Schlagwort-Archive: Agententhriller

15 Trends, die uns das Filmjahr 2015 brachte

Ich kam dieses Jahr fast nicht dazu, ins Kino zu gehen, daher kann ich keinen Jahresrückblick machen, in dem Sinne, dass ich euch von Filmen vorschwärmen kann. Aber ich habe euch zugehört und euch gelesen und das gab mir vielleicht das, was mein ehemaliger Linuistik-Prof eine mittlere Distanz nannte. Eine mittlere Distanz braucht man, um etwas gut untersuchen zu können. Ich glaube jedenfalls, ein paar Trends erkannt zu haben, die das Filmjahr 2015 brachte und die ich insgesamt ziemlich spannend finde, weswegen ich – obwohl ich fast nichts gesehen habe – sagen kann: 2015 war ein gutes Jahr für den Film.

Manche dieser Trends, genau wie manche der Filme, die ich erwähnen werde, schwappen noch aus 2014 mit in meine Betrachtung rein und andere werden erst 2016 kommen, schließlich halten sich größere Entwicklungen nicht an Jahresabschnitte. Aber fangen wir an, zunächst noch mit ein paar Captain-Obvious-Punkten, die ich aber erwähnen muss, damit ich die 15 vollkriege 😉 . Wir werden uns dann zu den richtig spannenden Entwicklungen am Ende dieses Listicles steigern. Beginnen wir mit einigen Come-Backs:

I'll be back

1. „Star Wars ist zurück und geht nie wieder weg“

Den Satz habe ich mir von Christian von der Second Unit ausgeliehen und er trifft vollkommen zu. Star Wars: The Force Awakens leistete alles, was es leisten musste: Es war besser als die Prequels, es bot den alten Fans genug Nostalgie, um sich wieder jung zu fühlen und eine Hand voll guter Charaktere für die neuen Fans. Ob es ein guter Film war, kann ich noch nicht beurteilen, aber darum geht es mir hier und im folgenden Artikel nicht. Wir werden in Zukunft jedes Jahr einen Star-Wars-Film bekommen und auch Netflix scheint die dazugehörenden Serien zu bringen. Und wisst ihr was? Im Augenblick habe ich da richtig Bock drauf! Mal schauen, wann bei mir die Marvelmüdigkeit in Bezug auf diese weit, weit entfernte Galaxie eintritt.

Star Wars ist zurück

2. Pixar ist zurück

Nachdem Pixar uns in den 00ern etwa mit WALL.E und Up! ein Paar echte Perlen der Filmgeschichte geschenkt hatte, spulten sie in diesem Jahrzehnt nur ihr Pflichprogramm ab. Wir bekamen drei Fortsetzungen und in dem einzigen Jahr, in dem sie mit Brave mal was neues wagten, war das ziemlich inspirationslos und sie wurden vom Mutterkonzern Disney mit Frozen schlichtweg deklassiert. Habe ich schonmal erwähnt, dass Frozen ein fucking Meisterwerk ist und ihr den Film alle sehen müsst!?! Aber mit Inside Out ist Pixar jetzt endlich wieder in der Spur. Schön!

Joy!

3. Der Western ist zurück

Anders als mit dem Gangsterfilm in den 90ern, musste Tarantino sich diesmal richtig ins Zeug legen, damit Hollywood auf seinen großen Eisenbahnraub aufspringt. Nachdem der Großmeister mit Kill Bill 2 und Inglorious Basterds uns zunächst Westernthemen in anderen Genre-Gewändern vorsetzte, wurde er mit Django Unchained und nun The Hateful Eight plakativer. Und endlich raffte Hollywood, was er da machte und lieferte letztes Jahr mit Filmen wie The Revenant, Bone Tomahawk, Slow West oder Netflix‘ unsäglichen The Ridiculous 6 nach. Und auch 2016 wird sich dies, etwa mit Jane Got a Gun oder Brimstone fortsetzen.
Room for one more?

4. Die Siebziger sind zurück

Nachdem seit Jahren die 80er und 90er durchgenudelt werden, wurden 2015 gleich drei Franchises der 70er erfolgreich wieder aufgegriffen und ins 21. Jahrhundert geführt: Star Wars hatte ich schon erwähnt, Mad Max: Fury Road war in aller Munde und auch die Rocky-Fortsetzung Creed löste wohlwollende Kritiken und respektable Einspielergebnisse aus. Eine Alien-Fortsetzung ist bereits angekündigt uns es würde mich nicht wundern, wenn wir in naher Zukunft Neuverfilmungen oder Fortsetzungen von Dirty Harry, Jaws oder The Exorzist sehen werden.
Fury Road, take me home ...

