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1926 – Faust – Eine deutsche Volkssage

Friedrich Wilhelm Murnau darf natürlich nicht fehlen, wenn ich mich durch die goldene Epoche des deutschen Films gucke. Allerdings, ach, ich muss euch sagen: so richtig warm werde ich nicht mit ihm. Vor Jahren habe ich mal Sunrise gesehen und der hat mir echt gut gefallen, aber als wir letztes Jahr im Spätfilm Nosferatu besprachen war ich eher unterweltigt. Faust – Eine deutsche Volkssage liegt nun irgendwo dazwischen. Insgesamt finde ich ihn besser als Noferatu, er zeigt schöne Shots – das kann Murnau – und baut im ersten und dritten Akt auch einiges an Spannung auf. Doch der zweite Akt wirkt wie mein Wohnzimmer, wenn meine elf Monate alte Tochter dadrin zwei Stunden gespielt hat. Aber der Reihe nach …

Faust war der letzte Film Murnaus in Deutschland, bevor ihn der Ruf aus Hollywood ereilte. Den Mephisto spiel Emil Jannings, der ebenfalls kurz darauf nach Hollywood ging, dort den ersten Oscar überhaupt für eine männliche Hauptrolle gewann und bis dato den einzigen Oscar, den ein Deutscher in dieser Kategorie ergattern konnte. Allerdings konnte sich Jannings mit Hollywood nicht arrangieren und kehrte nach Deutschland zurück, wo er sich mit den Nazis anscheinend besser arrangieren konnte. Es waren eben nicht alle Filmschaffenden Antifaschisten.

Die Handlung in fünf Sätzen

Die groben Eckdaten dürften bekannt sein, allerdings bezieht sich Murnau explizit nicht auf den Text von Goethe sondern auf den schon vom ollen Wolle adaptierten Stoff. Es beginnt mit der Wette zwischen Mephisto und dem Erzengel Michael, dass derjenige über die Erde herrschen darf, dem es gelingt, Fausts Seele zu erobern. Folglich sehen wir nun das buhlen von Mephisto um Faust. Hier fügt Murnau die erste Änderung ein, die noch gut funktioniert: Denn in Fausts Städtchen grassiert, dank Mephisto, die Pest und Mephisto ködert ihn damit, dass er ihm helfen kann, ein Heilmittel zu finden. Das gibt dem Charakter eine glaubhafte Motivation, sich überhaupt mit dem Teufel einzulassen. Leider hat Faust gewisse „Probleme“ beim Vollzug der Heilung und so bemerken Fausts Mitbürger den Pakt mit dem Teufel und wollen ihn steinigen. Jetze denkt sich der olle Faust: „Ach, was soll’s, wo ich schon mal dabei bin, kann ich auch weitermachen mit dieser Mephisto-erfüllt-mir-Wünsche-Nummer.“ und es folgt die bekannte Nummer, dass Faust wieder jung sein darf, allerdings erst einmal nur für einen Probetag.

Jetzt fängt der Film an, konfus zu werden, denn als nächstes machen Faust und Mephisto erst einmal einen Trip nach Parma. Klar, Italien fand ja schon Goethe fein, daher wollen die beiden sich das auch nicht entgehen lassen und Faust stiehlt da eine Herzogin vom Hochzeitsfest während sich Mephisto mit dem gehörnten Bräutigam duelliert. Während Faust und die Herzogin pimpern, läuft der Probetag ab und Faust so: „Egal, bleib ich halt jung und angel mir die nächste Braut.“ Was aus der Herzogin wurde, bleibt unklar. Die nächste, der Faust an die Wäsche will, ist dann natürlich Gretchen.

Es folgt eine total sinnbefreite Episode bei Gretchens Muhme Marthe, die im wesentlichen daraus besteht, dass verschiedene Leute sich gegenseitig Liebestränke einflößen und/oder sich liebestoll gegenseitig durch den Garten jagen.

