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SF71 – Reservoir Dogs (feat. Mathias)

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Paula
Mrs. White
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Daniel
Mr. Pink
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Mathias
Mr. Blonde


I don’t tip because society says I have to

Mit den Gehirnen von 35 Jährigen in den Körpern von 90 Jährigen luden wir unseren Berlin-Korrespondenten Mathias und die üblichen technischen Probleme ein, um endlich die Frage zu klären: Who shot Nice Guy Eddie? Nebenbei klärten wir übrigens auch, ob Mr. Pink starb. Reservoir Dogs bildet also den Auftakt unserer nun nicht mehr ganz so geheimen Regisseur-Reihe. Fuck! Tarantino hat uns voll erwischt. Loyal, vulgär, gewalttätig und vor allem hypermännlich kamen wir als Boten mit Berichten zu dieser Geburt. Mathias, hörst du uns?!

Vorgeplänkel

Daniel schaltet den Herd unerfolgreich aus … ♦ Was wurde eigentlich aus Kermit? ♦ 6 von 36 Fragen, durch die man sich verliebt … ♦ Die Retter von New York ♦ Daniel war im Enough Talk! und sprach noch einmal über künstliche Intelligenz ♦ Außerdem sprach Daniel über Harry Potter in der Second Unit

Die Eckdaten von Reservoir Dogs

Erscheinungsjahr: 1992
Regie: Quentin Tarantino
– Filmographie als Drehbuchautor:
1993 True Romance
1994 Natural Born Killers (Story)
1995 Dance Me To The End Of Love (Kurzfilm)
1996 From Dusk Till Dawn
1996 Curdled
Schnitt: Sally Menke (1953-2010).
Budget: 1,5 Mio
Besetzung: Harvey Keitel (Mr. White,) Tim Roth (Mr. Orange), Michael Madsen (Mr. Blonde), Steve Buscemi (Mr. Pink), Quentin Tarantino (Mr. Brown), Chris Penn (Nice Guy Eddie), Eddie Bunker (Mr. Blue)
Genre: Gangsterfilm, Kammerspiel, Heist-Movie, Neo-Noir, Thriller, postmoderner Film, Tragödie

Eddie Bunker, der Mr. Blue spielt, war übrigens ein Ex-Bank-Räuber im wahren Leben. Er war der jüngste Gefangene, der jemals in St. Quentin einsaß. Nach seiner Haftstrafe schrieb er Bücher und wurde Schauspieler.

Die Produktion von Reservoir Dogs

Die Idee zu Reservoir Dogs

Tarantino kam auf die Idee zu Reservoir Dogs, als er noch in der Videothek Video Archives arbeitete. In dieser Videothek gab es ein Themen-Regal, das sie jede Woche mit anderen Filmen bestückten. In einer Woche war das Thema „Heist-Movies“. Tarantino nahm sich jeden Abend einen mit nach Hause, schaute alle Klassiker des Genres und dachte sich:

„I put my head round what a neat genre that would be to redo.“

Der Legende nach fand er in den Video Archives auch den Titel „Reservoir Dogs“ als er einem Kunden den Film Au revoir, les enfants empfahl, der aber die Empfehlung abtat mit:

„I don’t want no reservoir dogs!“.

Diese Geschichte ist so schön, dass wir sie euch nicht vorenthalten wollten, aber höchst wahrscheinlich nicht wahr. Kritiker sagen, dass zum Zeitpunkt, als Reservoir Dogs entstand, Au revoir, les enfants noch keinen Video-Release in den USA hatte.

Während der Produktion erzählte Tarantino immer die Geschichte, dass “Reservoir Dog” im französischen Gangsterfilm „Verräter“ bedeute. Das ist aber definitiv nicht wahr und Tarantino hatte es sich nur ausgedacht, um die Geldgeber ruhigzustellen, da er wusste, dass sie das französische Kino sowieso nicht gut genug kannten.

Das Drehbuch von Reservoir Dogs

Tarantino hatte bereits einige Drehbücher geschrieben, die aber allesamt von den Studios, an die seine damalige Managerin Cathryn Jaymes sie schickte, abgelehnt wurden. Die Begündung war stets: Zu unmoralisch, zu vulgär, zu Brutal. Ein Manager störte sich so sehr an den vielen „Fucks“ im Skript von True Romance, dass er Cathryn Jaymes folgendes Antwortschreiben schickte:

„Dear Fucking Cathryn,

How dare you send me this fucking piece of shit. You must be out of your fucking mind. You want to know how I feel about it? Here’s your fucking piece of shit back. Fuck you.“

Dann traf Tarantino seinen zukünftigen Produzenten Lawrence Bender. Bender hatte damals auch erst einen Film gemacht. Er war begeistert vom Drehbuch von Reservoir Dogs. Bender versprach Tarantino, das Geld für den Film zu besorgen und der Regisseur gab ihm zwei Monate Zeit. Den Vertrag unterschrieben sie auf einer Papierserviette.

Benders größtes Problem bei der Finanzierung war, das Tarantino darauf bestand, selbst Regie zu führen. Zwar gab es einige Interessenten, die merkten, wie brillant das Drehbuch ist, aber niemand war bereit, das Risiko einzugehen, einen unbekannten Videothekar auf den Regiestuhl zu setzen. Benders erster Erfolg war dann, das Drehbuch zu True Romance an Tony Scott für 30.000 $ zu verkaufen. Scott wollte eigentlich lieber Reservoir Dogs haben, aber Tarantino rückte sein liebstes Projekt nicht raus.

Tarantinos und Benders Plan war dann, Reservoir Dogs zusammen mit ihrem Freundeskreis mit dem Geld für True Romance zu drehen. Da sie das nicht weit bringen würde, war der Plan Reservoir Dogs als 16mm schwarz-weiß Kurzfilm zu drehen, in dessen Mittelpunkt die Szene steht, in der Mr. Pink, den Tarantino spielen wollte, von einem Polizisten (gespielt von Lawrence Bender) gejagt wird.

Allerdings nahm Bender damals auch selbst Schauspielunterricht. Und als er seinem Schauspiellehrer von dem Script erzählte, sagte der, dass seine Frau Harvey Keitel kenne und so landete das Drehbuch schließlich in Keytels Schoß. Keitel willigte ein, sich mit Tarantino zu treffen. Bei diesem Treffen kam es der Legende nach zu einem berühmt gewordenen Dialog:

Keitel fragte: ‘How’d you come to write this script? Did you live in a tough-guy neighborhood growing up?’
Tarantino sagte nein.
Keytel: ‘Was anybody in your family connected with tough guys?’
Tarantino sagte nein
Keitel: ‘Well, how the hell did you come to write this?’
Tarantino: ‘I watch movies.’

Harvey Keitel stieg in das Projekt als Hauptdarsteller und Co-Produzent ein. Mit seiner Unterstützung gelang es, das Budget, auf 1,5 Millionen zu erhöhen. Keitel finanzierte auch die Casting-Session in New York, bei der das Team Steve Buscemi, Michael Madsen, und Tim Roth fand. Keitels wichtigste Rolle war allerdings, dass er Tarantino als Regisseur den Rücken stärkte. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die Welt Harvey Keitel verdankt, dass sie Tarantino als Regisseur bekam.

Das knappe Budget

Das Budget von 1,5 Millionen war noch immer so niedrig, dass das Team an allen Ecken und Enden sparen musste. Mehrere Schauspieler trugen ihre eigenen Klamotten, zum Beispiel gehörte die hübsche Trainingsjacke wirklich Chris Penn. Steve Buscemi trug statt einer Anzughose, schwarze Jeans, die ihm gehörten. Michael Madsen fuhr wegen des knappen Budgets sein eigenes AutoRobert Kurtzman willigte ein, das Special Make-up umsonst zu machen, wenn Tarantino im Gegenzug umsonst eine Geschichte von Kurtzman in ein Drehbuch umarbeite. Die Geschichte war: From Dusk Till Dawn.

