These, löst aber nicht das Problem, dass wir kein Indiz an die Hand bekommen, dass es tatsächlich so geschieht und warum dies der Fall ist. Es bleibt also dabei, dass das Foto ein weiteres Rätsel ist, das nichts erklärt.

Kubrick selbst hat sich übrigens immer geweigert, selbst eine Erklärung zu liefern. Er wollte es den Zuschauern selbst überlassen, den Film zu interpretieren, wie sie es für richtig halten. Daniel findet diese Einstellung von Kubrick einerseits gut, andererseits kritisiert er, dass der Film keine Möglichkeit anbietet zu einer schlüssigen, kohärenten Interpretation. Stattdessen wirft jede mögliche Interpretation neue Fragen auf und führt zu Widersprüchen. Dadurch wird der Film zu einem willkürlichen Symbol, das jegliche Bedeutung verliert.

Das Labyrinth als Leitmotiv

Zum einen steht ein buchstäbliches Labyrinth direkt vor dem Hotel, zum anderen wirkt das Hotel mit seinen langen Fluren selbst wie ein Labyrinth. Um das Gefühl der Verlorenheit und Verwirrung zu verstärken, baute Kubrick sehr viele Unmöglichkeiten in das Hotel ein.

Das Overlock-Hotel hat zunächst einmal einen unmöglichen Grundriss: Das Büro des Managers hat ein Fenster, das eigentlich auf einen Gang führen müsste, vor den Colorado-Lounge-Fenstern müsste eigentlich auch ein Gang sein, es wird nie klar, wo im Hotel eigentlich der Blutaufzug ist, der Gold Room ist zu groß für das Hotel, die Wohnung der Torrances ist von innen eine Eckwohnung aber nicht von außen und der Gang vor der Wohnung der Torrances hat unmögliche Türen.

Bei Dannys Dreiradfahrten sieht man weitere Unmöglichkeiten: So gibt es Türen auf den Fluren, die so dicht an den Ecken sind, dass sie zum gleichen Raum führen würden. Auch Room 237 ist „bigger on the inside“ und die Tür rechts von Room 237 müsste in die Treppe hineinführen, die dort hinunterführt, wie man um die Ecke sieht. Auf der Dreiradfahrt kommt Danny außerdem an Türen vorbei, die von hinten in den Aufzug führen müssten.

Aber der entscheidende Hinweis ist: Als Danny, Wendy und Hallorann wieder aus dem Gefrierhaus kommen, kommen sie aus einer anderen Tür als sie hineingegangen sind.

Doch damit noch nicht genug! Eingang des Labyrinths wechselt die Position, das Layout des Labyrinths verändert sich ebenfalls während des Films, das Labyrinth fehlt auch im Opening-Shot und das Modell sowie die Karte des Labyrinths sehen anders aus als das echte Labyrinth.

In mehreren Szenen fehlen ferner die Reflektionen der Protagonisten in Spiegeln, als Danny auf dem Teppich spielt, ändert sich das Muster zwischen zwei Schnitten, der Fernseher (im American Cut) hat keine Kabel, Tische und Stühle verschwinden aus der Colorado Lounge und die Schreibmaschine von Jack wechselt die Farbe.

Die Geister in The Shining

Die Präsentation der Geister erfährt einen cleveren Twist in The Shining: Über 3/4. der Spielzeit könnten sie auch der Phantasie von Jack (und Danny) entsprungen sein. Aber im Showdown ist es dann der Geist des früheren Hausmeisters, der Jack wieder aus dem Vorratsraum befreit und somit aktiv handelnd in Szene tritt.

Die Frage, ob die Geister echt sind hatte Kubrick zuvor geschickt im Zuschauer geweckt, indem er sämtliche Begegnungen von Jack und den Geistern vor Spiegeln stattfinden ließ, sodass es auch so hätte gewesen sein können, dass Jack nur mit sich selbst spricht.