5. Die Renaissance des guten Horrofilms

Doch das überraschendste „Comeback“ hatte 2015 meines Erachtens der Horrorfilm. Er war ja nie weg, aber er war ziemlich unspannend in den letzten Jahren. Von Ausnahmen abgesehen sahen wir nur Zombies (so sehr ich die mag, sie riechen langsam schon echt komisch), Found-Footage-Filme und Jump Scares. Doch dieses Jahr überschlug sich meine Filterblase vor Entzückung, weil Filme wie It Follows, The Babadook, What We Do In The Shadows, A Girl Walks Home Alone at Night und Ich seh, ich seh endlich wieder Kreativität in dieses Genre brachten. Eine sehr schöne Entwicklung.
Hello Ladies!

6. Agenten gehen immer

Kommen wir von den Come-Backs zu den Trends, die sich fortsetzten. Auch im vergangenen Jahr konnten die Studios sicher sein, dass Agentenfilme ihr Publikum finden. Egal, ob es gute Filme wie Mission: Impossible – Rogue Nation oder schlechte wie James Bond 007 – Spectre waren, die Menschen strömten in die Kinos, um Spione in Action zu sehen. Filme wie Kingsman: The Secret Service, Bridge of Spies, Spy und bedingt wohl auch Sicario konnten sich diesen anhaltenden Trend zunutze machen.
I don't gif a damn

7. Noch mehr Universen noch größer!

Dann hatten wir natürlich auch wieder jeeeeede Menge Superhelden. Marvel ließ nicht nur die Avengers und einen wirklich obskuren Superhelden über die große Leinwand tanzen, nach Agents of Shield legten sie mit Daredevil und Jessica Jones auch auf dem Serienmarkt nach. Besonders die letzten beiden Serien brachten einen angenehm frischen Wind in ein Franchise, das mich ansonsten zunehmend langweilt. Doch auch die Konkurrenz von DC legt nun nach. Nachdem einige Serien wie The Flash, Gotham und Supergirl gelauncht wurden, bekommen wir 2016 mit Batman v. Superman das Äquivalent zu den Avengers. Wie erwähnt wird auch Disney seine Galaxie im Krieg zu einem großen Universum mit Spin-Offs und Serien aufblasen. Und ich kann mir vorstellen, dass wir auch ähnliches mit dem Harry-Potter-Universum erleben werden, sofern das Spin-Off im nun anlaufenden Jahr ein Erfolg wird. Insgesamt finde ich den Trend spannend, denn er erweitert die Möglichkeiten, im Kino Geschichten zu erzählen. Ich bin vor allem gespannt, wann „erwachsene Filme“ auf den Zug aufspringen. Beipielsweise böten sich Wes Andersons Welten an, verflochten zu werden. Auch in Jim Jarmuschs „Only Lovers Left Alive“-Universum würde ich sehr gerne noch tiefer eintauchen … Mal schauen, was da noch geht.
Huiiiiiiiiii

8. Die Netflixication des Kinos

Spannend ist auch, dass genauso, wie Kinofilme nun auf den Serienmarkt und besonders auf Netflix und andere große Player im Streaming-Markt drängen, Netflix anfängt, für die große Leinwand zu produzieren. Mit Beasts of No Nation brachte das Unternehmen einen ersten Film in die Kinos. Die Kinos boykottierten ihn allerdings weitgehend, da Netflix den Film zeitgleich auch schon streamte. Aber auch Amazon legte mit Chi-Raq nach und Chef Jeff Bezos sagte kürzlich im Interview, dass er einen Oscar gewinnen will. Das ist meines Erachtens eine sehr spannende Entwicklung. Mal sehen, wo sie hinführen wird.
Whas geht ab?

9. Erfolg ist planbar

Denn spannende Entwicklungen kann das Kino trotz einiger wirklich schöner Trends in 2015 (zu denen ich gleich komme, versprochen!) wirklich gebrauchen. Im Augenblick kann sich Hollywood einfach auf alten Konzepten ausruhen und die Menschen strömen trotzdem wie blöd ins Kino. Sage und schreibe ACHT der zehn erfolgreichsten Filme des Jahres waren Fortsetzungen! Der erfolgreichste Film des Jahres, Jurassic World hatte mehr als nur durchwachsene Kritiken. Aber warum sollte Hollywood mehr in gute Drehbücher investieren, wenn Mittelmaß reicht, um unglaubliche 1,7 Milliarden zu verdienen? Auch Disney ist auf dem besten Weg, die 4 Milliarden, die sie für Star Wars ausgaben, wieder einzuspielen.
Gaaanz langsam!