Eine Parallele zu Diary of a Teenage Girl (SF69): die Crew hatte kein Geld, um bei den Szenen auf der Straße diese sperren zu lassen. Besonders problematisch gestaltete sich daher die Szene, in der Mr. Pink das Auto klaut. Die Crew musste bei den einzelnen Takes immer den richtigen Moment abwarten, an dem die Ampel auf Grün umspringt, damit Buscemi losfahren kann.

In einem Interview sagte Tarantino später, dass er überproportional viel für die Rechte des Songs „Stuck in the middle with you“ ausgeben musste. Das Lied, das er in der Folterszene verwendet. Und zwar hatte er schon im Drehbuch stehen, dass er den Song in dieser Szene verwenden will. Dadurch wusste die Plattenfirma, dass sie viel dafür verlangen konnte. Tarantino sagte, dass er daraus gelernt hat und nie wieder die geplante Verwendung eines Songs ins Drehbuch geschrieben hat.

Der Dreh von Reservoir Dogs

Ebenfalls wie Marielle Heller vor Diary of a Teenage Girl (SF69) wurde auch Tarantino zum Sundance Institute eingeladen. Allerdings besuchte er den Regie-Workshop. Dort inszenierte er mit Schauspielern unter Anleitung eine Szene von Reservoir Dogs. Einer seiner Lehrer war übrigens Terry Gilliam, dem Tarantino dann im Abspann von Dogs auch dankt.

Die eigentlichen Dreharbeiten fanden im Juli und August statt. Und es war so heiß, dass Tim Roth mehrere Male durch das getrocknete Kunstblut buchstäblich am Boden festklebte und in den Drehpausen abgekratzt werden musste, was mehrere Minuten dauerte.

Michael Madsen hatte große Probleme, die Folterszene zu drehen. Als Kirk Baltz (der den Polizisten spielt) improvisierte und flüstert: „I’ve got a little kid at home.“ musste Madsen die Szene weinend abbrechen, da er gerade selbst Vater geworden war.

Weniger Probleme hatte Madsen damit, Baltz in den Kofferaum seines Autos zu sperren. Kirk Baltz bat Madsen bei einer Probe darum, einmal um den Block zu fahren. Da er noch nie in einem Kofferraum eingesperrt gewesen war, wollte er die Erfahrung machen, um seine Rolle glaubwürdiger spielen zu können. Als Madsen im Auto saß, beschloss er, dass dies eigentlich auch eine gute Gelegenheit sei, sich mit seinem eigenen Filmcharakter vertraut zu machen. Daher fuhr er nicht nur um den Block, sondern erst einmal durch den Drive-In eines Taco Bells und dann erst zurück zum Set. Dass er dort mit einem Becher Cola auftauchte, gefiel Tarantino so gut, dass sie dies für den Dreh übernahmen.

Das Rätsel des Showdowns

Im Showdown, wenn Mr. White, Joe und Nice Guy Eddie sich im Mexican Standoff gegenüberstehen, gibt es das große Rätsel, das zu vielen Fantheorien geführt hat: Wer erschoss Nice Guy Eddie? Mr. White erschießt Joe und wird dann von Eddie erschossen. Aber Eddie fällt einfach um, ohne dass eine Waffe auf ihn gerichtet ist. Es gibt sogar T-Shirts mit der Frage: „Who shot Nice Guy Eddie?“.

Die Auflösung ist eine Panne: Die Schauspieler trugen Kunstblutbeutel unter der Kleidung mit Mikrozündern. Aber der Beutel von Keitel explodierte zu früh, sodass er zu Boden ging, bevor er auf Penn schießen konnte. Dann explodierte Penns Blutbeutel und er ließ sich fallen. Tarantino beschloss gemäß dem von uns schon oft zitierten Hollywood-Credo „Wirkung geht über Realismus“ diesen Take zu nehmen.

Filmisches Erzählen in Reservoir Dogs

Die erste Szene

„This scene works not because it’s 5 dudes sitting around, it works because it’s entertaining. They’re not talking about themselves or talking about their job, because we have NO idea why they’re even together. We just know that they’re shooting the shit in a very casual, entertaining way. It tells us a lot about the characters, without knowing them.“

Taste of Cinema

Die erste Szene im ersten Film von Tarantino ist bereits ganz großartig und zeigt vieles von dem, was den Regisseur in seinen kommenden Filmen auszeichnen soll. Natürlich fallen dabei sofort die Tarantino-typischen Dialoge auf.

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Aber die Szene ist nicht einfach nur unterhaltsam. Sie eröffnet zugleich eine ganze Reihe von Themen, die sich durch den Film ziehen. Zunächst das Thema Männlichkeit. Es sitzen ein Haufen Typen um einen Tisch herum und unterhalten sich über eine Frau (Madonna). Durch die Trinkgelddiskussion wird die postmoderne These eingeführt, dass es keine universellen Werte gibt und wiederum durch die „Like a Virgin“-Anekdote wird das Thema „Erlösung durch Schmerz etabliert.

Nicht zuletzt bekommen fast alle Charaktere einen kleinen oder größeren Moment, der sie etabliert. Mr. White nimmt Joe das Buch weg und zeichnet sich so als Anführer aus, der Joe ebenbürtig ist. Mr. Blonde fragt daraufhin, ob er Mr. White umbringen soll, womit er seine Psychopathie andeutet und zugleich zeigt, wie loyal er Joe gegenüber ist. Mr. Pink zeigt mit der Trinkgeld-Diskussion, wie egoistisch und durchgeknallt er ist, aber auch, dass er gute Argumente hat. Mr. Orange, der Verräter, verrät dann Mr. Pink, als Joe fragt, wer kein Trinkgeld gegeben hat. Auch wichtig ist, dass Mr. Brown so einen großen Redeanteil an der ersten Szene hat. Da wir ihn später fast nicht mehr sehen und er auf der Flucht stirbt, ist es wichtig, dass wir ihn kennengelernt haben. Warum? Das erklärt uns noch einmal „Movies I Love (and so can you)“ am Unterschied von Jurassic Park und Jurassic World:

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Ein männlicher Film

Reservoir Dogs ist ein sehr männlicher Film. Die Fakten sind zunächst, dass wir nur männliche Sprechrollen haben und dass diese Männer sich geradezu „hypermännlich“ verhalten. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Filmen ist sich RD dieser Tatsache sehr bewusst und spielt damit.

Das sieht man wieder an der ersten Szene, in der erst misogyn über Madonna und ihre „Big Digs“ diskutiert wird. Aber im Anschluss über Trinkgeld und darüber dass vor allem Frauen ohne Ausbildung Kellnerinnen sind und sie auf das Trinkgeld angewiesen sind – ein dezidiert feministisches Thema.

Die nächste Szene nach der Titelsequenz zeigt dann den angeschossenen Mr. Orange im Auto. Die Art und Weise, wie Tim Roth sie spielt und auf der Rückbank des Autos liegt erinnert dabei stark an eine Geburt. Dabei schreit er immer wieder, dass er von einer Frau angeschossen wurde und fragt, warum sie das gemacht hat. Im Lagerhaus tupft Mr. White ihm dann auch noch die Stirn, wie ein werdender Vater der Frau.

