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#Horrorctober 4 – The Brood

Nur ein Jahr vor Kubricks The Shining drehte David Cronenberg The Brood. Zu sehen bekam ich auch hier kein Zitat und leider auch keinen guten Film

Eckdaten

Erscheinungsjahr: 1979
Regie: David Cronenberg
– Fimographie (Auswahl):
1979 The Brood
1986 The Fly
1991 Naked Lunch
1996 Crash
1999 eXistenZ
2005 A History of Violence
2007 Eastern Promisses
2012 Cosmopolis
Budget: ca. 1 Mio $
Besetzung: Oliver Reed (Dr. Raglan), Samantha Eggar (Nola Carveth), Art Hindle (Frank Carveth)
Genre: Horror

Die Handlung in fünf Sätzen

Mit Spoilern.

to much information

Die gute Nola Carveth ist in einer geschlossenen Therapie beim experimentellen Therapeuten Dr. Raglan. Nachdem die gemeinsame Tochter Candice Nola besucht hatte, entdeckt Frank Carveth Misshandlungsspuren und versucht vergeblich herauszufinden, was passiert ist. Da in der Zwischenzeit erst Oma, dann Opa und schließlich die Kindergärtnerin von Candice von mutierten Kindern ermordet wurden und zudem Candice entführt wurde, verfolgt Frank die Spur zurück zu Nola. Frank erfährt von Dr. Raglan, dass Nola die Mutantenkinder thelepatisch kontrolliert und versucht Nola abzulenken, während Dr. Raglan Candice aus den Klauen der Mutantenkinder befreit – natürlich geht der Plan schief. Am Ende entdeckt Frank, dass Nola die Mutantenkinder in einer ekligen, gewissermaßen externen Parthenogenese zur Welt bringt und bringt Nola dann doch lieber mal um, wodurch alle Mutantenkinder sterben und Candice gerettet werden kann … oder vielleicht doch nicht?

Filmisches Erzählen

Mmh … Der Film beginnt mit einer kruden Kritik an Sekten à la Scientology und/oder der Psychotherapie. Was genau er da kritisieren will, weiß wohl nicht einmal Cronenberg. Dieser Anfang ist so dermaßen unspannend, dass ich mit dem Schlaf kämpfen musste. Menschen reden und reden und reden. Versteht mich nicht falsch: Ich habe nichts gegen dialogische Filme. Einige meiner besten Freunde sind dialogische Filme! Aber dieser hat eine so unglaublich langweilige Kamera-Arbeit wie eine Vorabendserie. Fast 20 Minuten sehen wir nur stupide, statische: Shot – Reaction Shot – Totale.

Als dann die erste Horror-Szene kommt, entfesselt Cronenberg seine Kamera, nur um danach wieder zur Trias der Langeweile zurückzukehren. Gegen Ende steigert sich dann zum Glück die Schlagzahl der Spannungsmomente, aber so richtig vom Hocker konnte mich das nie reißen. Das lag einmal mehr an der grenzenlosen Dummheit der Protagonistinnnen. Sie werden von KINDERN angegriffen, aber statt sich mal zu wehren oder wegzulaufen, geben sie sich schicksalsvoll dem Sterben so hin. Als dann Frank sich einmal nicht ergibt, ist es auch erwartbar einfach, eines dieser Mutantenkinder abzuschütteln und im Bad einzusperren. Am intelligentesten im ganzen Film verhält sich ein Kindergartenkind, das als einziges von allen Opfern oder Zeugen mal auf die Idee kommt wegzulaufen und dabei um Hilfe zu rufen.

Das andere Problem sind Plottlöcher, die größer sind als so mancher Mondkrater: So erklärt einmal ein Pathologe Frank ausführlich, was es mit dem Mutantenkind auf sich hat, obwohl Frank kein Polizist oder ähnliches ist. Anscheinend teilt die Polizei Verwandten immer alle Spuren einer Ermittlung mit, es ist ja offensichtlich nicht denkbar, dass jemand aus dem Familienkreis der Opfer etwas damit zu tun haben könnte.

oh wait!

Außerdem wird Dr. Raglan den ganzen Film über als Hauptverdächtiger aufgebaut, im Showdown bedarf es dann aber nichts weiter als seiner Beteuerung, dass nicht er der Schurke ist, sondern dass Franks verrückte Frau das Schindluder treibt, um Frank von der Unschuld des Doktors zu überzeugen. Pffff …

Die „Here’s Johnny-Szene“

Die verdächtige Szene kommt nach 1:26:00 Stunden. Candice flieht vor einer Horde Mutantenkinder und verbarikadiert sich hinter einer Tür. Die Mutanten schlagen immer wieder gegen die Tür, bis ihre Fäuste durchbrechen. Doch dann erwürgt Frank seine nah-zukünftig verstorbene Frau und mit ihr fallen alle Mutanten tot um. Anschließend greift dann Frank durch das Loch in der Tür, um sie zu entriegeln und schließt Candice in die Arme. Dieser Griff dürfte zum Eintrag in der IMDB geführt haben. Allerdings bezieht sich meines Erachtens weder The Shining auf The Brood, noch handelt es sich um ein Zitat von Körkarlen, einfach weil der Kontext überhaupt nicht stimmt.