10. Young Adult wird erwachsen

Jetzt lehne ich mich mal aus dem Fenster: Ich prophezeie, dass die seit Anfang der 00er-Jahre anhaltende Welle von Young-Adult-Filmen langsam verebbt. Nach Harry Potter und Twilight endeten dieses Jahr nun auch die Hunger Games mit Mockingjay – Part 2 und die Versuche, ein neues Franchise für die Zielgruppe zu launchen, waren noch nicht vom ganz großen Erfolg gekrönt, zwar hatte Maze Runner: The Scorch Trials ein ganz beachtliches Einspielergebnis, aber es löste nicht annähernd so lebhafte Diskussionen in der Kritikerlandschaft aus, wie die oben erwähnten. Im Gegenteil dazu sah man unter den Blockbustern plötzlich wieder erstaunlich erwachsene Filme: The Martian, Mad Max, Mission Impossible und sogar Fifty Shades of Grey richteten sich allesamt eher an ältere Zuschauer. Auch wenn Star Wars neue junge Protagonisten präsentierte, so zeigt die starke Präsenz der alten Garde hier in die gleiche Richtung. Ich möchte behaupten, dass vieles von The 5th Wave abhängen wird, der 2016 erscheint. Wenn dieser Young-Adult-Film einschlägt, wird das Genre weiter dominieren. Falls nicht, werden wir mehr erwachsenere Filme sehen. Natürlich ist es nie ausgeschlossen, dass noch eine Überraschung geschieht und ein Film, den wir jetzt noch gar nicht auf dem Schirm haben, das Ruder wieder herumreißen wird.
Links, zwo, drei, vier ...

11. Near-Sience-Fiction ist der neue heiße Scheiß!

Spannend fand ich, wie sich langsam aber sicher die Near-Sience-Fiction zum neuen heißen Scheiß entwickelt. Sience-Fiction-Filme sehen wir seit Jahren in hoher Zahl. Aber 2015 war dahingehend anders, dass wir nicht mehr nur fantastische oder weit entfernte Welten sahen. Plötzlich waren es Probleme, die uns in wenigen Jahren oder Jahrzehnten beschäftigen werden, die wir auf der Leinwand sehen konnten. Das fing schon 2014 mit Interstellar an: Der Klimawandel zwingt die Menschheit, sich auch nach Lebensräumen außerhalb unseres Planeten umzusehen. The Martian wurde noch einen Schritt konkreter und fragte, was passiert, wenn wir anfangen, zum Mars zu reisen. Aber vor allem gab es Filme, die sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigten: Ex Machina, Chappie und auf spezielle Marvel-Art auch Avengers II. Irgendwie gehört auch Tomorrowland in diesen Trend, aber der Film spielte in meiner Filterblase eine so kleine Rolle, dass ich das nicht näher bestimmen kann. Spannend ist auch, dass Interstellar, The Martian und Ex Machina zeigen, dass plötzlich Wissenschaftlichkeit und Realismus wieder eine größere Rolle spielen. Es wirkt so, als hätten wir uns nicht nur in Bezug auf CGI an den großen Phantastereien etwas sattgesehen und nun darf es ruhig wieder etwas realistischer werden.
traurig?
Was mich zum nächsten Punkt bringt:

12. Es darf ruhig ein wenig physisch werden

Ein zaghaftes Pflänzchen keimt in Hollywood und es macht mir große Hoffnung! CGI wird erwachsen. Zwar waren auch letztes Jahr wieder die Bombastschlachten das Non plus Ultra wie die beiden erfolgreichsten Filme des Jahres zeigten: Jurassic World und Avengers II. Aber schon im dritterfolgreichsten Film (Star Wars) wurde wieder echtes Dynamit eingesetzt. Auch Mockingjay II setzte nicht zu 100 Prozent auf den Greenscreen, sondern drehte in Berliner U-Bahn-Stationen und am alten Flughafen Tegel. Doch am meisten stand für diese Hoffnung Mad Max: Fury Road. Wichtig ist, dass in keinem der Filme komplett auf CGI verzichtet wurde. Aber es besteht die Hoffnung, dass wir in Zukunft eine gesunde Mischung aus Computeranimationen und praktischen Effekten zu sehen bekommen.
Brummmmm!