Postmodernes Kino & Erlösung

Tarantino gilt als Paradebeispiel für einen postmodernen Regisseur, weil er selbstreflexiv und selbstironisch. Er packt seine Filme mit unzähligen Zitaten und Referenzen voll. Mark T. Conard betont, dass das aber noch nicht alle postmodernen Aspekte an Tarantino sind. Er schreibt, dass die postmoderne Philosophie sich dadurch auszeichnet, dass sie sowohl die Suche nach universellen Werten als auch jene nach absoluter Wahrheit aufgegeben hat. Beide Elemente stecken auch immer in Tarantinos Filmen.

Die Relativierung von Werten ist ein permanentes Thema in Reservoir Dogs, wahrscheinlich am drastischsten in der damals skandalösen Folterszene exemplifiziert. Aber auch sie findet sich schon in der ersten Szene in der guten Argumentation von Mr. Pink, dass Trinkgeldgeben nur eine willkürliche gesellschaftliche Konvention ist mit der er die vorherschende Moral anzweifelt.

Die These, dass es keine Wahrheit gibt, zeigt sich wiederum sehr schön in der Anekdote über den Gras-Deal, die Mr. Orange sich ausgedacht hat. Wir sehen in der Inszenierung erst verschiedene Probenphasen der Geschichte, dann, wie Orange sie den Dogs erzählt und springen dann in die Geschichte hinein, als wäre sie doch tatsächlich passiert. Mit dieser Geschichte in der Geschichte in der Geschichte führt uns Tarantino vor Augen, dass es keine Wahrheit gibt.

Auch dass wir den Heist nicht sehen, sondern nur in Form von Botenberichten erzählt bekommen, also wieder als Erzählungen in der Erzählung, ist ein weiterer Aspekt, in dem Reservoir Dogs die These vertritt, dass es keine Wahrheit gibt.

Diese postmodernen Thesen kombiniert Tarantino mit Erlösungsgeschichten. Daraus ergibt sich die Frage, wie Erlösung in einer Welt aussieht, in der es keine absoluten Werte mehr gibt, in der Gott tot ist. Die vermeintliche Antwort, die Tarantino darauf gibt, ist „Erlösung durch Schmerz“. Das zeigt sich schon in der bekloppten Diskussion über Madonna, in der es darum geht, dass eine Frau beim Sex so viel Schmerz hat, dass sie sich wieder wie eine Jungfrau fühlt. Dieses Thema wird dann durch das Leiden von Mr. Orange aufgegriffen, welches ja mit einer Geburt assoziiert wird, an deren Ende die Erlösung vom Schmerz quasi durch den Schmerz der Geburt steht.

Die Beziehung von White und Orange

Behalten wir, das oben geschriebene zu Geschlechterrollen, zur Erlösung und zum postmodernen Kino im Auge und betrachten wir die Beziehung von Mr. White und Mr. Orange.

Ebenfalls in der ersten Szene wird schon etabliert, dass White und Orange eine enge Beziehung haben, indem sie eng nebeneinander im Diner sitzen. Die beiden haben ein sehr inniges geradezu intimes Verhältnis, wie Brüder oder wie Vater und Sohn. Die Beziehung der beiden ist fast inszeniert wie in einem Liebesfilm. Mr. White geht ungewöhnlich zärtlich mit Mr. Orange um, besonders mit Blick darauf, wie demonstrativ männlich Reservoir Dogs ist. Mr. Oranges Verletzung wird dabei gewissermaßen als Entschuldigung dafür angeführt, sodass keine Homoerotik aufkommt:

„In the war film, a soldier can hold his buddy—as long as his buddy is dying on the battlefield. In the western, Butch Cassidy can wash the Sundance Kid’s naked flesh—as long as it is wounded. In the boxing film, a trainer can rub the well-developed torso and sinewy back of his protege—as long as it is bruised. In the crime film, a mob lieutenant can embrace his boss like a lover—as long as he is riddled with bullets. Violence makes the homoeroticism of many “male” genres invisible; it is a structural mechanism of plausible deniability.“

Kent Brintnall’s Tarantino’s Incarnational Theology: Reservoir Dogs, Crucifixions and Spectacular Violence zitiert nach Randomaniac.

Aber di Verletzung von Orange hat noch eine andere Bedeutung. Mr. Orange hat eine Doppelrolle: Als Verräter ist er einerseits der Judas der Geschichte. Durch sein Leiden hat er in dieser Erlösungsgeschichte aber zugleich die Rolle des Jesus‘ inne. Das führt uns Tarantino ultimativ in der letzten Szene vor Augen:

Still aus der letzten Szene von Reservoir Dogs

Still aus der letzten Szene von Reservoir Dogs

Hiermit spiegelt er Michelangelos berühmte Skulptur von Maria, die den sterbenden Jesus im Schoß hält, die Pietà:

Michelangelos Pietà

Michelangelos Pietà

Mit dieser letzten Szene hat Tarantino eine Klammer um seinen Film gelegt: Er beginnt ihn mit Schmerz und Madonna in einer sehr albernen Form und lässt ihn enden mit Schmerz und Madonna in einer sehr ernsten Form. Und er verdeutlicht uns, dass die Beziehung von White und Orange gewissermaßen eine Mutter-Sohn-Beziehung ist. Doch bringt sie auch Erlösung?

„However, because the universe that these characters inhabit is a postmodern one, their attempts at redemption are bound to fail, one way of living being, according to postmodernism, morally equal to any other way.“

Metaphilm

Da es keine absolute Moral in diesem postmodernen Universum gibt, muss der Versuch, erlöst zu werden, scheitern. Denn eine Art zu leben ist genauso gut oder schlecht wie jede andere. Es gibt keine Autorität mehr die entscheidet, ob du tugendhaft bist. Wir argumentieren heute am ehesten mit gesellschaftlichen Werten (ein Grund, warum Tarantino so viel Popkultur in seine Filme einwebt).

So endet der Film dann auch damit, dass Orange gesteht, dass er der Verräter ist. White erschießt daraufhin Orange und wird von der Polizei erschossen.

Die Folterszene

Die damals skandalöse Folterszene ist in ihrer Verdichtung die Entscheidende Szene an deren Ende klar ist, dass Mr. Orange der Verräter ist.

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Interessant an der Szene ist die Verwendung des Songs „Stuck in the middle with you“. Statt das Gezeigte mit dramatischer Musik zu untermalen, wählt Tarantino einen Song, der als Kontrapunkt funktioniert. Das bewirkt aber gerade, dass Mr. Blonde noch entrückter, noch psychopathischer wird.

Dies wird dann noch einmal verstärkt, als Blonde mitten in der Szene das Lagerhaus verlässt, um den Benzinkanister zu holen. Die diegetische Musik endet in diesem Moment und draußen ist ein schöner, sonniger Tag, wir hören Kinder und dann kehren wir in das Lagerhaus mit seinem Grauen zurück. Dies unterstützt die Vorstellung, dass eine so schreckliche Tat in unserer Nachbarschaft geschehen könnte, ohne dass wir sie bemerken und verstärkt so den Schrecken.

Interessant ist außerdem, dass die Kamera uns die eigentliche Folter nicht zeigt. Die Schnitte mit dem Rasiermesser werden ähnlich wie in der Duschszene von Psycho so geschickt geschnitten, dass wir glauben, sie zu sehen, ohne sie zu sehen. Als Blonde dann das Ohr des Polizisten abschneidet, dreht die Kamera weg, als könnte sie selbst nicht ertragen, was gerade geschieht. Erst als der eigentliche Akt des Foltern vorbei ist, sehen wir die Gore-Effekte.