Am Abend folgt dann das, was die Wikipedia „Gretchen gewährt Faust schließlich Zugang zu ihrer Kammer“ nennt, was aber in der Bildsprache eine ganz klare Vergewaltigung ist – ich werde darauf zurückkommen. Gretchens Bruder will ihre Ehre wiederherstellen und duelliert sich mit Faust, aber er stirbt und verflucht im Sterben Gretchen, die als Dirne dann an den Pranger gestellt wird.

Nach einem Zeitsprung ist es Weihnachten und wir sehen, dass die mittlerweile obdachlose Gretchen durch die Vergewaltigung schwanger wurde und ein Kind bekommen hat. Sie versucht im Maria-Style sich vor einem Schneesturm zu schützen, indem sie in der Stadt rumgeht und für sich oder wenigstens das Kind Obdach erbittet. Aber in der Stadt leben nur Arschlöcher und schließlich legt Gretchen das Kind im Fieberwahn in eine Schneewehe, die sie für eine Krippe hält. Die Stadtwache findet sie und das erfrorene Baby und ist absurderweise sofort überzeugt, dass Gretchen das Kind umgebracht hat. Gretchen kommt auf den Scheiterhaufen und ruft dort nach Faust, der sich urplötzlich daran erinnert, dass er Gretchen liebt und zur Rettung eilt. Doch Mephisto verwandelt ihn flux zum Greis zurück. Aber weil Gretchen ihn so sehr liebt, sieht sie durch die Falten hindurch ihren Lover und beide sterben in Liebe vereint auf dem Scheiterhaufen.

Im Epilog fordert Mephisto die Erde ein, aber Michael meint nur so: „Nö, weil: Liebe!“

DAFUQ?

Die Inszenierung

Man sieht – trotz der schlechten Qualität der im Netz frei verfügbaren Versionen – dem Film an, dass er wesentlich mehr Budget hatte, als noch Nosferatu, er mischt die realistisch-romatische Bildgestaltung aus Nosferatu nun mit expressionistischer Kulisse. Wir sehen mehr spitze Winkel und Verzerrungen, die wir in Das Cabinet des Dr. Caligari kennen und schätzen lernten. Außerdem kommt zu Murnaus Spiel mit Licht und Schatten hier noch ein drittes Element hinzu: Rauch. Da dampft und qualmt es aus allen Ecken und Enden! Insgesamt sind die Specialeffects sehr beeindruckend, besonders hervorzueben ist dabei die Beschwörung Mephistos, bei der Kulisse, Kameraarbeit, Montage, Schauspiel und Spezialeffekte perfekt ineinandergreifen. Wenn der ganze Film so gewesen wäre, wäre ich absolut begeistert:

Murnau arbeitet mit vielen, langen Close-Ups. In langen Takes zeigt er die Gesichter seiner Schauspieler in Nahaufnahmen und lässt diese Gesichter sprechen. Das zweite Element, das in der Inszenierung hervorsticht sind Detailshots auf wichtige Plottdevices. Murnau kombiniert dies mit eine Proto-Variante des dramatischen Zooms: So sehen wir eine Kamerafahrt auf die Sanduhr, die uns zeigt, dass Fausts Zeit abläuft.

Screenshot aus Faust - Eine Deutsche Volkssage. Lizenz: gemeinfrei.

Screenshot aus Faust – Eine Deutsche Volkssage. Lizenz: gemeinfrei.

Aber noch beeindruckender ist ein Trackingshot, der als Zoom-Out fungiert und mit einer amerikanischen Einstellung auf Mephisto beginnt, aber dann den Bildaufschnitt immer weiter aufzieht, bis wir in der Totalen den ganzen Raum sehen, in den dann von vorne Faust und Frau Parma das Bild betreten. An solchen Szenen sieht man wirklich, dass Murnau sein Handwerk verstand, es wird verständlich, warum Hollywood ihn umbedingt haben wollte und auch woher so mancher Trick aus der Kiste seines Schülers/Praktikanten Alfred Hitchcock stammt.