Populäre Interpretationen von The Shining

„The Shining tends to be opaque, even though its corridors are well-lit.“

Justin Morrow

Wir geben verschiedene Interpretationen zu The Shining oder Teilaspekten des Films wieder, die in diesem Internet zu finden sind. Angeheizt wurden die Spekulationen und dadurch entstandenen Interpretationen durch die Tatsache, dass Kubrick sich nie selbst zur Interpretation geäußert hat:

Es gibt übrigens eine einfache Erklärung, warum Kubrick Room 217 (im Buch) in Room 237 geändert hat. Der Manager der Timberland-Logde**, die für die Außenaufnahme Modell stand, bat Kubrick darum, da es in diesem Hotel zwar einen Raum 217 aber keinen 237 gibt und der Manager fürchtete, dass sich Raum 217 zukünftig nicht mehr würde vermieten lassen:

„The exterior of the hotel was filmed at the Timberline Lodge, near Mount Hood, in Oregon. It had a room 217 but no room 237, so the hotel management asked me to change the room number because they were afraid their guests might not want to stay in room 217 after seeing the film.“

Stanley Kubrick

**Vielen Dank an XTC123 für diesen Hinweis (Siehe Kommentare).

Easteregg, Zitate & Referenzen

  • Wegen des Streit mit King baute Kubrick einen persönlichen Diss an King in den Film ein: Im Buch ist der Käfer der Torrances, mit dem Wendy und Danny am Ende fliehen, rot. Im Film gibt es eine Szene, die nichts zur Handlung beiträgt, in der man einen zerstörten roten Käfer sieht.
  • 1920s: Während der Film sonst hell ausgeleuchtet ist, ist die abschließende Verfolgungsjagd im Labyrinth an die düsteren Bilder des Deutschen Expressionismus angelegt.
  • 1921: Die „Here’s Johnny“-Szene zitiert den Film Körkarlen. (Hier findet ihr auch noch einmal Infos zu Daniels ausführlicher Besprechung der Szene in schriftlicher Form)
  • 1957: Der Satz „All work no play makes Jack a dull boy“ stammt ursprünglich aus Die Brücke am Kwai.
  • 1960: Psycho gilt als Begründer des Slasher-Genres. Zwar gibt es in The Shining kein direktes Zitat, aber es werden einige Tropes aufgegriffen: Der Wahnsinnige im Hotel, die wichtige Rolle des Badezimmers.
  • 1962: Der berühmte Ausruf „Here’s Johnny“ stammt aus The Tonight Show Starring Johnny Carson.

Die Rezeption von The Shining

Als der Film erschien, bekam er überwiegend schlechte Kritiken. Vor The Shining war Kubrick auf dem Höhepunkt seiner Anerkennung in Kritikerkreisen. The Shining ließ dann aber die Zuschauer so ratlos zurück, dass er ursprünglich eher schlecht besprochen wurde. Allerdings war The Shining ein finanzieller Erfolg.

Die Timberland Lodge, die Vorbild für die Außenaufnahmen stand, existiert noch heute. Im November 2015 gibt es ein Zimmer für zwei Personen für ein Wochenende ab 145$.

Für The Shining wurde so viel Kunstschnee produziert, dass dieser in The Empire Strikes Back wiederverwendet wurde. Außerdem wurden Luftaufnahmen, die für die  Eröffnungsszene gedreht wurden, in Blade Runner wiederverwendet. Nachdem Stephen King die Rechte zurückerhielt, schrieb er ein neues Drehbuch, dass 1997 als Fernseh-Zweiteiler neu verfilmt wurde.

Der Film ist in die Popkultur eingegangen, so gibt es beispielsweise den Teppich zu kaufen, alternativ auch als Fußmatte, Schal oder Pulli.  In Berlin gibt es den „Here’s Johnny“-Moment als Graffiti. Ferner gibt es ein Mem: „Was wäre, wenn Wes Anderson den Film gedreht hätte“, davon gibt es natürlich auch eine Folge zu The Shining. Außerdem gibt es eine preisgegrönte Doku „Room 237“ über einige der Fantheorien.