13. Starke Frauen

Star Wars, Mad Max und Mockingjay stehen auch für einen weiteren, äußerst erfreulichen Trend: Endlich sehen wir vermehrt starke Frauen. Rey, Furiosa und Katniss Everdeen waren die Speerspitze dieses Trends, aber auch dahinter gab es erfreuliches zu vermelden! Inside Out hatte weiblich konnotierte Protagonistinnnen, in Ex Machina wurde unter anderem auch die Objektivierung der Frau mitverhandelt, mit Jessica Jones verabschiedet sich Marvel vom Pimmelträgeruniversum, in dem Black Widow als Schlampe bezeichnet wird. Und sogar Filme, bei denen das Konzept am Ende nicht gaNZ aufging wie Terminator: Genisys und James Bond versuchten starke Frauen irgendwie miteinzubauen.
Rey!!!!

14. Der Einfluss des Computerspiels

Der Trend der langen Takes und POV-Shots läuft schon ein paar Jahre. Filme wie Children of Men, Gravity und Maniac sind in ihrer Ästhetik ganz klar vom Computerspiel beeinflusst. Aber 2015 wurde noch einmal eine Schaufel draufgepackt. Das zeigt nichts besser als die beiden One-Taker. Sei es der „gefakte“ in Form von Birdman oder der „echte“, präsentiert von Victoria. Dass Filme ohne sichtbare Schnitte funktionieren, zeigt ganz klar, dass Computerspiele unsere Sehgewohnheiten in diese Richtung verschoben haben. Und auch in der zweiten Reihe finden sich Filme, die das verdeutlichen: Saul fia folgt seinem Protagonisten wie ein Third-Person-Shooter und irgendwie gehört auch Tangerine, der komplett mit einem iPhone gefilmt wurde, in diese Kategorie, auch wenn hier nicht das Videospiel sondern eben das Smartphone unsere Sehgewohnheiten verändert hat. Oder vielleicht gehört Tangerine auch eher in die nächste Kategorie
Flieg, kleiner Birdman!

15. Everything is a Remix

Denn die Generation YouTube ist in Hollywood angekommen. The Lego Movie, Terminator, Jurassic World, Star Wars und auch ein bisschen James Bond zeigten, dass Remake und Sequel mehr und mehr verschmelzen. Wie sehr die Grenzen zwischen „echten Filmen“ und der Remixkultur von YouTube verschmelzen, zeigte nicht zuletzt der Kurzfilm Kung Fury, der ziemlich genau auf der Mitte dieser Grenze lag. Ich weiß, viele finden diesen Trend fragwürdig, aber ich finde ihn sehr spannend. Das ist die wirkliche Innovation des Jahres. Ob das eine neue Filmepoche einleiten wird oder nur eine Mode ist, muss sich noch zeigen. Aber es ist auf alle Fälle die derzeit spannendste, weil radikalste Entwicklung im Mainstream-Kino!
Die Tore öffnen sich.

Was haltet ihr von meinen Beobachtungen? Habe ich da ein Fünkchen Wahrheit gefunden oder bin ich nur ein Blinder, der von Farben redet? Hat mein nach Mustern suchendes Gehirn mich in die Irre geführt? Und welches Muster habe ich übersehen? Ich würde mich sehr freuen, mit euch darüber zu diskutieren!

SF28 – Das James-Bond-Double-Feature

avatar
Paula
Überbezahlter Superstar
avatar
Daniel
Verkannter Regisseur


Vorgeplänkel

Ihr könnt uns unterstützen, indem ihr uns bei iTunes rezensiert. Die Wiederaufführung hat auch ihr Kinoprogramm vorgeplänkelt, wir freuen uns über weitere Nachahmer.

Bond, James Bond

Unser Name ist Film, Spätfilm. Ihr könnt von uns zwar nicht erwarten zu sterben, aber erwarten zu reden. Und das gleich über zwei Filme! Zusammen mit Graf Duckulas Anneliese fassen wir den einen nur mit Goldfingern an, beim anderen sind wir leider an Diamantenfieber erkrankt. Sodass wir uns nach über zwei Stunden ohne Richtung, in denen wir Dinge aus Gründen machen, am Ende fragen, warum wir eigentlich Bond gucken und ob Filme eine moralische Verantwortung haben.