Die Vergewaltigungsszene

Aber Murnaus Filme sind ja ein Spiel mit Licht und Schatten. Und Schatten fällt vor allem auf die Vergewaltigungsszene. Möglicherweise ist es nur ein Halbschatten, das bleibt zu klären. Wer wissen möchte, warum Vergewaltigungen in Filmen fast immer problematisch sind, dem empfehle ich unsere Folge zu Pepi, Luci, Bom und der Rest der Bande und den dort empfohlenen Artikel vom FILM CRIT HULK.

Screenshot aus Faust - Eine Deutsche Volkssage. Lizenz: gemeinfrei.

Screenshot aus Faust – Eine Deutsche Volkssage. Lizenz: gemeinfrei.

Die Inszenierung der Vergewaltigung ist zunächst einmal sehr stark: Sie ist so subtil, dass sie dem Wikipediaautor entgangen ist und spricht doch eigentlich Bände. In einer „Kurzer-Rock-Metapher“ steht Gretchen abends am offenen Fenster und Faust sieht darin eine Einladung in ihr Zimmer einzusteigen. Gretchen sieht das allerdings anders – ein offenes Fenster ist noch lange kein Grund dafür, dass ein Mann zudringlich werden darf – und hält im wahrsten Sinne es Wortes dagegen, indem sie versucht das Fenster zuzudrücken. Doch der stärkere Faust dringt schließlich gewaltsam ins Zimmer ein. Das ist Filmkunst auf höchstem Niveau: Ohne einen Zentimeter nackte Haut zu zeigen, macht hier Murnau alles klar und hätte er es dabei belassen, wäre alles gut. Aber dann baut er gleich zwei üble Wendungen ein. Nach zwei Szenenechseln sehen wir nämlich Gretchen glücklich in Fausts Armen liegen und das ist dieses beschissene Macho-Klischee, mit denen seit Jahrtausenden Vergewaltigungen gerechtfertigt werden: Sie will es, sie weiß es nur noch nicht. Wir haben im Spätfilm schon einmal im Zusammenhang von Goldfinger darüber gesprochen, der genau den gleichen Trope verwendet.

Aber damit noch nicht genug: Murnau packt gleich noch einen zweiten problematischen Trope hintendrauf, indem er die Vergewaltigung als Plott-Device einsetzt für den Standard-Trope, der in Filmen fast immer auf Vergealtigungen folgt: die Rache. Obendrein darf nicht einmal Gretchen sich selbst rächen, denn sie genießt es ja, sondern ein ECHTER MANN, nämlich ihr Bruder muss den Rache-Part übernehmen. Das ist (mit Sicherheit auch schon 1926) ein solch abgenutzter Trope, der einfach nur von faulem Drehbuchschreiben zeugt …

Allerdings, dass möchte ich nicht verschweigen, bringt Murnau noch zwei weitere Brechungen ein, die eben nur einen Halbschatten daraus machen. Zum einen muss man bedenken, dass bei der ganzen Szene Mephisto die Fäden in der Hand hielt, dass also alle Beteiligten nur fremdgesteuerte Marionetten waren. Ob das die problematische Inszenierung besser macht, weiß ich nicht, denn Mephisto ist ja das Symbol für das Böse und zu wenig Bosheit war nicht das Problem der Szene. Aber die folgenden Szenen hellen das düstere Bild, das Murnau von Gretchen zeichnet, auf. Denn der komplette Schluss des Films dreht sich um Victim-Blaiming. Ob es nun eine Vergewaltigung war oder Gretchen es doch irgendwie wollte, von da an wird sie von allen nur noch wegen des Sex fertiggemacht. Und Murnau verurteilt das. Seine Bildsprache ist hier eindeutig: Er setzt Gretchen mit der Mutter Gottes gleich und zeigt eine unbarmherzige Welt, die komplett unchristlich auf sie reagiert.

