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1922 – Häxan

Ich habe seit 1901 keine Dokumentation mehr gesehen, daher kann ich nicht sagen, ob Häxan von Benjamin Christensen den State of the Art des Dokumentarfilms zeigt oder eher experimental war. Falls es ein Experiment war, dann ein gescheitertes. Ich hätte den Film wahrscheinlich ausgeschaltet, wenn ich ihn nicht für diese Reihe unbedingt hätte zu Ende gucken wollen. Ausgesucht hatte ich ihn, weil wir in unserer Blair-With-Project-Folge schon einmal angesprochen haben. Der Film hat natürlich das Problem, dass eine Doku im Gegensatz zu einem Spielfilm viel mehr Infos rüberbringen muss. Und da dem Medium die doppelte Informationsvermittlung über Bild und Ton abgeht, artet das eben in einen Texttafel-Exess aus. Aber niemand will einen Film lesen. Dann kann ich besser zum Buch greifen, denn da kann ich selbst die Geschwindigkeit bestimmen.

Aber über diese mediale Schwäche hinaus trifft er einige wirklich unglückliche inszenatorische Entscheidungen. So wechseln sich die unzähligen Texttafeln zu Beginn mit Abbildungen aus Büchern und Gemälden ab, was zum Einschlafen ist. Unterstützt wird das Klassenzimmer-Feeling noch dadurch, dass ein trashiger Zeigestock uns darauf hinweist, welche Elemente des Bildes wichtig sind. Erst nach 7:30 Minuten sehen wir das erste bewegte Bild, eine Animation. Es könnte eine Art Scherenschnitt mit Seilzügen sein … Jedenfalls ist es die erste Quasi-Animatronic, genaueres lässt sich aber nicht erkennen, da absurd viel Rauch vor die Höllenszene geblasen wird, sodass sie vollkommen verschleiert ist. Danach geht es wieder weiter mit dem statischen Wechsel von Bilder und Texttafeln und erst nach 13:45 Minuten sehen wir die erste inszenierte Szene.

Ich will nicht verschweigen, dass der expressionistisch beeinflusste Film, auch einige starke Bilder hat, Tropes setzt und auch die Tricktechnik voran bringt. So wird in einer Szene Stop-Motion rückwärts abgespielt um Geld wegfliegen zu lassen. Als ein Mönch wegen sündiger Gedanken ausgepeitscht wird, legt Christensen in einer Doppelbelichtung über die in der Totalen gefilmte Szene das schmerzverzerrte Gesicht des Sünders. Der Trope, dass der Hexentest darin besteht, zu prüfen, ob die Hexe schwimmen kann, wurde hier zwar nicht erfunden, da es sich ja um eine Doku handelt, aber in den Film eingeführt. Monty Python nimmt ihn später in Die Ritter der Kokosnuß auf, wir berichteten … Ebenso lief mir hier zum ersten Mal der Trope des Good Cop und Bad Cop über den Weg. Zwei Mönche gebärden sich während eines Hexenprozesses derart.

Die größte Schwäche des Films wiederum ist der Umstand, dass er sich nicht entscheiden kann. Einerseits will er über den Aberglauben aufklären und erklärt zum Beispiel vermeintliche Eigenarten von Hexen schön anachronistisch als Symptome der Hysterie. Andererseits will er dann auch wieder provozieren und verstören, indem er Hexenrituale zeigt, in denen dem Teufel der Hintern geküsst oder auch schon mal ein Baby gekocht wird.

Das Provozieren gelang ihm auf alle Fälle, er löste in Dänemark Entrüstung unter den Zuschauern und in Frankreich Protest der Kirche aus. In Deutschland wurde der Film sogar verboten und in vielen anderen Ländern stark zensiert.