Unchronologisches Erzählen

Während Pulp Fiction die traditionelle Storyline komplett aufgibt und nur noch fragmentarisch erzählt, beginnt dieses weitere Element des postmodernen Kinos bereits in Reservoir Dogs. Wenngleich der Film die traditionelle Story-Line noch nicht komplett aufgibt, so bricht er sie doch auf.

Der Heist-Movie war seit Rififi sehr formelhaft aufgebaut: Wir sehen das Casting der Crew, die Planung des Heists, die Durchführung des Heists, bei der etwas schiefgeht und improvisiert werden muss und die Konsequenzen des Heists.

Reservoir Dogs auf der anderen Seite lässt den Heist als den Dreh und Angelpunkt des Plotts komplett weg. Nach einem vom Plott unabhängigen Prolog steigen wir direkt in die Konsequenzen des Heists ein und bekommen in Rückblenden das Casting erzählt. Wir sehen auch nicht die Planung des Heists, stattdessen sehen wir die Planung der Undercover-Rolle von Mr. Orange. Den Heist selbst bekommen wir nur in Form von Botenberichten erzählt.

Die Dialoge

Schon in Reservoir Dogs bekommen wir die berühmt gewordenen Tarantino-Dialoge zu hören: Die Protagonisten unterhalten sich auf sehr unterhaltsame Art und Weise über irgendetwas sehr Banales. Hier die im Podcast angesprochene schöne Analyse der Dialoge von Tarantino:

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Die Protagonisten

„For Tarantino, it’s all about the characters, the chaos, the relationships under pressure, and of course the delicious dialogue, strewn with entertaining asides, entertaining stories, and gallows humor.“

TCM

Psychology Today hat analysiert, unter welchen Persönlichkeitsstörungen die Protagonisten leiden:

  • Mr. Blonde ist demnach ein sadistischer Psychopath
  • Mr. Pink ist ein Psychopath mit paranoiden Zügen
  • Mr. White ist ein Soziopath
  • Und Mr. Orange hat eine narzisstische Persönlichkeitsstörung

Kritikpunkte

Wir besprachen Kritikpunkte, die Reservoir Dogs entgegengebracht wurden:

  • Paula kritisiert, die Darstellung, dass das erste Mal Frauen, immer Schmerzen bereitet.
  • Es gibt auch heute noch den Vorwurf, dass Reservoir Dogs ein Plagiat von City on Fire ist:
    Wer das behauptet, hat einen der beiden Filme nicht gesehen. Zwar tauchen viele Plottpunkte von Reservoir Dogs in City on Fire auf, dort spielen sie aber eine untergeordnete Rolle, während Tarantino sie zum Dreh und Angelpunkt des Films erhebt. Somit kann nicht die Rede sein von einem Plagiat.
  • Muss der Film so gewalttätig sein?
    Die explizite Gewalt war sicherlich eine Provokation. Schließlich hat Tarantino damit einen Trend angestoßen. Als Filmnerd hat er diese Elemente aus dem Horrorfilm übernommen und dem breiten Publikum vorgeführt. Speziell bei Dogs trägt die Gewalt auch viel zum Realismus bei, anders als in späteren Filmen wird sie hier nicht als Comic Relief verwendet, sondern um das Drama zu unterstützen.
  • Der Film ist Style over Substance:
    Paula räumt ein, dass die Geschichte sehr einfach gestrickt ist. Daniel und Mathias sehen darin kein Problem und vertreten die These, dass große Geschichten nicht unbedingt kompliziert sein müssen.
  • Tarantino ist ein schlechter Schauspieler.
    Mathias bestätigt diesen Vorwurf: „Ich finde Tarantino tatsächlich immer grenzwertig in seinen Filmen“.
  • Everybody sounds the same – Die verschiedenen Rollen sind noch nicht so nuanciert wie in späteren Werken, sondern im Grunde stehen hier eine Handvoll Tarantinos vor der Kamera, die alle die gleiche Attitüde haben:
    Paula wendet ein, dass das absolutes Nitpicking ist. Der Film ist gut und jemand hat verzweifelt nach irgendeinem Kritikpunkt gesucht.
  • Nach der Eröffnungsszene fällt die Qualität ab:
    Können wir nicht nachvollziehen. Das Drama im Lagerhaus ist großartig.
  • Der Filmfehler im Mexican Standoff:
    Er ist uns ohne das vorherige Wissen gar nicht aufgefallen, da das Drama funktioniert, gilt der Grundsatz – Wirkung geht über Realismus.
  • Paula kritisiert die Rückblenden, der Film hätte auch als komplettes Kammerspiel funktioniert.

Eastereggs & Tarantinos Universum

  • In der Szene, in der Mr. Pink vor der Polizei flieht, hört man den Wilhelmschrei.
  • In der Szene wiederum, in der Mr. Blonde den anderen zeigt, dass er einen Cop gefangen hat, sehen wir zum ersten Mal Tarantinos Markenzeichen: den Trunkshot.
  • Mr. Blondes bürgerlicher Name ist Vic Vega. In einem Interview verriet Tarantino, dass er der Bruder von Vincent Vega aus Pulp Fiction ist.
  • In Reservoir Dogs wird in einer Szene eine Krankenschwester namens Bonnie erwähnt, in Pulp Fiction ist sie die Frau von Jimmie, bie dem Vincent und Jules das Auto putzen müssen, bevor Bonnie nach Hause kommt.
  • An einer Stelle in Dogs läuft Radiowerbung für „Jack Rabbit Slim’s“
  • In Mr. Whites Flashback, sprechen er und Joe über Alabama: Patricia Arquettes Character aus True Romance.
  • Da Tarantino kein Productplacement mag, wird auch hier schon Red Apples geraucht.
  • Außerdem trinkt Mr. Blonde aus einem Pappbecher von Big Kahuna Burger, als er im Lagerhaus ankommt.
  • Radio K-Billy gab es schon im zerstörten eigentlichen Debüt von Tarantino „My Best Friend’s Birthday“. Mr White heißt in Dogs Larry Dimmick. In Pulp Fiction spielt Harvey Keitel Jimmy Dimmick.

Zitate & Referenzen

  • Rashomon (1950) ist gewissermaßen die Mutter des nichtlinearen Erzählens.
  • Kansas City Confidential (1952): Der Plott von Reservoir Dogs soll durch diesen Film inspiriert worden sein.
  • Rififi (1955): ist wiederum die Mutter des Heist-Movies. Außerdem gibt es eine Folterszene mit einem Rasiermesser.
  • The Killing (1956): Hier kommt schon der schiefgegangene Heist sowie das unchronologisches Erzählen vor.
  • Bande à part (1964): Tarantinos Produktionsfirma heißt “A Band Apart”, das referenziert Godards Film. Außerdem wird wohl einmal erwähnt, dass der Juwelier “Karina’s” heißt. Er ist nach der Schauspielerin Anna Karina benannt, die die Hauptrolle in Bande à part spielt.
  • In Django (1966) wird auch jemandem ein Ohr abgeschnitten.
  • Mr. Blonde referenziert Blondie aus The Good, The Bad And The Ugly (1966)
  • Die Idee mit den Farb-Pseudonymen übernahm Tarantino aus The Taking of Pelham One Two Three (1974)
  • Wenn Mr. Blonde während der Folterszene aus dem Lagerhaus läuft ist das inspiriert durch Brian De Palmas Scarface (1983):

„the camera drifting away from the chainsaw dismemberment, out the window, and across the street to where the victim’s pals are chatting up some pretty girls serves essentially the same function.“

A. V. Club

  • In City on Fire (1987) tauchen bereits große Teile des Plotts auf: Ein Undercover-Cop wird in eine Gruppe Juwelendiebe eingeschleust, der Heist geht schief, der Cop wird angeschossen. Sie fliehen in ein Lagerhaus, dort wird diskutiert, wer der Verräter ist un es kommt zum Mexican Standoff, am Ende stürmt die Polizei das Lagerhaus und alle sterben. Diese Handlungsaspekte machen aber nur einen kleinen Teil in City on Fire aus.