Doch diese Brechung macht Murnau am Ende dann selbst wieder kaputt durch seinen cheesigen „Weil Liebe“-Schluss. Ich meine: Wo war Faust, als seine ach so Geliebte mit dem gemeinsamen Kind auf der Straße lebte und gegen das Erfrieren kämpfte? Als es darum ging, Verantwortung für seine Tat zu übernehmen, hat er sich nicht die Bohne um Gretchen geschert, aber Hauptsache am Ende einen Opfertod sterben, dann ist ja alles wieder gut, weil: Liebe.

Pfffff …

SF28 – Das James-Bond-Double-Feature

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Paula
Überbezahlter Superstar
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Daniel
Verkannter Regisseur


Vorgeplänkel

Ihr könnt uns unterstützen, indem ihr uns bei iTunes rezensiert. Die Wiederaufführung hat auch ihr Kinoprogramm vorgeplänkelt, wir freuen uns über weitere Nachahmer.

Bond, James Bond

Unser Name ist Film, Spätfilm. Ihr könnt von uns zwar nicht erwarten zu sterben, aber erwarten zu reden. Und das gleich über zwei Filme! Zusammen mit Graf Duckulas Anneliese fassen wir den einen nur mit Goldfingern an, beim anderen sind wir leider an Diamantenfieber erkrankt. Sodass wir uns nach über zwei Stunden ohne Richtung, in denen wir Dinge aus Gründen machen, am Ende fragen, warum wir eigentlich Bond gucken und ob Filme eine moralische Verantwortung haben.

Goldfinger

Eckdaten

Regie: Guy Hamilton
– Filmographie:
1964: Goldfinger
1971: Diamonds Are Forever
1973: Live and Let Die
1974: The Man with the Golden Gun
Erscheinungsjahr: 1964
Schauspieler/innen: Sean Connery (James Bond), Gert Fröbe (Auric Goldfinger), Honor Blackman (Pussy Galore) Bernard Lee (M), Desmond Llewelyn (Q), Lois Maxwell (Moneypenny)
Budget: 3 Mio $
Genre: Actionfilm, Agententhriller

 Die Produktion von Goldfinger

Goldfinger war der dritte Teil der James-Bond-Filmreihe nach Dr. No und From Russia with Love. Mit einem Budget von 3 Mio $$ hatte Goldfinger damals Blockbuster-Niveau und ein so großes Budget wie die beiden vorherigen Teile zusammen.

Das Drehbuch von Goldfinger

Richard Maibaum schrieb hauptsählich das Drehbuch und stopfte ein Plottloch aus der Romanvorlage von Ian Fleming. Dort hatte Goldfinger nämlich noch versucht Fort Knox auszurauben. Weswegen Maibaum Bonds Kommentar einfügte, dass das 12 Tage dauern würde.

Die Dreharbeiten zu Goldfinger

Wir hatten uns gewundert, warum die Szenen im Hotel in Miami zu Beginn des Films offensichtlich vor einem Bluescreen gedreht wurden. Dies geschah, weil Sean Connery ausgebucht war, noch in den Dreharbeiten mit Hitchcock zu Marnie steckte und keine Zeit hatte, nach Miami zu reisen.

Broccoli bekam zwar die Erlaubnis, in Fort Knox zu filmen, aber nur Überflugrechte für eine Höhe von knapp 1000 Meter. Das war für die geplante Szene allerdings vollkommen witzlos, da es keine guten Aufnahmen von der Champagner-Staffel erzeugt hätte. Deshalb flogen sie verbotener Weise in 150 Meter Höhe über Fort Knox. Guy Hamilton beschrieb die Reaktion des Militärs so: „and the military went absolutely ape“. Die umfallenden Soldaten in den Szenen von Fort Knox waren übrigens immer die gleichen.  Sie liefen von Set zu Set, um dann wieder umzufallen.