SF38 – THX 1138 (Debütfilm-Reihe)

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Paula
Überbezahlter Superstar
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Daniel
Verkannter Regisseur


Ein Spätfilm-Telegramm zum Debutfilm von George Lucas

Wie viel Star Wars steckt in THX 1138? Diese Frage begleitete uns durch Einkaufszentren und Tiefgaragen, als wir George Lucas’ Debutfilm auseinandernahmen. Wir sahen Johnny Weissmuller Jr. nicht, denn er war hinter einer silbernen Maske versteckt, stellten fest, dass Francis Ford Coppola alles immer auf Kante näht und George Lucas sich weigerte, den Film auf dem Kopf zu schneiden. Strange Shit mit Folterszenen und Drogen. Oh, wir haben einen Wookie überfahren!

Vorgeplänkel

Unser Sponsor ist diesmal „Scotish Heroin“ und unterlegt wird das ganze mit einem Zitat aus Trainspotting. Unsere Folge zu Trainspotting könnt ihr hier anhören und hier könnt ihr den Film bei Amazon kaufen* ♦ Der Mähnenwolf ist der größte Wildhund SüdamerikasDaniels Blick auf und durch die Filmgeschichte findet ihr hierUnd das Filmquiz gibt es immer hier

Eckdaten

Erscheinungsjahr: 1971
Regie: George Lucas
– Filmographie:

Budget: 777.000 $
Besetzung: Robert Duvall (THX), Donald Pleasence (SEN), Maggie McOmie (LUH), Johnny Weissmuller Jr. (als Android)
Genre: Sience Fiction, Dystopie

Die Produktion von THX 1138

Alle Funfacts zur Produktion, die wir erzählen, stammen diesmal aus dem Bonusmaterial der DVD von THX* ♦ THX 1138 (Kurzfilm)American ZoetropeFrancis Ford CoppolaWarner Bros.Der PateApocalypse NowPhotokinaEasy RiderNew HollywoodWalter Murch

Filmisches Erzählen in THX 1138

THX 1138 beginnt mit einem Trailer für eine 50er-Jahre-Sience-Fiction-Serien Buck Rogers: Tragedy on Saturn ♦ Alle Referenzen in Star Wars

Dystopie

Entindividualisierung ♦ Dei Dystopie hat viele Sowjet-Einflüsse1984Totalüberwachung ♦ Der Staat ist gesichtslos ♦ Die PolizistenChildren of MenAntidepressiva werden seit den 1950ern verschrieben Blade RunnerDo Androids Dream of Electric Sheep?Brave New World UtopiaHunger GamesArbeitsdruck ♦ Holzhammer-Metapher ♦ Die Android-Polizisten sind einzeln nicht sehr gefährlich, aber in der Masse: Ein Zombie-Trope ♦ Gewalt als Medienkritik

Strange Shit

Das Spulgeräusch heißt Tape Recorder.wav stammt von Pogotron. Die Datei steht unter der Lizenz CC Sampling Plus 1.0 ♦ Daniel: „Typischer Filmstudenten-Kunstfilm-Scheiß“ ♦ MengeleHänsel und GretelAnthropomorphisierung ♦ Paula: „Ein Gefängnis ohne Mauern“ ♦ Unsere Folge zu Brügge sehen … und sterben? Dreiakter

 Wieviel Star Wars steckt in THX?

HologrammeLichtschwertgeräusche ♦ Roboter ♦ Wookiees ♦ Nachtrag zum Podcast: Änderungen von THX 1138 gegenüber der Originalversion. Der Wookie scheint ein Original zu sein, aber natürlich hat George Lucas da wieder jede Menge CGI und neue Szenen reingepackt, dafür sind auch die Primaten, über die wir uns wunderten eine neue ErgänzungAlle Referenzen in Star Wars ♦ Superstructure ♦ Next Series ♦ G34 ♦ Ausbruch ♦  Die Heldenreise haben wir schon mal in unserer X-Men-Folge besprochen ♦ Call to Adventure

Zitate und Referenzen an THX 1138

Blade RunnerThe Shawshank Redemption ♦ Der Regisseur von Die Verurteilten ist übrigens Frank Darabont Terminator 2T1000

Zum Schluss

Die Ritter der Kokosnuß der Pate Der Club der toten Dichter Apocalypse Now Wir bei iTunes

The End.

 

*Hinterhältiger Affili-Link: Wenn Ihr den Film kauft, bekommen wir eine winzige Provision und freuen uns.