Goldfinger

Eckdaten

Regie: Guy Hamilton
– Filmographie:
1964: Goldfinger
1971: Diamonds Are Forever
1973: Live and Let Die
1974: The Man with the Golden Gun
Erscheinungsjahr: 1964
Schauspieler/innen: Sean Connery (James Bond), Gert Fröbe (Auric Goldfinger), Honor Blackman (Pussy Galore) Bernard Lee (M), Desmond Llewelyn (Q), Lois Maxwell (Moneypenny)
Budget: 3 Mio $
Genre: Actionfilm, Agententhriller

 Die Produktion von Goldfinger

Goldfinger war der dritte Teil der James-Bond-Filmreihe nach Dr. No und From Russia with Love. Mit einem Budget von 3 Mio $$ hatte Goldfinger damals Blockbuster-Niveau und ein so großes Budget wie die beiden vorherigen Teile zusammen.

Das Drehbuch von Goldfinger

Richard Maibaum schrieb hauptsählich das Drehbuch und stopfte ein Plottloch aus der Romanvorlage von Ian Fleming. Dort hatte Goldfinger nämlich noch versucht Fort Knox auszurauben. Weswegen Maibaum Bonds Kommentar einfügte, dass das 12 Tage dauern würde.

Die Dreharbeiten zu Goldfinger

Wir hatten uns gewundert, warum die Szenen im Hotel in Miami zu Beginn des Films offensichtlich vor einem Bluescreen gedreht wurden. Dies geschah, weil Sean Connery ausgebucht war, noch in den Dreharbeiten mit Hitchcock zu Marnie steckte und keine Zeit hatte, nach Miami zu reisen.

Broccoli bekam zwar die Erlaubnis, in Fort Knox zu filmen, aber nur Überflugrechte für eine Höhe von knapp 1000 Meter. Das war für die geplante Szene allerdings vollkommen witzlos, da es keine guten Aufnahmen von der Champagner-Staffel erzeugt hätte. Deshalb flogen sie verbotener Weise in 150 Meter Höhe über Fort Knox. Guy Hamilton beschrieb die Reaktion des Militärs so: „and the military went absolutely ape“. Die umfallenden Soldaten in den Szenen von Fort Knox waren übrigens immer die gleichen.  Sie liefen von Set zu Set, um dann wieder umzufallen.

Connery war damals mit Diane Cilento  verheiratet und wollte seinen Ehering während des Drehs nicht ausziehen, daher trug er eine hautfarbende Bandage über dem Ring.

Die Synchronisation von Goldfinger

Fröbe sprach so schlecht Englisch, dass er im Original synchronisiert wurde. Und die deutsche Synchronisation hat ihrem schlechten Ruf auch mal wieder alle Ehre gemacht.  Der Klassiker: „Billion“ (eine Milliarde) wurde mit „einer Billion“ übersetzt, Q wurde aus unerfindlichen Gründen in K umbenannt. Außerdem wurde die Doppeldeutigkeit in der Anfangsszene wegsynchronisiert: James Bond bringt einen Widersachers durch einen Stromschlag in einer Badewanne um. Begleitet vom Oneliner: „Shocking! Positively shocking!“. Daraus wurde im Deutschen: „Widerlich! Einfach widerlich!“.

Filmisches Erzählen in Goldfinger

Der Film ist überaus konventionellgefilmt, es gibt eigentlich nur einen erwähnenswerten Shot: Beim Mission-Briefing mit M macht die Kamera eine schöne, wenngleich etwas sinnlose Fahrt. Leider habe ich keinen Youtube-Schnipsel dazu gefunden.

Allerdings muss man sagen, dass die Action sehr gut inszeniert ist. Die vier großen Ws können jederzeit beantwortet werden: Wer Was Wann Wo tut. Dafür habe ich auch ein Beispiel:

Video auf Youtube

Lediglich der Schluss, wenn Tilly Masterson (Tania Mallet) in den Graben fährt und das Bild bei einem Shot offensichtlich schneller abgespielt wurde, wirkt etwas altbacken, ansonsten ist das eine solide Actionsequenz, die nicht die Krankheiten heutiger Actionfilme aufweist: zu schnelle Schnitte und Wackelkamera. Als Gegenbeispiel hier die Verfolgungsjagd aus Quantum of Solace:

Video auf Youtube

Warum kommen in Bond so oft Laser vor?

In beiden Bonds, die wie gesehen haben, kamen Laser vor. Und insgesamt hatten wir den Eindruck, dass besonders in den alten Bond-Filmen die Antagonisten immer Laser als Waffen einsetzten. Das liegt daran, dass Laser einfach der neue heiße Scheiß waren. Erst 1960 wurde der erste Laser gebaut.