Connery war damals mit Diane Cilento  verheiratet und wollte seinen Ehering während des Drehs nicht ausziehen, daher trug er eine hautfarbende Bandage über dem Ring.

Die Synchronisation von Goldfinger

Fröbe sprach so schlecht Englisch, dass er im Original synchronisiert wurde. Und die deutsche Synchronisation hat ihrem schlechten Ruf auch mal wieder alle Ehre gemacht.  Der Klassiker: „Billion“ (eine Milliarde) wurde mit „einer Billion“ übersetzt, Q wurde aus unerfindlichen Gründen in K umbenannt. Außerdem wurde die Doppeldeutigkeit in der Anfangsszene wegsynchronisiert: James Bond bringt einen Widersachers durch einen Stromschlag in einer Badewanne um. Begleitet vom Oneliner: „Shocking! Positively shocking!“. Daraus wurde im Deutschen: „Widerlich! Einfach widerlich!“.

Filmisches Erzählen in Goldfinger

Der Film ist überaus konventionellgefilmt, es gibt eigentlich nur einen erwähnenswerten Shot: Beim Mission-Briefing mit M macht die Kamera eine schöne, wenngleich etwas sinnlose Fahrt. Leider habe ich keinen Youtube-Schnipsel dazu gefunden.

Allerdings muss man sagen, dass die Action sehr gut inszeniert ist. Die vier großen Ws können jederzeit beantwortet werden: Wer Was Wann Wo tut. Dafür habe ich auch ein Beispiel:

Video auf Youtube

Lediglich der Schluss, wenn Tilly Masterson (Tania Mallet) in den Graben fährt und das Bild bei einem Shot offensichtlich schneller abgespielt wurde, wirkt etwas altbacken, ansonsten ist das eine solide Actionsequenz, die nicht die Krankheiten heutiger Actionfilme aufweist: zu schnelle Schnitte und Wackelkamera. Als Gegenbeispiel hier die Verfolgungsjagd aus Quantum of Solace:

Video auf Youtube

Warum kommen in Bond so oft Laser vor?

In beiden Bonds, die wie gesehen haben, kamen Laser vor. Und insgesamt hatten wir den Eindruck, dass besonders in den alten Bond-Filmen die Antagonisten immer Laser als Waffen einsetzten. Das liegt daran, dass Laser einfach der neue heiße Scheiß waren. Erst 1960 wurde der erste Laser gebaut.

 Sprechende Namen

Wie in den meisten Bond-Filmen, so haben auch bei Goldfinger die Protagonisten sprechende Namen, wenngleich diese nicht sonderlich subtil sind.Der Antagonist heißt Auric Goldfinger – Aurum ist das lateinische Wort für Gold und der Nachname Goldfinger verweist auf den Mythos von König Midas, dessen Gier nach Gold ihm zum Verhängnis wurde. Das Bondgirl heißt Pussy Galore – Was übersetzt „Pussy in Hülle und Fülle“ bedeutet. Der Assistent von Goldfinger heißt Oddjob – was soviel wie Handlanger bedeutet. Außerdem gibt es unter den amerikanischen Gangstern einen, der sich nicht an Goldfingers Heist beteiligen will – er heißt Mr. Solo …

 Der Hays Code

Die Produzenten Harry Saltzman und Albert R. „Cubby“ Broccoli wollten den Namen Pussy Galore erst in Kitty Galore ändern, weil sie Angst hatten, mit dem Hays Code Probleme zu bekommen. Hamilton beschloss das durchzuziehen. Der Zensor machte tatsächlich Stress, aber Hamilton lud ihn und seine Frau zum Essen ein und räumte die Probleme aus der Welt, unter anderem, indem er dem Zensor versicherte, dass er auch Unterstützer der Republikaner sei.

Ebenfalls Probleme bekamen sie mit der berühmten Szene, in der Jill Masterson durch Goldfarbe getötet wurde und zwar einerseits von den Amerikanern, denen die Szene zu erotisch war und andererseits von den Briten, die nicht wollten, dass sie zu brutal umgesetzt wird.

