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#Horrorctober 5 – Children of the Corn

Die Kinder mit der Mais-Religion porträtiert der erste Film, der nach The Shining gedreht wurde, den ich hier bespreche. Da es sich ebenfalls um eine Stephen-King-Verfilmung handelt, hatte ich große Erwartungen an diesen Film. Was dann geschah, erfahrt ihr nach den …

Eckdaten

Erscheinungsjahr: 1984
Regie: Fritz Kiersch
– Filmographie (Auswahl):
1984 Children of the Corn
1985 Tuff Turf
1987 Gor
1988 Under The Broadwalk
2006 The Hunt
Budget: 800.000 $
Besetzung: Linda Hamilton (Vicky), Peter Horton (Burt), John Franklin (Isaac), Courtney Gains (Malachai)
Genre: Horror

Die Handlung in fünf Sätzen

Mit Spoilern …
lustig ist traurig

In einem Kaff in Nebraska kam eine Horde Kinder auf die total geniale Idee, eine Mais-Religion zu gründen, bei der alle, die älter als 18 Jahre sind, sterben müssen (Spitzen-Idee – diese Religion ist wirklich auf Nachhaltigkeit ausgerichtet). Das erwachsene Pärchen Vicky und Burt strandet in dem Kaff und muss sich seiner Haut erwehren. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, womit ich die anderen drei – jetzt noch zwei – Sätze füllen kann. Ach ja: Zwischen den Sektenführern Isaac und Malachai gibt es einen Machtkampf an dessen Ende beide tot sind und der sonst gar nichts mit der restlichen Handlung des Films zu tun hat. Am Ende stellt sich außerdem heraus, dass im Maisfeld ein Monster wohnt, welches die Kinder verführt hat, doch Burt fackelt nicht lange sondern das Maisfeld ab und alles ist gut.

Filmisches Erzählen

Das Gute zuerst: Der Film ist solide fotografiert, wenn man ihm verzeiht, dass er diesen üblen braunen Look hat, den viele billige 70er und 80er Streifen haben. Außerdem – hey – ein Film ohne Terminator, in dem Linda Hamilton mitspielen darf!

Und nun das Schlechte: Das Drehbuch ist so krude zusammengeschustert, dass man eigentlich nur darüber lachen kann. Zum Beispiel werden wir in den Film eingeführt, indem wir die Perspektive (inklusive eines Voice Overs) des kleine Job einnehmen. Das hat der Film aber nach einer Szene schon vergessen und erzählt dann die Geschichte von Vicky und Burt. Gewissermaßen um die erste Szene zu rechtfertigen, kehren wir gelegentlich zu Job zurück und sehen vollkommen belanglose Szenen, die überhaupt nichts zur Handlung beitragen. So wird zum Beispiel etabliert, dass Jobs Freundin Sarah Telepathin ist und ihre Visionen aufmalt. Und was macht der Film dann mit dieser Info? Richtig: Nichts.

Natürlich benehmen sich auch Burt und Vicky wieder Genre-typisch dämlich. So macht Vicky erst einmal ein Nickerchen, nachdem sie eine Leiche entdeckt hat (In einem anderen Film wäre sie dafür gestorben, aber dieser reiht das natürlich nur wieder in den Reigen sinnloser Szenen ein). Außerdem kommen Burt und Vicky nicht auf die Idee, eine komplett ausgestorbene Stadt, in der offensichtlich etwas faul ist, zu verlassen, bis natürlich alles eskaliert.

Dann soll das Massaker an den Erwachsenen der Stadt schon drei Jahre her sein, als Burt und Vicky diese erreichen, dennoch sind die endlosen Maisfelder ordentlich bestellt. Wer hat das gemacht? Die Kinder? Das Monster? Das Monster gehört übrigens zum Schlechtesten, was ich an 80er-Special-Effects kenne. Aber mein absoluter Favorit ist, dass der Film mehrmals versucht, Mais gruselig aussehen zu lassen. Und egal wie viel Horror-Musik man unterlegt, wackelnde Maispflanzen sehen nun einmal nur wie wackelnde Maispflanzen aus …

Nachdem Burt, Vicky, Job und Sarah das traumatischste Erlebnis ihres Lebens hinter sich haben, steigen sie übrigens lachend ins Auto und fahren weg.

Die „Here’s Johnny“-Szene

Die Szene kommt nach 55:00 Minuten und es ist kein Zitat, lediglich der Trope wird gestreift. Auf der Jagd nach Vicky schlägt ein Halbstarker ein kleines Beil ins Holz einer Tür, was Vicky so aus der Fassung bringt, dass sie die Tür öffnet oder von den Kindern öffnen lässt. Das war’s

Fazit

Kein Zitat der „Here’s Johnny“-Szene, lediglich der gleiche Trope wird verwendet.

 

#Horrorctober 4 – The Brood

Nur ein Jahr vor Kubricks The Shining drehte David Cronenberg The Brood. Zu sehen bekam ich auch hier kein Zitat und leider auch keinen guten Film

Eckdaten

Erscheinungsjahr: 1979
Regie: David Cronenberg
– Fimographie (Auswahl):
1979 The Brood
1986 The Fly
1991 Naked Lunch
1996 Crash
1999 eXistenZ
2005 A History of Violence
2007 Eastern Promisses
2012 Cosmopolis
Budget: ca. 1 Mio $
Besetzung: Oliver Reed (Dr. Raglan), Samantha Eggar (Nola Carveth), Art Hindle (Frank Carveth)
Genre: Horror

Die Handlung in fünf Sätzen

Mit Spoilern.