Die Rezeption von Reservoir Dogs

Reservoir Dogs auf den Festivals

Reservoir Dogs feierte seine Premiere beim Sundance Filmfestival 1992. Es war der am heißesten diskutierte Film des Jahres auf dem Festival. Und dass er keinen Preis gewann, lag mutmaßlich an einer Panne bei seiner Aufführung: RD war im Breitbildformat gefilmt worden, wurde aber bei der ersten Aufführung in einem Kino gezeigt, das nicht auf Breitbild ausgelegt war. Das führte dazu dass große Teile des Bildes links und rechts der Leinwand auf den Vorhang projiziert wurden. In der Mitte des Films sprang Tarantino auf und schrie, man solle den Film abbrechen, er könne das nicht länger ertragen. Es sei vielleicht der einzige Film, den er je drehen würde und das Kino würde alles verderben! Dieser Vorfall hat übrigens dazu geführt, dass alle Kinos auf dem Sundance seitdem Breitbild projizieren können müssen.

Als Reservoir Dogs auf dem Sitges Film Festival lief, verließen viele Zuschauer den Film während der Folterszene. Unter ihnen war auch Wes Craven. Craven sagte später, in der Lobby des Kinos wäre ein junger Mann auf ihn zugekommen und hätte gefragt

‘You’re Wes Craven, right?’

Als Craven das bestätigte, freute sich der junge Mann:

‘I just scared Wes Craven!’

– Es war Quentin Tarantino.

Dogs lief auch in Cannes, allerdings außerhalb des Wettbewerbs in einer Reihe von Mitternachtsvorführungen. Dort wurden die Produzenten Harvey und Bob Weinstein darauf aufmerksam. Sie kauften die Rechte für Miramax, aber vor allem nahmen sie Tarantino unter Vertrag und finanzierten Pulp Fiction.

Die Kritiken zu Reservoir Dogs

Insgesamt erhielt Reservoir Dogs gute Kritiken, allerdings wurde die Gewalt sehr harsch kritisiert. berühmte Fernsehsendung Siskel and Ebert gab „two thumbs down“, wobei Roger Ebert Tarantinos Talent anerkannte, nur meinte, er habe es nicht ausgeschöpft. Er urteilte, dass er durchaus mochte, was er sah. Er aber mehr sehen wollte.

Die Filmkritikerin Jami Bernard (Nachtrag zum Podcast: In der Folge sprachen wir von ihr, wie von einem Mann. Wir bitten um Entschuldigung) von der New York Daily News verglich Reservoir Dogs mit der Legende von L’Arrivée d’un Train en Gare de la Ciotat (1895), bei dem das Publikum ja aufgesprungen sein soll, weil ein Zug auf sie zu raste. Die Geschichte ist nicht wahr, aber Bernard wollte darauf hinaus, dass das Publikum von 1992 einfach noch nicht bereit sei für Reservoir Dogs.

Das Einspielergebnis

In Amerika spielte der Film mit 2,8 Millionen durchaus einen Achtungserfolg ein. Wurde dann aber auf dem VHS-Markt erst zum richtigen Kassenschlager. Reservoir Dogs war aber vor allem im UK sehr erfolgreich, wo er 6,5 Millionen Pfund einspielte und nicht zuletzt die große Welle der britischen Gangsterkomödien anstieß.

Einfluss & Kontroverse

Amy Nicholson vom Podcast The Canon erzählte in der Sendung, dass sie in den 90ern mal als Kuratorin für Sundance gearbeitet hat. In den Jahren nach Reservoir Dogs gab es wohl unglaublich viele Indie Filme, die Tarantinos Film imitierten.

„It was also enormously influential, inspiring a whole cottage industry of second-rate (and worse) imitators making crime films with brutal acts of violence, foul language, idiosyncratic dialogue, homages to other (better films), and „clever“ twists, most of which ended up going straight to video. Those films missed Tarantino’s most creative contributions to the crime genre: his love of movies, his gift for creating distinctive characters, and his playful approach to storytelling. Where copycats try to show off their hipness by making a point of referencing cult movies, Tarantino never drew attention to his homages. It wasn’t the quote that mattered, it was how the idea was reworked in a new context to become a piece of cinema storytelling in its own right.“

Turner Classic Movies

Obwohl er im Kino ein so großer Erfolg gewesn war, erhielt er im UK erst 1995 einen Video-Release, da dort eine Gewalt-Debatte in Politik und Öffentlichkeit eine frühere Veröffentlichung verhinderte. Aufgrund der Gewaltdarstellung hatte RD erst am 7. Mai 2009 nach 17 Jahren im WDR die Erstausstrahlung im deutschen Free-TV.

2012 gab es eine szenische Lesung des Drehbuchs mit ausschließlich schwarzen Schauspielern, darunter Laurence Fishburne, Cuba Gooding Jr. und Anthony Mackie.

Als Madonna später Tarantino traf, schenkte sie ihm eine Kopie ihres Albums „Erotica“, die handsigniert war mit:

„To Quentin. It’s not about dick, it’s about love. Madonna.“

Preise und Bestenlisten

  • Bei den Independent Spirit Awards 1993 erhielt Steve Buscemi den Preis für die beste männliche Nebenrolle
  • Beim Toronto International Film Festival 1992 erhielt Tarantino den International Critics‘ Award
  • In der IMDB Top 250 steht Reservoir Dogs auf Platz 75 (Juli 2016)
  • Das Magazin „Premiere“ wählte ihn zu einem der „The 25 Most Dangerous Movies“.
  • Empire wiederum wählte RD zum „Greatest Independent Film of all Time“
  • Außerdem landete er bei Empire auf Platz 97 in der Liste „the 500 Greatest Films of All Time“
  • Auch Reservoir Dogs befindet sich in „1001 Movies You Must See Before You Die“ von Steven Schneider

Lesenswert, Sehenswert & Hörenswert

Podcasts

Funfacts

Essays & Analysen

Interviews

The End.

SF49 – Gremlins (Das große Weihnachtsspecial feat. Arne, Christian, Mathias, Max, Michi & Tabu)

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Ein großes Geheimnis


Don’t ever feed him after midnight!

Wir feiern Weihnachten mit Arne vom Enough Talk, Christian von der Second Unit, unserem Außenkorrespondenten Mathias, Max von der Wiederaufführung, Michi von der Cinecouch und der nicht weniger mysteriösen wie wundervollen Tabu! Aber leider ohne Audiointerface, das uns kurz vor der Aufnahme verreckte. Wir hoffen, es lässt sich dennoch ertragen.

Natürlich gab es auch wieder einen Film: Wir diskutierten ausgiebig die drei Regeln der Mogwais und klärten dabei endgültig und ein für alle Mal, wann man die Viecher füttern darf! Natürlich gab es auch anderes: Viiiiiiel Bond, Lassies Nachkommen, neues vom Mähnenwolf, Dr. Paula gab Beziehungstipps, wir erfuhren, wie man Fernsehen macht, was Spielberg mit diesem Film zu tun hat, wie toll es ist, Filmvorführer zu sein, was die Royal Air Force damit zu tun hat und wie da „It’s a wonderful life“ mit drinhängt. Wir fanden das Set von „Back to the future“ und Christian vergaß seinen Regenschirm.