Zitate und Referenzen in Goldfinger

  • Die Stacheln an den Rädern von Bonds Auto, die in der oben verlinkten Szene zu sehen sind zitieren das berühmte Wagenrennen aus Ben-Hur  (Etwa ab Minute 1:10):

Video auf Youtube

  • Die Idee des Mordes mit Golfarbe hatte Ian Flemming aus dem Horrorfilm Bedlam (1946).
  • Bond ködert Goldfinger mit einem Goldbarren aus dem Toplitzsee. Gert Fröbe spielte 1959 in Der Schatz vom Toplitzsee mit.

Die Rezeption von Goldfinger

Goldfinger steht im Guinness-Buch der Rekorde als der Film, der am schnellsten Geld machte. Nach nur drei Wochen hatte der Film seine Produktionskosten wieder eingespielt. Weltweit spielte der Film über 120 Mio. US-Dollar ein.

Der Film war zeitweise in Israel verboten, nachdem bekannt wurde, dass Gerd Fröbe NSDAP-Mitglied war. Nachdem eine Jüdische Familie bekannt gab, dass Fröbe sie während des zweiten Weltkriegs versteckt habe, durfte er wieder aufgeführt werden.

Die MythBusters sind der Frage mal auf den Grund gegangen, ob man durch einen kompletten Gold-Überzug ersticken kann. Das ist natürlich nicht möglich, da der Mensch mit Lungen und nicht mit der Haut atmet. Es kann aber zu Problemen mit der Thermoregulation kommen, sodass es im schlimmsten Fall zu einem Hitzschlag kommen könnte:

Video auf YoutubeGoldfinger schuf viele Bond-Tropes

  • Zum ersten mal gabe es ein, mit speziellen Gadgets ausgestattete Auto
  • Und zwar nicht irgendein Auto, sondern der Aston Martin DB5
  • Insgesamt wurden die Gadgets prominent
  • Zum ersten Mal gab es einen vom Film losgelösten Prolog
  • Zum ersten Mal wurde der Theme-Song über das Intro (mit einer (halb)nackten Frau) gesungen:
    Youtube
  • Zum ersten Mal gab es einen Epilog mit Bond im Urlaub
  • Zum ersten Mal gab es das Briefing mit Q:
    Youtube
  • Zum ersten Mal gab es mit Oddjob einen Assistenten des Antagonisten, der eine spezielle Waffe oder Eigenschaft hat
  • Zum ersten Mal „Geschüttelt, nicht gerührt“
  • Zum ersten Mal gab es das „Talking Killer Syndrome„:

„Goldfinger tells the mobsters what he plans to do, Bond listens in, and then shutters fall to lock the Mafioso in the room, and they are immediately killed with poison gas. My question: Why bother to show them that expensive presentation if you’re only going to kill them afterward? My best guess: Goldfinger had workmen crawling all over the place for weeks, constructing that presentation, and he wanted to show it to somebody.“

Roger Ebert

 Kritik

Besonder Gert Fröbe als Villain wird immer wieder gelobt  und oft sogar der beste von allen Bondbösewichtern genannt.

„And it has the best villain; Auric Goldfinger (Gert Fröbe) is a petty-minded plutocrat who cheats at cards and golf, and has the best ever evil dialogue.“

The Guardian

Insgesamt gilt Goldfinger bis heute oft als der beste James-Bond-Film, der bisher gedreht wurde.

„Of all the Bonds, „Goldfinger“ (1964) is the best, and can stand as a surrogate for the others. If it is not a great film, it is a great entertainment, and contains all the elements of the Bond formula that would work again and again.“

Roger Ebert

Hier noch einmal die Probleme mit dem Plott von Skyfall:

Youtube

Preise und Bestenlisten

Norman Wanstall erhielt 1965 den Oscar in der Kategorie Bester Tonschnitt. Vor allem aber ist Goldfinger auf unzähligen Bestenlisten zu finden. So, allem voran auf folgenden AFI-Listen:

Entertainment Weekly wählte 2006 Goldfinger zum besten Bond-Film und 2012  wählte der Rolling Stone ihn ebenfalls auf Platz 1.