Fazit

Der Griff zum Schloss dürfte den Eintrag als Referenz in der IMDB erbracht haben. Allerdings ist die Gemeinsamkeit so gering, dass ich in Analogie zur Linguistik sagen würde, dass The Brood nicht einmal die Syntax des Tropes aus Broken Blossoms oder Körkarlen übernimmt, sondern allenfalls seine Morphologie. Es besteht sogar noch eher Ähnlichkeit zu Halloween, dadurch dass auch hier keine Axt benutzt wird, um die Tür zu zerstören.

Damit habe ich alle Filme durch, die in der IMDB als Referenz-Vorlagen von The Shining gelistet wurden. Broken Blossoms setzte den Trope des Mörders mit der Axt, Körkarlen erweiterte ihn um den ikonischen Griff durch die Tür, The Toolbox Murders variierte ihn mit einer Bohrmaschine, Halloween referenzierte sowohl Broken Blossoms als auch Körkarlen in zwei verschiedenen Szenen, aber es waren auch keine richtigen Filmzitate, schon alleine, weil Michael Myers gar keine Axt benutzte und The Brood streifte den Trope nur am Rande.

Der chronologisch nächste Film ist The Shining, aber besprechen werden wir den erst im Podcast an Halloween. Davor kommen dann im #Horrorctober noch eine Reihe von Filmen, die sich vermeintlich auf The Shining beziehen.  Mal schauen, ob und was die Filme nach The Shining aus der Mörder-bricht-mit-Axt-durch-Tür-Szene machten.

1919 – Harakiri

Der erste Weltkrieg ist vorbei, es wird Zeit, dass Fritz Lang die Bühne betritt und mit ihm die goldene Generation des deutschen Films. Ein Faktor führten vor allem zum Aufschwung des deutschen Kinos: Wir haben ja alle in der Schule gelernt, wie übel der Vertrag von Versailles der deutschen Wirtschaft mitspielte. Außer der Filmwirtschaft! Denn durch die Abwertung der Mark waren deutsche Filme günstig und dadurch beliebt auf dem internationalen Markt, zugleich spülte das harte Devisen in die Kassen der Studios, mit denen sie immer neue Projekte realisieren konnten.

Harakiri wurde von Lang zwischen den beiden Teilen seines Zweiteilers Die Spinnen quasi an Ort und Stelle gedreht: In Hagenbecks Tierpark und mit einem Großteil der Crew aus Die Spinnen. Die weibliche Hauptrolle spielt Lil Dagover, genau wie nur ein Jahr später im berühmten Cabinet des Doctor Caligari.

Der Film ist eine Adaption von Madame Butterfly, ich kenne die Vorlage nicht, kann daher nicht sagen, wie nah der Film an der Vorlage ist. Der Film galt wie Langs Debut als verschollen, bis in den 1980ern eine Kopie in Amsterdam entdeckt wurde, daher ist die im Netz verfügbare Version auch mit holländischen Texttafeln ausgestattet. Archive.org bietet dazu noch englische Untertitel. Allerdings muss ich warnen: Die Qualität des Films ist unerträglich, stellenweise erkennt man nicht das geringste und ich habe mir vorab die Zusammenfassung der Wikipedia durchgelesen, um überhaupt etwas zu verstehen.

Was bleibt mir zum Film zu sagen? Ich musste stellenweise mit em Schlaf kämpfen, wofür natürlich die schlechte Bildqualität verantwortlich war, aber darüber hinaus lässt sich mehr erahnen als sehen, dass der Film auch nicht so superspannend ist. Lang lässt zwar sein Talent aufblitzen und manche Szenen sind gut gefilmt, so eine der ersten im Schrein, die viele Einstellungswechsel beinhaltet oder die Szene, in der Olaf in Europa sitzt und an O-Take-San denkt, die dann in diese Szene geschnitten wird, wie sie sehnsüchtig aufs Meer blickt. Bei anderen Shots, etwa den mit Lampions geschmückten Booten, kann man ahnen, dass sie wohl schön arrangiert waren, als man sie noch erkennen konnte. Doch die Mehrzahl der Einstellungen ist langweilig-konventionell gefilmt: Wir sehen viele Dialoge in jeweils einer Totalen, die nur von Texttafeln unterbrochen wird. Außerdem bewegen sich die Menschen meist wie in Zeitlupe, ich glaube, damit sollte der deutsche Cast japanischer wirken. Erwähnswert ist noch die Kreisblende, die wir nach The Birth of a Nation nun auch hier wieder zu sehen bekommen – Star Wars lässt grüßen.

Eines noch, so viel Spoiler müsst ihr mir gestatten: Olaf ist ein Riesenarsch!