 Sprechende Namen

Wie in den meisten Bond-Filmen, so haben auch bei Goldfinger die Protagonisten sprechende Namen, wenngleich diese nicht sonderlich subtil sind.Der Antagonist heißt Auric Goldfinger – Aurum ist das lateinische Wort für Gold und der Nachname Goldfinger verweist auf den Mythos von König Midas, dessen Gier nach Gold ihm zum Verhängnis wurde. Das Bondgirl heißt Pussy Galore – Was übersetzt „Pussy in Hülle und Fülle“ bedeutet. Der Assistent von Goldfinger heißt Oddjob – was soviel wie Handlanger bedeutet. Außerdem gibt es unter den amerikanischen Gangstern einen, der sich nicht an Goldfingers Heist beteiligen will – er heißt Mr. Solo …

 Der Hays Code

Die Produzenten Harry Saltzman und Albert R. „Cubby“ Broccoli wollten den Namen Pussy Galore erst in Kitty Galore ändern, weil sie Angst hatten, mit dem Hays Code Probleme zu bekommen. Hamilton beschloss das durchzuziehen. Der Zensor machte tatsächlich Stress, aber Hamilton lud ihn und seine Frau zum Essen ein und räumte die Probleme aus der Welt, unter anderem, indem er dem Zensor versicherte, dass er auch Unterstützer der Republikaner sei.

Ebenfalls Probleme bekamen sie mit der berühmten Szene, in der Jill Masterson durch Goldfarbe getötet wurde und zwar einerseits von den Amerikanern, denen die Szene zu erotisch war und andererseits von den Briten, die nicht wollten, dass sie zu brutal umgesetzt wird.

Zitate und Referenzen in Goldfinger

  • Die Stacheln an den Rädern von Bonds Auto, die in der oben verlinkten Szene zu sehen sind zitieren das berühmte Wagenrennen aus Ben-Hur  (Etwa ab Minute 1:10):

Video auf Youtube

  • Die Idee des Mordes mit Golfarbe hatte Ian Flemming aus dem Horrorfilm Bedlam (1946).
  • Bond ködert Goldfinger mit einem Goldbarren aus dem Toplitzsee. Gert Fröbe spielte 1959 in Der Schatz vom Toplitzsee mit.

Die Rezeption von Goldfinger

Goldfinger steht im Guinness-Buch der Rekorde als der Film, der am schnellsten Geld machte. Nach nur drei Wochen hatte der Film seine Produktionskosten wieder eingespielt. Weltweit spielte der Film über 120 Mio. US-Dollar ein.

Der Film war zeitweise in Israel verboten, nachdem bekannt wurde, dass Gerd Fröbe NSDAP-Mitglied war. Nachdem eine Jüdische Familie bekannt gab, dass Fröbe sie während des zweiten Weltkriegs versteckt habe, durfte er wieder aufgeführt werden.

Die MythBusters sind der Frage mal auf den Grund gegangen, ob man durch einen kompletten Gold-Überzug ersticken kann. Das ist natürlich nicht möglich, da der Mensch mit Lungen und nicht mit der Haut atmet. Es kann aber zu Problemen mit der Thermoregulation kommen, sodass es im schlimmsten Fall zu einem Hitzschlag kommen könnte:

Video auf YoutubeGoldfinger schuf viele Bond-Tropes

  • Zum ersten mal gabe es ein, mit speziellen Gadgets ausgestattete Auto
  • Und zwar nicht irgendein Auto, sondern der Aston Martin DB5
  • Insgesamt wurden die Gadgets prominent
  • Zum ersten Mal gab es einen vom Film losgelösten Prolog
  • Zum ersten Mal wurde der Theme-Song über das Intro (mit einer (halb)nackten Frau) gesungen:
    Youtube
  • Zum ersten Mal gab es einen Epilog mit Bond im Urlaub
  • Zum ersten Mal gab es das Briefing mit Q:
    Youtube
  • Zum ersten Mal gab es mit Oddjob einen Assistenten des Antagonisten, der eine spezielle Waffe oder Eigenschaft hat
  • Zum ersten Mal „Geschüttelt, nicht gerührt“
  • Zum ersten Mal gab es das „Talking Killer Syndrome„:

„Goldfinger tells the mobsters what he plans to do, Bond listens in, and then shutters fall to lock the Mafioso in the room, and they are immediately killed with poison gas. My question: Why bother to show them that expensive presentation if you’re only going to kill them afterward? My best guess: Goldfinger had workmen crawling all over the place for weeks, constructing that presentation, and he wanted to show it to somebody.“

Roger Ebert

 Kritik

Besonder Gert Fröbe als Villain wird immer wieder gelobt  und oft sogar der beste von allen Bondbösewichtern genannt.