Preise & Bestenlisten

Der Film war sogar ursprünglich für zwei Goldene Himbeeren nominiert: Kubrick als schlechtester Regisseur und Duvall als schlechteste Schauspielerin. Mittlerweile hat sich das Bild aber gedreht, sodass The Shining in einigen Bestenlisten vertreten ist:

Zitate & Referenzen

  • Die Simpsons haben The Shining mindestens in sage und schreibe 12 Episoden zitiert.
  • Poltergeist (1982): Carol Anne wacht um 2:37 Uhr auf und trifft den Geist.
  • Beetlejuice (1988): Der Eröffnungsszene mit dem Käfer wird zitiert.
  • Akira (1988): Die Room-237-Szene wird zitiert.
  • Die nackte Kanone (1988): Die „Here’s Johnny“-Szene wird zitiert.
  • Goodfellas (1990): Der Shot von Henry in der Dusche spiegelt den Shot of Jack an der Tür der Vorratskammer.
  • Barton Fink (1991): Es ist ein Steadicam-Shot im Flur vor Room 621 zu sehen.
  • Jurassic Park (1993): Verstecken im Küchen-Unterschrank wird zitiert und ein Raptor hat einen „Here’s Johnny“-Moment.
  • Die Verurteilten (1994): Room 237 kommt vor.
  • Toy Story (1995): Der Teppich in Sids Haus hat das gleiche Muster.  Und „Redrum“ wird erwähnt.
  • Event Horizon (1997): Sehr ähnliche Plottstruktur zu The Shining, außerdem werden der Blutaufzug und die Badezimmer-Szene zitiert.
  • Memento (2000): „Redrum“als Tattoo.
  • Findet Nemo (2003) „Here’s Johnny“ wird als „Here’s Brucie!“ variiert.
  • Dawn of the Dead (2004) zitiert den „Here’s Johnny“-Moment.
  • Toy Story 3 (2010) Sids Müllauto hat das Nummernschild „RM237“.
  • The Cabin in the Woods (2012): Die Zwillinge tauchen auf.
  • Grand Budapest Hotel (2014): Als Agatha von Dmitri verfolgt wird, werden die Kamerafahrten und das Tapetenmuster des Overlook Hotels zitiert.
  • Birdman (2014): Der Teppich taucht auf, außerdem ist der ganze Film ein einziger Tracking-Shot.

Die Frozen-Theorie

Nach dieser Theorie spiegelt Frozen The Shining (leider ist der Original-Blogpost offline). Demnach repräsentiert das Schloss das Overlock-Hotel, Elsa ist Jack, Anna ist Danny und Olaf ist Wendy.

Jack gibt das Saufen auf, nachdem er Danny mal wehgetan hat, Elsa macht das gleiche mit der Magie. Der Eispalast ist der Gold Room, die Flucht von Olaf und Anna aus dem Schloss spiegelt die Flucht von Wendy und Danny aus dem Hotel.  Es gibt noch mehr Parallelen, die wir aber nicht verraten, weil sie Frozen spoilern würden und ihr alle Frozen ansehen sollt und erkennen sollt, was für ein verdammtes Meisterwerk der Film ist!

Die Frozen-Theorie ist ein großer Spaß, aber nicht glaubhaft, da zuviel von beiden Filmen ausgelassen wurde, um die Ähnlichkeiten hervorzuheben. Wenn man weit genug abstrahiert, kann man alles in jedes Symbol hineinlesen. Das ist der alte Wahrsagertrick. Was allerdings auffällig ist, sind die Vergleiche von Danny und Anna, wie sie in den leeren Fluren spielen, und die Flucht aus dem Hotel/Schloss. Sodass es durchaus denkbar ist, dass diese Szenen tatsächlich The Shining referenzieren.

Lesenswert & Sehenswert

Produktions-Funfacts

Kritiken

Interpretationen

Popkulturkram

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