Obendrein gab es diesmal sogar noch Musik:

Rey Izain – Dancing Like A Maniac (feat. Sybil Smith & The Ragga Twins). Lizenz: CC BY-NC 4.0.
Broke For Free – Nightowl. Lizenz: CC BY 3.0.
Mockstars – AVENGERS EPIC RAP (feat. Bart Baker). CC BY 3.0.
Josh Woodward – Let It InCC BY 4.0.

Vorgeplänkel & Abschweifungen

Im Vorgeplänkel war Arne vom Enough Talk zu Gast. Er hat auch ein Filmblog ♦ Alle Sounds, die wir verwenden stammen von freesound und sind gemeinfrei ♦ Lassie Come Home stammt übrigens aus dem Jahr 1943 und war Elizabeth Taylors zweite Rolle ♦  Paula erklärt die Gretchenfrage ♦ Die Quasi-Vergewaltigung ist übrigens in Goldfinger, nicht in Goldeneye ♦ Daniel schämt sich übrigens noch heute, dass er „Legacy“ falsch ausgesprochen hat … ♦ Christian von der Second Unit erzählt die Handlung in fünf Sätzen ♦ Dr. Paula beantwortet diese Frage ♦ Michi von der Cinecouch trägt die Eckdaten vor ♦ Max von der Wiederaufführung lieferte uns einen Funfakt zur Produktion ♦ Außerdem sind noch Mathias und Tabu dabei.

Die Eckdaten von Gremlins

Erscheinungsjahr: 1984
Regie: Joe Dante
– Filmographie (Auswahl):
1976 Hollywood Boulevard
1984 Gremlins
1987 Die Reise ins Ich (Inner Space)
1990 Gremlins 2
1998 Small Soldiers
2014 Burying the Ex
Sowie seit 2011 mehrere Episoden von Hawaii Five-0.

Drehbuch: Chris Columbus
– Filmographie (Auswahl):
1990 Home Alone
1992 Home Alone 2
1993 Mrs. Doubtfire
1999 Bicentennial Man
2001 Harry Potter and the Sorcerer’s Stone
2002 Harry Potter and the Chamber of Secrets
2005 Rent
2010 Percy Jackson & the Olympians: The Lightning Thief

Produktion u. a.: Steven Spielberg
Budget: 11 Mio $
Besetzung: Zach Galligan (Billy Peltzer), Phoebe Cates (Kate Beringer), Hoyt Axton (Randall Peltzer), Frances Lee McCain (Lynn Peltzer), Corey Feldman (Pete Fountaine), Jonathan Banks (Deputy)
Genre: Horrorkomödie, Weihnachtsfilm

Nachtrag: Jonathan Banks heißt bei Breaking Bad und Better Caul Saul nicht Hank sondern Mike. ¯\_(ツ)_/¯

Die Produktion von Gremlins

Die Idee zu dem Drehbuch kam Chris Columbus, weil ihn das Trappeln von Mäusefüßen in seiner Wohnung so gruselte. Er hatte auch gar nicht vor, das Drehbuch zu verkaufen, sondern nutzte es für seine Bewerbungsunterlagen. So kam es Spielberg in die Hände, der begeistert war und darauf bestand, den Film produzieren zu dürfen. Allerdings mischten sich Spielberg und Regisseur Joe Dante dann gewaltig in das Drehbuch ein, um es familienfreundlicher zu machen. Der ursprüngliche Entwurf war wesentlich blutiger als das Endergebnis: So sollte der Hund getötet werden, die Mutter sollte geköpft werden und ihr Kopf sollte die Treppe runterhüpfen und der Wissenschaftslehrer sollte mit ganz vielen Spritzen im Gesicht gefunden werden.

Ursprünglich sollte Gizmo auch zu einem Gremlin werden und dann quasi die Rolle von Stripe übernehmen. Es war dann Spielbergs Idee, das zu ändern, um den Zuschauern einen Charakter zu geben, mit dem sie emotional verbunden sind. Offenbar traute er das Billy und Kate nicht zu. Jedenfalls artete die Drehbuchänderung in gewaltigen Stress für Chris Walas, den Kreaturendesigner (creature design/hat übrigens auch bei Return of the Jedi mitgemacht. Was wohl?). Denn er hatte Gizmo nur für die Szenen am Anfang des Films gebaut, wo er ja nur rumzsitzen und blinzeln musste. Jetzt sollte Gizmo plötzlich viel mehr können. Also musste er ihn überarbeiten.

Sämtliche Gremlins waren animatronische Puppen und jedes einzelne Modell kostete 30.000 – 40.000 $. Daher wurden am Ende eines Drehtags immer sämtliche Kofferräume der Mitarbeiter von einer Security-Firma kontrolliert, damit niemand sich ein Gremlin klauen konnte. Die Technik war auch nicht sooo ausgereift, was dazu führte, dass technische Probleme zu Drehverzögerungen führten und einmal soll der komplette Cast bei einem Nachtdreh am Set eingeschlafen sein, weil sie solange darauf warten mussten, dass die Puppe wieder funktioniert.

Gremlins war eine Warner Bros. Produktion, dennoch durften sie Snow White and the Seven Dwarfs benutzen. Eine Kooperation, die heute wahrscheinlich nicht mehr möglich wäre.

Filmisches Erzählen in Gremlins

„it’s sort of like The Muppet Movie meets Dawn of the Dead meets Invasion of the Body Snatchers meets E.T. meets Alienmeets The Karate Kid meets The Texas Chainsaw Massacre meets The Wizard of Oz meets It’s a Wonderful Life“

Filmfanatic

Easter Egg & Etymologie

Als Randall Peltzer am Anfang des Films durch Chinatown läuft, sieht man kurz bevor er den Laden betritt ein Auto mit einem qualmenden Motor. Das Auto ist eines der Marke AMC Gremlin. Außerdem entstand der Begriff „Gremlin“ ursprünglich, weil die Piloten der Royal Air Force seit den 1920ern damit unerklärliche Motorprobleme beschrieben: Sie hatten Gremlins im Motor. Wir sehen in der Szene also einen AMC Gremlin mit einem Gremlin im Motor.

Auch Mogwai hat eine interessante Etymologie. Es kommt aus dem Kantonesischem und bedeutet in etwa „Dämon“. In diesem Zusammenhang ist spannend, wie die Protagonisten auf Gizmo reagieren. Es wird immer gefragt, was es ist, aber die Antwort „ein Mogwai“ reicht ihnen dann sofort als Erklärung. Dies ist sicher darauf zurückzuführen, dass der Film gar nicht versucht, realistisch zu sein, sondern ein Märchen sein möchte. Allerdings ergeben sich aus diesem Anspruch auch diverse Plottlöcher.

Plottlöcher und Nitpicking in Gremlins

„And then there are the plot holes. I don’t mean the „don’t feed them after midnight“ dichotomy. (Isn’t any time of day „after midnight“?) I mean things like Billy taking his dog to work with him when there’s no reason for it — no reason except that the screenplay wants to have the dog attack Mrs. Deagle, and it’s the only way to get them together. I mean things like the kids still being in school on Christmas Eve, when in real life public schools recess for the holidays long before then. Speaking of which, why is there an inventors convention on Christmas Eve?“

Eric D. Snider

  • Paula erwähnte schon zu Beginn der Folge, dass die Gremlins ständig Klamotten tragen, die ihnen auch noch passen, ohne dass klar wird, wo sie die eigentlich herhaben
  • Die Regel „nicht nach Mitternacht füttern“ ist total schwammig. Mitternacht in welcher Zeitzone? Wann endet das Fütterverbot wieder?
  • Ferner vermehren sich Gremlins bei Wasserkontakt. Die Erde ist zu 71% mit Wasser bedeckt. Wie kommt es, dass die Gremlins nicht schon längst die Welt überrannt haben? Besonders wenn man bedenkt, wie intelligent sie sind.
  • Warum nimmt Billy seinen Hund (auch nur ein einziges Mal) mit zur Arbeit? Außer dass es eine „Zauberer von Oz„-Referenz ist.
  • Warum findet an Weihnachten eine Erfindermesse statt und warum ist noch Schule?