to much information

Die gute Nola Carveth ist in einer geschlossenen Therapie beim experimentellen Therapeuten Dr. Raglan. Nachdem die gemeinsame Tochter Candice Nola besucht hatte, entdeckt Frank Carveth Misshandlungsspuren und versucht vergeblich herauszufinden, was passiert ist. Da in der Zwischenzeit erst Oma, dann Opa und schließlich die Kindergärtnerin von Candice von mutierten Kindern ermordet wurden und zudem Candice entführt wurde, verfolgt Frank die Spur zurück zu Nola. Frank erfährt von Dr. Raglan, dass Nola die Mutantenkinder thelepatisch kontrolliert und versucht Nola abzulenken, während Dr. Raglan Candice aus den Klauen der Mutantenkinder befreit – natürlich geht der Plan schief. Am Ende entdeckt Frank, dass Nola die Mutantenkinder in einer ekligen, gewissermaßen externen Parthenogenese zur Welt bringt und bringt Nola dann doch lieber mal um, wodurch alle Mutantenkinder sterben und Candice gerettet werden kann … oder vielleicht doch nicht?

Filmisches Erzählen

Mmh … Der Film beginnt mit einer kruden Kritik an Sekten à la Scientology und/oder der Psychotherapie. Was genau er da kritisieren will, weiß wohl nicht einmal Cronenberg. Dieser Anfang ist so dermaßen unspannend, dass ich mit dem Schlaf kämpfen musste. Menschen reden und reden und reden. Versteht mich nicht falsch: Ich habe nichts gegen dialogische Filme. Einige meiner besten Freunde sind dialogische Filme! Aber dieser hat eine so unglaublich langweilige Kamera-Arbeit wie eine Vorabendserie. Fast 20 Minuten sehen wir nur stupide, statische: Shot – Reaction Shot – Totale.

Als dann die erste Horror-Szene kommt, entfesselt Cronenberg seine Kamera, nur um danach wieder zur Trias der Langeweile zurückzukehren. Gegen Ende steigert sich dann zum Glück die Schlagzahl der Spannungsmomente, aber so richtig vom Hocker konnte mich das nie reißen. Das lag einmal mehr an der grenzenlosen Dummheit der Protagonistinnnen. Sie werden von KINDERN angegriffen, aber statt sich mal zu wehren oder wegzulaufen, geben sie sich schicksalsvoll dem Sterben so hin. Als dann Frank sich einmal nicht ergibt, ist es auch erwartbar einfach, eines dieser Mutantenkinder abzuschütteln und im Bad einzusperren. Am intelligentesten im ganzen Film verhält sich ein Kindergartenkind, das als einziges von allen Opfern oder Zeugen mal auf die Idee kommt wegzulaufen und dabei um Hilfe zu rufen.

Das andere Problem sind Plottlöcher, die größer sind als so mancher Mondkrater: So erklärt einmal ein Pathologe Frank ausführlich, was es mit dem Mutantenkind auf sich hat, obwohl Frank kein Polizist oder ähnliches ist. Anscheinend teilt die Polizei Verwandten immer alle Spuren einer Ermittlung mit, es ist ja offensichtlich nicht denkbar, dass jemand aus dem Familienkreis der Opfer etwas damit zu tun haben könnte.

oh wait!

Außerdem wird Dr. Raglan den ganzen Film über als Hauptverdächtiger aufgebaut, im Showdown bedarf es dann aber nichts weiter als seiner Beteuerung, dass nicht er der Schurke ist, sondern dass Franks verrückte Frau das Schindluder treibt, um Frank von der Unschuld des Doktors zu überzeugen. Pffff …

Die „Here’s Johnny-Szene“

Die verdächtige Szene kommt nach 1:26:00 Stunden. Candice flieht vor einer Horde Mutantenkinder und verbarikadiert sich hinter einer Tür. Die Mutanten schlagen immer wieder gegen die Tür, bis ihre Fäuste durchbrechen. Doch dann erwürgt Frank seine nah-zukünftig verstorbene Frau und mit ihr fallen alle Mutanten tot um. Anschließend greift dann Frank durch das Loch in der Tür, um sie zu entriegeln und schließt Candice in die Arme. Dieser Griff dürfte zum Eintrag in der IMDB geführt haben. Allerdings bezieht sich meines Erachtens weder The Shining auf The Brood, noch handelt es sich um ein Zitat von Körkarlen, einfach weil der Kontext überhaupt nicht stimmt.

Fazit

Der Griff zum Schloss dürfte den Eintrag als Referenz in der IMDB erbracht haben. Allerdings ist die Gemeinsamkeit so gering, dass ich in Analogie zur Linguistik sagen würde, dass The Brood nicht einmal die Syntax des Tropes aus Broken Blossoms oder Körkarlen übernimmt, sondern allenfalls seine Morphologie. Es besteht sogar noch eher Ähnlichkeit zu Halloween, dadurch dass auch hier keine Axt benutzt wird, um die Tür zu zerstören.

Damit habe ich alle Filme durch, die in der IMDB als Referenz-Vorlagen von The Shining gelistet wurden. Broken Blossoms setzte den Trope des Mörders mit der Axt, Körkarlen erweiterte ihn um den ikonischen Griff durch die Tür, The Toolbox Murders variierte ihn mit einer Bohrmaschine, Halloween referenzierte sowohl Broken Blossoms als auch Körkarlen in zwei verschiedenen Szenen, aber es waren auch keine richtigen Filmzitate, schon alleine, weil Michael Myers gar keine Axt benutzte und The Brood streifte den Trope nur am Rande.

Der chronologisch nächste Film ist The Shining, aber besprechen werden wir den erst im Podcast an Halloween. Davor kommen dann im #Horrorctober noch eine Reihe von Filmen, die sich vermeintlich auf The Shining beziehen.  Mal schauen, ob und was die Filme nach The Shining aus der Mörder-bricht-mit-Axt-durch-Tür-Szene machten.