„And it has the best villain; Auric Goldfinger (Gert Fröbe) is a petty-minded plutocrat who cheats at cards and golf, and has the best ever evil dialogue.“

The Guardian

Insgesamt gilt Goldfinger bis heute oft als der beste James-Bond-Film, der bisher gedreht wurde.

„Of all the Bonds, „Goldfinger“ (1964) is the best, and can stand as a surrogate for the others. If it is not a great film, it is a great entertainment, and contains all the elements of the Bond formula that would work again and again.“

Roger Ebert

Hier noch einmal die Probleme mit dem Plott von Skyfall:

Youtube

Preise und Bestenlisten

Norman Wanstall erhielt 1965 den Oscar in der Kategorie Bester Tonschnitt. Vor allem aber ist Goldfinger auf unzähligen Bestenlisten zu finden. So, allem voran auf folgenden AFI-Listen:

Entertainment Weekly wählte 2006 Goldfinger zum besten Bond-Film und 2012  wählte der Rolling Stone ihn ebenfalls auf Platz 1.

Zitate und Referenzen

Goldfinger sorgte für einen Boom des Spionagethrillers in den 60ern, wurde zum popkulturellen Erbe und wurde bis heute unzählige Male zitiert. Besonders häufig wurde referenziert:

Pussy Galore
  • Honor Blackman spielte Cathy Galeaus in Mit Schirm, Charme und Melone mit und kündigte für die Rolle der Pussy Galore in Goldfinger. In einer Episode von Mit Schirm, Charme und Melone  erhielt dann John Steed eine Weihnachtskarte von Cathy Galeaus aus Fort Knox.
  • In einer anderen Episode von Mit Schirm, Charme und Melone spricht Mrs Peel von „Pussies galore“
  • Dirty Harry (1971): Auf einem Schild im Rotlichtviertel
  • In Trainspotting (1996) wird sie erwähnt
  • Genauso wird sie in Bones – Die Knochenjägerin (2009) erwähnt
  • Und in Suits (2013) wird Dana Scott Pussy Galore genannt.
Die Bombe, die bei 007 endet

Beid den Simpsons (1991)  verhindert Homer die Kernschmelze im Kraftwerk, als der Timer bei 007 steht. Außerdem stoppen Bomben auf 0:07 bei:

  • I Spy (2002)
  • Und bei Chuck gleich zweimal (2007 und 2008)
Geschüttelt, nicht gerührt

Unter anderem in:

 

Oddjob-Referenzen
I expect you to die
Weitere schöne Zitate
  • Bevor er Bond wurde stieg Remington Steele (1984) mit einem Smoking aus einem Taucheranzug
  • Im A-Team  (1986) konnte sich Murdock durch vorgetäuschtes Wissen über die „Operation Undertow“ vor dem Tod retten, außerdem heißt der Henchman dess Villain „Fröbe“
  • In Cars 2 (2011) hat Finn McMissile verblüffende Ähnlichkeit mit dem Aston Martin DB5
  • Und in A Quantum of Solace liegt das Bond-Girl nackt auf dem Bett und ist mit Öl bedeckt.

Lesenswert

Diamonds are forever

Eckdaten

Regie: Guy Hamilton
Schauspieler: Sean Connery (James Bond), Jill St. John (Tiffany Case), Charles Gray (Ernst Stavro Blofeld), Bernard Lee (M), Desmond Llewelyn (Q)
Budget: 7,2 Mio. US-Dollar
Erscheinungsjahr: 1971
Genre: Actionfilm, Agententhriller

Die Produktion von Diamonds are forever

Diamantenfieber, wie er im Deutschen heißt, war der siebente Film der James-Bond-Reihe. Sehr lose Grundlage bildet das 1956 geschriebenen gleichnamige Buch von Ian Fleming. Der eigentliche Film hatte aber nur sehr wenig Ähnlichkeit mit der Romanvorlage. So handelte auch der erste Drehbuchentwurf noch von Auric Goldfingers Zwillingsbruder. Unter anderem hatte Gert Fröbe jedoch kein Interesse daran, die Rolle zu übernehmen, daher entschied man sich für Blofeld als Antagonisten.

