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SF52 – Picnic at Hanging Rock (Followbruary)

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Daniel
Ganz einsam am Mikrofon


Ein Spätfilm-Telegramm im Rahmen des #Followbruarys auf Letterboxd

Daniel stellt euch den zweiten Film im Followbruary vor. Das Mysterie-Drama von Peter Weir ist ein sehr assoziativer Film mit starken Bildern aber mit Schwächen im Dialog und der Inszenierung.

Hier findet ihr Daniels Film-Liste. Picnic at Hanging Rock ist ein Lieblingsfilm von Nemo Munch.

Eckdaten zu Picnic at Hanging Rock

Erscheinungsjahr: 1975
Regie: Peter Weir
– Filmographie (Auswahl):
1974
The Cars That Ate Paris
1975 Picnic at Hanging Rock
1985 Witness
1989 Der Club der toten Dichter
1990 Green Card
1993 Fearless
1998 The Truman Show
2003 Master & Commander
2010 The Way Back
Budget: 440.000 AUD
Einspielergebnis: 5,1 Mio AUD (Astralien)
Besetzung: Anne-Louise Lambert (Miranda), Margaret Nelson (Sara), Jane Vallis (Marion), Karen Robson (Irma), Christine Schuler (Edith), Rachel Roberts (Mrs. Appleyard), Helen Morse (Mlle. de Poitiers), Dominic Guard (Michael)
Genre: Drama, Mystery, Whodunit

Fazit

Die Suggestion, dass es sich um ein wahres Ereignis handelt sorgt für viel Spannung. Leider sind die Dialoge sehr schwach: Es gibt kaum zusammenhängende Dialoge, sondern viel assoziative Verlautbarungen. Obendrein gibt es einen üblen Bruch mit Show don’t tell. Allerdings ist das Blocking exzellent und zudem gelingt es dem Film, Felsen gruselig aussehen zu lassen.

Hörenswert & Lesenswert

 

SF17 – Aimee & Jaguar (Das Valentintagsspecial)

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Paula
Überbezahlter Superstar
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Daniel
Verkannter Regisseur


… nachträglich.

Ich will jede Menge ‚Jetzt‘!

Als Nachspiel zum Valentinstag präsentieren wir euch einen Liebesfilm, basierend auf einer wahren Begebenheit, geliebt von Paula, wegen seiner Plottlöcher kritisiert von Daniel. Wir begleiten Aimee und Jaguar durchs bedeutungsschwangere Berlin im Nationalsozialismus und stolpern dabei tatsachengetreu über Tschick Niller.

Vorgeplänkel

Nachtrag zu Zeugin der Anklage: Der Film hat mehr Punkte verdient, als er von Daniel erhielt. Außerdem hat Marylin Monroe natürlich bei „Das verflixte 7. Jahr“ mitgespielt, denn daraus stammt das berühmteste Bild von ihr.

Außerdem grüßen wir die Second Unit und gratulieren ihr zur 100. Folge!

Und anlässlich des Valentinstag erzählte Daniel, wie die Erben von Karl Valentin mit allen Mitteln ihr Urheberrecht durchsetzen. Hier ein Artikel, der das ganz gut zusammenfasst. Die Jahreslizenz für einen einzigen Karl-Valentin-Spruch kostet laut dem WDR übrigens 250 Euro. Wer sich für die Abgründe des Urheberrechts interressiert, dem empfehle ich (Daniel) mein Buch „Blackbox Urheberrecht„.  Und dies ist der erwähnte Verleger.

Eckdaten

Regie: Max Färberböck
Aimee & Jaguar war Färberböcks Kino-Debut.
Filmographie (Auswahl):
2008
 Anonyma – Eine Frau in Berlin
2003 September
– Außerdem Tatort, Fernsehfilme, Bella Block (Drehbuchautor) und der Fahnder
Erscheinungsjahr: 1999
Budget: 7,5 Mio Euro
Besetzung: Maria Schrader, Juliane Köhler, Johanna Wokalek, Detlef Buck, Heike Makatsch
Genre: Liebesfilm

Paula spielt auf Heike Makatschs Moderatorinnen-Vergangenheit bei Viva an:

Youtube

Hier ist übrigens die Dittsche-Folge mit „Tschick Niller“. Ab etwa Minute 9:

Youtube

„Aimée & Jaguar is one of the most complex and advanced woman/woman romances in the movies yet.“

Bohemian.com

Die Produktion

Der Film basiert auf Interviews mit und Tagebuch-Einträgen von Lilly Wust. Daraus machte Erica Fischer einen Roman. Auf diesem Roman basierend schrieb Max Färberböck zusammen mit der britischen Autorin Rona Munro das Drehbuch.