Zitate und Referenzen

Goldfinger sorgte für einen Boom des Spionagethrillers in den 60ern, wurde zum popkulturellen Erbe und wurde bis heute unzählige Male zitiert. Besonders häufig wurde referenziert:

Pussy Galore
  • Honor Blackman spielte Cathy Galeaus in Mit Schirm, Charme und Melone mit und kündigte für die Rolle der Pussy Galore in Goldfinger. In einer Episode von Mit Schirm, Charme und Melone  erhielt dann John Steed eine Weihnachtskarte von Cathy Galeaus aus Fort Knox.
  • In einer anderen Episode von Mit Schirm, Charme und Melone spricht Mrs Peel von „Pussies galore“
  • Dirty Harry (1971): Auf einem Schild im Rotlichtviertel
  • In Trainspotting (1996) wird sie erwähnt
  • Genauso wird sie in Bones – Die Knochenjägerin (2009) erwähnt
  • Und in Suits (2013) wird Dana Scott Pussy Galore genannt.
Die Bombe, die bei 007 endet

Beid den Simpsons (1991)  verhindert Homer die Kernschmelze im Kraftwerk, als der Timer bei 007 steht. Außerdem stoppen Bomben auf 0:07 bei:

  • I Spy (2002)
  • Und bei Chuck gleich zweimal (2007 und 2008)
Geschüttelt, nicht gerührt

Unter anderem in:

 

Oddjob-Referenzen
I expect you to die
Weitere schöne Zitate
  • Bevor er Bond wurde stieg Remington Steele (1984) mit einem Smoking aus einem Taucheranzug
  • Im A-Team  (1986) konnte sich Murdock durch vorgetäuschtes Wissen über die „Operation Undertow“ vor dem Tod retten, außerdem heißt der Henchman dess Villain „Fröbe“
  • In Cars 2 (2011) hat Finn McMissile verblüffende Ähnlichkeit mit dem Aston Martin DB5
  • Und in A Quantum of Solace liegt das Bond-Girl nackt auf dem Bett und ist mit Öl bedeckt.

Lesenswert

Diamonds are forever

Eckdaten

Regie: Guy Hamilton
Schauspieler: Sean Connery (James Bond), Jill St. John (Tiffany Case), Charles Gray (Ernst Stavro Blofeld), Bernard Lee (M), Desmond Llewelyn (Q)
Budget: 7,2 Mio. US-Dollar
Erscheinungsjahr: 1971
Genre: Actionfilm, Agententhriller

Die Produktion von Diamonds are forever

Diamantenfieber, wie er im Deutschen heißt, war der siebente Film der James-Bond-Reihe. Sehr lose Grundlage bildet das 1956 geschriebenen gleichnamige Buch von Ian Fleming. Der eigentliche Film hatte aber nur sehr wenig Ähnlichkeit mit der Romanvorlage. So handelte auch der erste Drehbuchentwurf noch von Auric Goldfingers Zwillingsbruder. Unter anderem hatte Gert Fröbe jedoch kein Interesse daran, die Rolle zu übernehmen, daher entschied man sich für Blofeld als Antagonisten.

George Lazenby

Das Studio United Artists wollte unbedingt Sean Connery als Bond zurück, nachdem in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ George Lazenby James Bond gespielt hatte.

Lazenby hatte schon während der Dreharbeiten Staralüren gezeigt, hatte sich dann während der Promotion für den Film einen Vollbart wachsen lass und in einem Interview erklärt, dass er die Figur des Bond nicht mehr für zeitgemäß halte. Demgegenüber war Connery immer als Parade-Bond aufgetreten. „Im Geheimdienst“ war zwar ein finanzieller Erfolg, blieb aber hinter den Einspielergebnissen der Connery-Bonds zurück. Schließlich zog Eon Productions das Vertragsangebot an Lazenby über fünf oder sechs weitere Bonds zurück.