Bizarre Szenen

Im Film gibt es einige sehr losgelöste Szenen. So erzählt Kate, dass ihr Vater an Weihnachten im Schornstein steckenblieb und starb. Diese Szene kommt quasi aus dem Nichts und endet auch sofort wieder ohne jegliche Konsequenz für den Film. Es gibt die Theorie, dass diese Szene zeigen soll, wie abgefuckt das Kleinstadtleben in Wirklichkeit ist. Wir glauben das aber nicht, da der Film die Kleinstadt eher feiert. Christian sagt am Ende des Podcasts, dass diese Geschichte Gremlins spiegeln soll: Dir bleibt das Lachen im Halse stecken. Eine weitere Merkwürdigkeit ist Billys „böser Kollege“. Dieser springt einmal Billys Chef bei, als der mit Billy schimpft und taucht dann noch einmal in der Bar auf, wo er über Billy lästert. Danach verschwindet er einfach aus dem Film. Auch die Szene, in der sich die Gremlins zum Schneewittchen-Schauen im Kino versammeln ist zwar lustig, hat aber nur den Grund, dass sie Billy die Möglichkeit bietet alle Gremlins auf einen Schlag zu töten.

Billys Entwicklung

Billy macht genauso wie die Gremlins eine Metamorphose durch. Er ist zu Beginn ein Looser, der ein kleiner Bankangestellter ist, obwohl er davon träumt Comic-Zeichner zu werden. Im Laufe des Films entwickelt er sich dann aber zum Gremlins-Killer und darf seine Damsel in distress retten. Das ist im Grunde eine sehr typische Actionfilm-Charakterentwicklung. Genau den gleichen Charakterbogen durchläuft zum Beispiel John McClain in Die Hard.

Hommage an It’s a Wonderful Life

In Gremlins steckt eine große Hommage an Frank Capras It’s a Wonderful Life. Wir sehen den Film einmal im Fernsehen laufen und zwar genau die Szene, in der alles wieder gut ist. Beide Filme spielen an Weihnachten. Die Stadt in Gremlins heißt Kingston Falls, die aus It’s a Wonderful Life heißt Bedford Falls. Billy arbeitet genau wie George Bailly in einer Bank, träumt aber von einem anderen Leben. Mrs. Deagle steht für Mr Potter aus IAWL. Sie hat sogar ein Gemälde von Mr. Potter in ihrem Haus hängen. Der Abendspaziergang aus IAWL wird gespiegelt, genauso die Pool-Szene. Wenn die Gremlins Kingston Falls übernommen haben, steht das für Pottersville. Aber am Ende ist alles wieder gut – Die Dorfgemeinschaft hat gewonnen.

Die Charaktere

Die meisten (menschlichen) Charaktere des Films bleiben ziemlich blass. Außerdem sind sie alle riesengroße Klischees. Kein Wunder, dass Spielberg Gizmo als Identifikationsfigur haben wollte, denn Billy ist es nicht. Er ist Mitte 20, wohnt noch bei seinen Eltern und verhält sich zu Hause wie ein Kind. Wir sehen sogar, dass er einen Spielzeugroboter geschenkt bekommen hat. So ungeschickt, wie Billy sich bei seiner Brautwerbung um Kate anstellt, ist sie wohl auch seine erste Freundin. Die Beziehung zwischen den beiden bleibt auch die ganze Zeit komplett asexuell. Formal ist Kate der Love Interest, aber sie wirkt mehr wie ein Kumpel – Wahrscheinlich dem Kinderfilm geschuldet. Auch Kate bleibt blass. Neben der merkwürdigen Geschichte um ihren Vater hat sie noch einen zweiten, komplett sinnfreien Auftritt, als sie die Gremlins in der Bar bewirtet.

Der Vater ist zwar auch das Klischee des erfolglosen Erfinders – nicht eine einzige seiner Erfindungen funktioniert –, aber zumindest ist er sehr liebenswürdig und funktioniert als Charakter. Bei der Mutter verhält es sich genauso: Sie funktioniert als Charakter, ist aber im Grunde ein misogynes Klischee: Sie ist in der Küche badass, tötet drei Gremlins mit Küchengeräten, aber sobald sie die Küche verlässt, muss sie von Billy gerettet werden.

Der nächste Klischeecharakter ist der Rassist im Dorf. Allerdings ist er auch eine schön ironische epische Vorausdeutung, da er die ganze Zeit über die Ausländer lästert, die Gremlins in Maschinen packen, dann am Ende durch Gremlins in einer amerikanischen Maschine sterben muss. Der ängstliche Sheriff und sein Deputy sind ein weiteres Klischee. Sie lassen sich nicht überzeugen, dass Gefahr besteht und sobald sie dann doch mal einen Gremlin sehen, nehmen sie sofort Reißaus. Für den Film hat das natürlich die Funktion des Calls to Adventure: Billy wird keine Hilfe bekommen, er muss die Sache selbst in die Hand nehmen.

Das nächste Klischee ist der mysteriöse Chinese: Er will den Mogwai nicht verkaufen, weil die Amerikaner zu verantwortungslos sind und hält am Ende eine Moralpredigt darüber, dass die Amerikaner noch nicht bereit sind. Schließlich muss auch noch der Schwarze als erstes sterben – eines der größten Horrorfilmklischees, die es gibt.

Gremlins ist ein sehr konservativer Film

„Underneath Gremlins‘ monster movie surface bubbles a tale of the suburban paranoia over „the new neighbors,“ those folks who moved next door who don’t look like the rest of town.“

Eddie on Film

Der schwarze Wissenschaftslehrer ist der typische Token-Schwarze, der sich in die Gesellschaft integriert hat. Er ist der einzige nicht weiße Einwohner von Kingston Falls. Er muss sterben, weil er „Experimente“ mit dem Gremlin macht (er nimmt ihm Blut ab), was aus einer naturverbunden-konservativen Haltung etwas schlechtes ist. Es gibt Interpretationen, wonach die Gremlins Schwarze repräsentieren, andere sagen, dass sie eher Asiaten repräsentieren. Fest steht allerdings, dass sie für den Wandel der amerikanischen Kleinstadt stehen. Diese „Hometowns“ haben eine homogene weiße Bevölkerung, die mit neu zugezogenen konfrontiert werden, die Veränderungen mitbringen. Wir vertreten die These, dass die Gremlins für Jugendkultur stehen und den damit verbundenen Wandel der Gesellschaft – Unser Hauptindiz ist die Irokesen-Frisur von Stripe, die DAS Symbol für den Punkrock der 80er war. Aber egal, wofür die Gremlins stehen, die Message des Films ist: Veränderung ist etwas schlechtes (potentiell tödlich) und muss bekämpft werden.