Die Produktion des Films dauerte ein Jahr. Davon waren 56  Tage Drehtagen. Juliane Köhler verlor ihren Job am Münchener Residenztheater, da sich die Dreharbeiten so lange verzögerten. Gedreht wurde im Studio Everest in Köln-Godorf sowie in NRW, Berlin, Breslau und Wroclaw.

Filmisches Erzählen

“ „Aimee & Jaguar“ has some holes in its storytelling that raise questions. How can Lilly’s husband return from the fighting seemingly at will? Was Felice hired by the newspaper without any personal documentation?“

Roger Ebert

Die Haupthandlung wird von einer Rahmenhandlung eingefasst, in der sich Lili und Ilse im Altersheim wiedertreffen.

Der Film greift das gleiche Thema auf wie schon It happened one night: Wir sehen die letzten Reste der Goldenen 20er Jahre. Daniel empfahl zu dem Thema auch Sebastian Haffner: Geschichte eines Deutschen*.

Obwohl der Film gegen Ende des zweiten Weltkrieges spielt, sind es hier Felice und ihren Freundinnen, die den verlorenen Lifestyle gewissermaßen über das Verfallsdatum hinaus am Leben erhalten. Aber, was bei It happened als Dekadenz ausgelegt wurde, ist hier Lebensfreude. Dieser Kontrast findet sich auch einerseits im Bühnenbild, das pompöse Innenaufnahmen gegenüber dem zerstörten Berlin in Kontrast setzt. Zudem weist der Film auch einen Farbcode auf, der in die gleiche Richtung zielt: Warme, goldene Farben bei den Innenaufnahmen gegenüber kalten oder blassen Farben bei den Außenaufnahmen.

Felice ist die Protagonisten, während Lili die Damsel in Distress ist. Daniel findet das unglaubwürdig, da er nicht erkennen kann, was Felice an Lili findet. Paula springt für Lili in Presche und verweist darauf, dass Lili nur unsicher ist.

Daniel kritisiert stark, dass die Homosexuellenverfolgung im Nationalsozialismus überhaupt nicht thematisiert wird.

Rezeption

„Max Färberböcks Film ist bewegend ohne prätentiös oder rührselig zu sein. Dadurch wird er vor allem eins: Glaubhaft.“

Moviemaster

Es gab Kritik vorallem aus der jüdischen Gemeinde an der Darstellung von Lilly Wust. Ihre Rolle soll ambivalenter gewesen sein. Freunde von Felice meinen sogar, dass Lilly Felice an die Gestapo verraten habe.

Ferner wurde von verschiedenen Rezensenten kritisiert, dass der Nationalsozialismus und der Holocaust zur bloßen Kulisse einer Lovestory verkommen. So wird zum die Homosexuellenverfolgung überhaupt nicht thematisiert.

Abschweifung

Muss ein Film sich an Tatsachen halten? Oder hat er die künstlerische Freiheit, Sachverhalte anders darzustellen, als sie waren, wenn es der Dramaturgie dient?

Es gibt den Vorwurf, dass der Film die Rolle von Lili Wust zu positiv bewertet. Was an diesem Vorwurf dran ist, können wir nicht beurteilen. Wir nehmen das aber zum Anlass uns mit der Frage des Wahrheitsanspruches von Spielfilmen auseinanderzusetzen. Immerhin spielt der Film mit der Wahrheit, wenn er im Vorspann verkündet, auf einer wahren Begebenheit zu beruhen.

Paula spricht auch das Gegenteil an: Am Beispiel der Buddenbrooks* von Thomas Mann geht sie darauf ein, dass eine Geschichte auch zu nah an der Realität dran sein kann. Zudem gehen wir auf den Unterschied ein, ob ein Film nur eine Geschichte im Sinne eines Einzelschicksals „falsch“ darstellt oder ob er das gleiche mit der Geschichte im Sinne von Historie macht. Beispiele für letzteres sind das Ende von Inglorious Basterds oder Birth of a Nation.

Preise & Bestenlisten

Der Film eröffnete 1999 die Berlinale. Die beiden Hauptdarstellerinnen Maria Schrader und Juliane Köhler erhielten für ihre Rollen den Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung. Übrigens wird der Silberne Bär (unter anderem) doch sowohl an einen Schauspieler als auch an eine Schauspielerin vergeben.

Ferner ging der Deutsche Filmpreis in Gold an Schrader und Köhler und der Film erhielt ebenfalls den Deutschen Filmpreis 1999.

Lesenswert

*hinterhältiger Affili-Link

The End.