Schließlich überredete der Präsident von United Artists, David Picker, Connery persönlich, noch einmal den Bond zu spielen. Dies machte Connery zum bestbezahltesten Schauspieler seiner Zeit.

Der Dreh von Diamonds are forever

Der Diamantenschirm des Satelliten war eigentlich der Reflektor eines alten Blitzes. Der Lawa-Pool war eigentlich Kartoffelbrei, der nach 24 Stunden Dreh unter Studiolichtern wohl enorm zu stinken begann.

Lana Wood, die die Plenty O’Toole spielte, war so klein, dass sie neben Sean Connery selbst mit High Heels auf einer Box stehen musste, um in den Frame zu passen. In der Szene, in der sie tot im Pool treibt, war sie mit den Füßen an einen Betonblock gefesselt. Allerdings konnte sie auftauchen und Luft holen. Jedoch war der Pool abschüssig und so rutschte der Betonblock immer weiter ins tiefe Wasser, bis Wood keine Luft mehr holen konnte und gerettet werden musste.

Die letzte Szene, die Connery als offizieller Bond drehte, war die, in der er im Sarg lag.

Nachtrag zum Podcast: Der inoffizielle Bond mit Connery aus den 80ern war übrigens „Never say never again„.

Die Synchronistation von Diamonds are forever

Und natürlich hat auch hier mal wieder die deutsche Synchronisation gesündigt: Aus Plenty O’Toole wurde in der deutschen Fassung  aus unerfindlichen Gründen Penny O’Toole.

Filmisches Erzählen in Diamonds are forever

„It has been claimed that the plot is too complicated to describe, but I think I could if I wanted to. I can’t imagine why anyone would want to, though. The point in a Bond adventure is the moment, the surface, what’s happening now. The less time wasted on plot, the better.“

Roger Ebert

In Übereinstimmung mit den meisten Kritikern, fanden wir diesen Bond sehr schlecht, die Frage ist aber: Was ist so schlecht an diesem Bond? Ich glaube, das fast es restlos zusammen:

„Diamonds are Forever has no direction until the last thirty minutes.“

Kaboom Review

Zitate und Referenzen in Diamantenfieber

Wir wollen aber nicht verschweigen, dass es zwei ganz nette Referenzen in Diamantenfieber gibt:

  • Beim Briefing mit M, sagt M, dass Bond gerade erst Urlaub hatte. Dies ist eine Anspielung auf den einen Film, den Connery ausgesetzt hatte.
  • Außerdem kommt Bond bei einer Verfolgungsjagd durch ein Filmset, auf dem die Mondlandung gedreht wird. Das ist eine Referenz auf die Verschwörungstheorie, dass die Mondlandung ein Fake ist:
    Youtube

Die Rezeption von Diamonds are forever

Der Film war wieder ein enormer finanzieller Erfolg – er spielte 116 Mio. US-Dollar ein –, aber diesmal war die Kritik schlecht:

„I would complain about the rest of the movie, but there is really no point. Aside from the opening scene, the film is completely worthless, lacking any sense of risk or adventure to the point of being boring as shit.“

That Guy with the glasses

Preise und Bestenlisten

Lesenswert

 

Haben Filme eine moralische Verantwortung?

Am Ende setzten wir uns noch mit dem Sexismus in Bond im Allgemeinen auseinander und mit dem in den frühen Bonds im Besonderen. In Diamonds schlägt Bond Tiffany Case einmal ganz unvermittelt, weil sie etwas Dummes gesagt hat und in Goldfinger zwingt er Pussy Galore zum Sex:

Video auf Youtube

Daran anschließend griffen wir unsere Diskussion aus Trainspotting wieder auf, ob Filme eine moralische Verantwortung haben.