Manche Interpreten meinen, dass der Film die amerikanische Kleinstadt gerade ironisch kritisieren will. Natürlich ist der Film hochgradig ironisch und nimmt sich nicht ernst. Wir haben aber vier Argumente gegen diese Interpretation:

  1. Wer sind unsere Identifikationsfiguren? Billy und Gizmo. Billy hat einen Stock im Arsch und ist der typische nette, weiße Schwiegermuttertraum. Gizmo wiederum ist der optimal assimilierte Fremde/Jugendliche, der sogar seine eigene Art verrät um den Menschen dieser Kleinstadt zu helfen.
  2. Die Analogie zu It’s a wonderful life: Es geht darum, den Status Quo wiederherzustellen. Klar, die Gremlins sind lustig, aber es wird nie Frage gestellt, dass sie bekämpft werden müssen. Am Ende darf keine Veränderung stattfinden, sondern alles soll so bleiben, wie es ist. Sogar das Radio spielt wieder.
  3. Der Film ist fortschrittskritisch, wie die Verantwortungsrede des Chinesen zeigt. Der Wissenschaftler muss, wie gesagt sterben. Auch Randall steht mit seinen erfolglosen Erfindungen auf liebevolle Art für die Fortschrittskritik.
  4. Wer muss sterben? Der Wissenschaftler, der Rassist und die assoziale Raubtierkapitalistin. Das zeigt, dass der Film einen gemäßigt-kleinbürgerlichen Konservatismus des „Heart of the Nation“ vertritt.

Epische Vorausdeutungen

„His obsession with and cannibalization of pop culture images anticipates our current obsession with post-modern meta-comedy. As in the best of Community and The Simpsons, pop culture references aren’t the jokes in Dante’s films. Any references (and there are plenty) are esoteric and naturally occurring, deeply woven into the tapestry of the films.“

SplitSider

Der Film ist aber nicht schlecht. Er ist vor allem exzellent inszeniert. Es finden sich unzählige epische Vorausdeutungen in ihm, zum Beispiel:

  • Der erwähnte AMC Gremlin
  • Wie gesagt, heißt Mogwai „Dämon“
  • Der Rassist Murray Futterman sagt, die Ausländer packen Gremlins in Maschinen und wird von Gremlins in einer Maschine umgebracht
  • Wir sehen die Kokons von Invasion of the Body Snatchers im Fernsehen, die später von den Kokons der Gremlins gespiegelt werden
  • Wir sehen die Autoszene aus To Please a Lady. Sie gibt Gizmo seine Idee für den Showdown
  • Als Gizmo nass wird, der erste Fellball aus ihm schlüpft und Pete fragt: „What is it?“, sehen wir diesen Shot:

    The Mystery of Gremlins!

    The Mystery of Gremlins!

Zitate & Referenzen

1937 Snow White and the Seven Dwarfs läuft im Kino.
1939 The Wizard of Oz – Mrs. Deagles Feldzug gegen Billys Hund
1946 It’s a wonderful life – Gremlins ist eine Hommage an diesen Film
1950 To Please a Lady – Läuft im Fernsehen, wird durch Gizmo gespiegelt
1957 Forbidden Planet – Robby the Robot telefoniert auf der Erfindermesse
1960 The Time Machine – Auf der Erfindermesse
1962 Spider-Man Comic – „With Mogwai come great responsibility.“
1964 James Bond 007 – Goldfinger – Geschüttelt nicht gerührt
1974 The Texas Chain Saw Massacre – Spiegelung einer Szene: Stripe attackiert Billy mit einer Kettensäge
1977 Close Encounters of the Third Kind – Im Kino läuft Watch The Skies. Das war der Working Title des Films.
1977 Star Wars – In der Bar spielen die Gremlins das Videospiel
1979 Invasion of the Body Snatchers – läuft im Fernsehen
1981 Raiders of the Lost Ark – Das Plakat der Radiostation von Rockin‘ Ricky Rialto
1982 E.T. – Im Kino läuft A Boy’s Life (der Working Title), außerdem sagt ein Gremlin einmal „Phone Home“ und einmal sieht man eine E. T. Puppe
1983 Twilight Zone: The Movie – Man sieht das Plakat in Billys Zimmer

Die Rezeption von Gremlins

Gremlins kam am gleichen Wochenende wie Ghostbusters in die Amerikanischen Kinos. Das schadete dem Film aber offensichtlich nicht, denn er war ein riesiger Erfolg und spielte allein in den USA 148 Mio $ ein. 1990 gab es die Fortsetzung Gremlins II und ein dritter Teil ist in Planung.

Das Set von Gremlins wurde für Back to the Future wiederverwendet. Das kann man einmal am Establishing Shot von Kingston Falls (natürlich ganz am Anfang) erkennen. Außerdem ist das Kino, das gleiche, welches der Delorean zerstört.

Obwohl Gremlins bereits 1985 erschien, gab es auch schon ein C64-Computerspiel zum Film: Gremlins: The Adventure. Außerdem hat Chris Columbus die Referenz an It’s a wonderful life zu einem Running Gag gemacht. Sie finden sich mindestens auch in Home Alone und Home Alone 2.

Der Film war mit einem PG-Rating freigegeben (das ist ungefähr das deutsche „Ab 6“). Dies führte zu großen Protesten von besorgten Eltern, sodass Gremlins und Indiana Jones – Temple of Doom heute als die Filme gelten, die dafür sorgten, dass die MPAA das PG13-Rating (also ungefähr „Ab 12“) eingeführt wurden. Heutzutage wird der Film oft von RTL 2 in einer stark geschnittenen Version schon im Nachmittagsprogramm gezeigt.

Preise & Bestenliste

Der Film hat auch mehrere kleine Preise gewonnen, unter anderem:

  • Saturn Awards: die Auszeichnung in den Kategorien Bester Horrorfilm, Beste Regie, Beste Musik, Beste Spezialeffekte sowie Polly Holliday als Beste Nebendarstellerin.
  • Young Artist Award für den Besten Familienfilm
  • In Deutschland wurde der Film mit der Goldenen Leinwand ausgezeichnet.

Zitate & Referenzen

Sehr viele Filme haben Gremlins referenziert. Er wird zum Beispiel oft in Dialogen erwähnt, um mit „Gremlin“ etwas chaotisch-böses zu schreiben oder in Form einer Kassandra-Warnung: „Don’t feed the gremlins after midnight!“. Oft wird auch jemand mit Gizmo verglichen. Hier einige Beispiele:

1985 The Goonies – Chunk ruft die Polizei, doch die glaubt ihm nicht, da er schon so oft angerufen hat. Einmal hat er sogar erzählt von: „little creatures that mutate when you pour water on them.“
1992 The Simpsons: Treehouse of Horror III – Homer kauft ein Geschenk bei einem Asiaten.
1999 Toy Story 2 – Wenn Barbie Auto fährt, wird Gizmos Fahrt gespiegelt.
2006 The Simpsons: Bart Has Two Mommies – Homer erkundigt sich nach Gremlins und will sie nass machen.
2006 How I Met Your Mother: The Wedding – Marshall verwendet „Don’t feed the gremlins after midnight!“
2006 Snakes on a Plane – Die Mikrowellenszene wird gespiegelt.
2007 South Park: Imaginationland: Episode II – Gizmo taucht im Imaginationland auf.
2008 Lost: The Economist – Sawyer nennt Ben „Gizmo“
2009 Hangover – Phil vergleicht Allan mit einem Gremlin.
2009 How I Met Your Mother: Definitions – Barney sagt, die Regeln für ein Date sind die gleichen wie für die Gremlins
2009 Scrubs: Our Drunk Friend – Turk vergleicht Mahoney mit einem  Gremlin
2011 Community: Regional Holiday Music (2011) – Die Gremlins kommen in Abed und Troys „Baby Boomer Santa“-Song vor:
Youtube

2014 Dear White People: Die Theorie, dass die Gremlins für Schwarze stehen, wird erwähnt:

Youtube

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The End.