George Lazenby

Das Studio United Artists wollte unbedingt Sean Connery als Bond zurück, nachdem in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ George Lazenby James Bond gespielt hatte.

Lazenby hatte schon während der Dreharbeiten Staralüren gezeigt, hatte sich dann während der Promotion für den Film einen Vollbart wachsen lass und in einem Interview erklärt, dass er die Figur des Bond nicht mehr für zeitgemäß halte. Demgegenüber war Connery immer als Parade-Bond aufgetreten. „Im Geheimdienst“ war zwar ein finanzieller Erfolg, blieb aber hinter den Einspielergebnissen der Connery-Bonds zurück. Schließlich zog Eon Productions das Vertragsangebot an Lazenby über fünf oder sechs weitere Bonds zurück.

Schließlich überredete der Präsident von United Artists, David Picker, Connery persönlich, noch einmal den Bond zu spielen. Dies machte Connery zum bestbezahltesten Schauspieler seiner Zeit.

Der Dreh von Diamonds are forever

Der Diamantenschirm des Satelliten war eigentlich der Reflektor eines alten Blitzes. Der Lawa-Pool war eigentlich Kartoffelbrei, der nach 24 Stunden Dreh unter Studiolichtern wohl enorm zu stinken begann.

Lana Wood, die die Plenty O’Toole spielte, war so klein, dass sie neben Sean Connery selbst mit High Heels auf einer Box stehen musste, um in den Frame zu passen. In der Szene, in der sie tot im Pool treibt, war sie mit den Füßen an einen Betonblock gefesselt. Allerdings konnte sie auftauchen und Luft holen. Jedoch war der Pool abschüssig und so rutschte der Betonblock immer weiter ins tiefe Wasser, bis Wood keine Luft mehr holen konnte und gerettet werden musste.

Die letzte Szene, die Connery als offizieller Bond drehte, war die, in der er im Sarg lag.

Nachtrag zum Podcast: Der inoffizielle Bond mit Connery aus den 80ern war übrigens „Never say never again„.

Die Synchronistation von Diamonds are forever

Und natürlich hat auch hier mal wieder die deutsche Synchronisation gesündigt: Aus Plenty O’Toole wurde in der deutschen Fassung  aus unerfindlichen Gründen Penny O’Toole.

Filmisches Erzählen in Diamonds are forever

„It has been claimed that the plot is too complicated to describe, but I think I could if I wanted to. I can’t imagine why anyone would want to, though. The point in a Bond adventure is the moment, the surface, what’s happening now. The less time wasted on plot, the better.“

Roger Ebert

In Übereinstimmung mit den meisten Kritikern, fanden wir diesen Bond sehr schlecht, die Frage ist aber: Was ist so schlecht an diesem Bond? Ich glaube, das fast es restlos zusammen:

„Diamonds are Forever has no direction until the last thirty minutes.“

Kaboom Review

Zitate und Referenzen in Diamantenfieber

Wir wollen aber nicht verschweigen, dass es zwei ganz nette Referenzen in Diamantenfieber gibt:

  • Beim Briefing mit M, sagt M, dass Bond gerade erst Urlaub hatte. Dies ist eine Anspielung auf den einen Film, den Connery ausgesetzt hatte.
  • Außerdem kommt Bond bei einer Verfolgungsjagd durch ein Filmset, auf dem die Mondlandung gedreht wird. Das ist eine Referenz auf die Verschwörungstheorie, dass die Mondlandung ein Fake ist:
    Youtube

Die Rezeption von Diamonds are forever

Der Film war wieder ein enormer finanzieller Erfolg – er spielte 116 Mio. US-Dollar ein –, aber diesmal war die Kritik schlecht:

„I would complain about the rest of the movie, but there is really no point. Aside from the opening scene, the film is completely worthless, lacking any sense of risk or adventure to the point of being boring as shit.“

That Guy with the glasses

Preise und Bestenlisten

Lesenswert

 

Haben Filme eine moralische Verantwortung?

Am Ende setzten wir uns noch mit dem Sexismus in Bond im Allgemeinen auseinander und mit dem in den frühen Bonds im Besonderen. In Diamonds schlägt Bond Tiffany Case einmal ganz unvermittelt, weil sie etwas Dummes gesagt hat und in Goldfinger zwingt er Pussy Galore zum Sex:

Video auf Youtube

Daran anschließend griffen wir unsere Diskussion aus Trainspotting wieder auf, ob Filme eine moralische Verantwortung haben.