100% pure adrenaline
Wir beenden die Podcastdebatte mit einem homoerotischen Kommentar auf die Belanglosigeit des Actionfilms. Mit der Pogo-Cam ausgestattet rennt der Spätfilm durch Gärten und Hinterhöfe und stürzt sich ohne Fallschirm aus Flugzeugen. In Sachen Buddhismus erfüllen Paula und Daniel zwar nicht das Schlumpfprinzip aber klären nebenbei ab, ob Tom Cruise ein guter Schauspieler ist und wie viele Gesichtsausdrücker Keanu Reeves eigentlich beherrscht.
Vorgeplänkel
Dieser Spiegel-Artikel löste die Podcastdebatte aus. Dennis vom Anycast fasst die Debatte in diesem Artikel treffend zusammen, dem gibt es eigentlich nichts hinzuzufügen. Ein schöner Nebeneffekt der Debatte war allerdings, dass diese Liste: „Frauen machen Podcasts“ von Nele Heise hinten herausfiel. Derzeit (01.10.2014) stehen über 130 Podcasts auf der Liste. Daniel empfiehlt von dieser Liste den Bredowcast und Ein Mops kam in die Küche.
Eckdaten
Regie: Kathryn Bigelow
– Filmografie (Auswahl):
1989 Blue Steel
1991 Point Break
1995 Strange Days
2008 The Hurt Locker (dafür bekam sie als erste Frau den Regie-Oscar)
2012 Zero Dark Thirty
Drehbuch: W. Peter Iliff (inoffiziell auch Kathryn Bigelow und James Cameron) Erscheinungsjahr: 1991
Schauspieler: Keanu Reeves, Patrick Swayze, Gary Busey
Budget: 24 Mio $
Genre: Actionfilm
Cop goes west
Nachtrag zum Podcast: Der „Cop goes west“-Trope ist natürlich nicht vollkommen willkürlich, sondern greift den filmischen Code des Western auf, besonders dadurch, dass Johnny Utah auch noch ein Greenhorn ist.
Die Produktion von Point Break
„Point Break“ bezeichnet die Linie (oder den Punkt) auf dem die Welle bricht. Ursrpünglich sollte der Film nach seinem Protagonisten „Johnny Utah“ benannt werden. Zwischenzeitlich war auch „Riders on the Storm“ im Gespräch, da der Song aber nichts mit Surfen zu tun hat, kam man wieder davon ab. Hier der Song mit Lyrics:
Johnny Utah war Football-Player und musste seine Karriere wegen einer Knie-Verletzung aufgeben. Im wahren Leben war Keanu Reeves ein ambitionierter Hockey-Spieler und musste seine Karriere ebenfalls wegen einer Knieverletzung aufgeben. Außerdem fragt Bohdy am Ende des Films Johnny Utah, ob er noch immer surft und er antwortet „jeden Tag“. Wie seine Rolle, so lernte auch Reeves für den Film Surfen und surft noch heute regelmäßig….
Patrick Swayze machte alle seine Stunts selbst. Besonders das Fallschirmspringen hat es ihm angetan. Er machte 55 Sprünge für den Film und bekam sogar eine Abmahnung, weil er so oft Drehtermine wegen zusätzlicher Fallschirmsprünge verpasste. Beim Surfen brach sich Swayze vier Rippen.
Die beste Szene des Films ist fraglos die große Verfolgungsjagd in der Mitte des Films:
Gefilmt wurde die Szene mit der eigens dafür erfundenen Pogo-Cam, eine 35mm-Kamera, die aufs nötigste reduziert war (sie wog dennoch 9 Kg). Die Kamera war ausgestattet mit dem Gyro-Stabilizer einer Steadicam. Mit dieser Pogo-Cam rannte der Kamera-Mann James Muro mit Reeves und Swayze mit.
Keanu Reeves
Nachtrag zum Podcast: Der eine Film, in dem Keanu Reeves gut spielt ist nicht Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa sondern My Own Private Idaho. Gilbert Grape ist der eine Film, in dem Johnny Depp gut spielt.
Filmisches Erzählen in Point Break
Das schwächste am Film ist sicher sein Drehbuch:
„Point Break“ is not the kind of movie where we should spend a lot of time analyzing the motives of the characters. Once Johnny Utah realizes, for example, that Bodhi knows he’s an FBI agent – should he really go skydiving with him, and let Bodhi pack the chute?
Beispielsweise hat Johnny Utahs Knieverletzung einen Sinn für Dramatik: Utah macht die ganze Zeit krasse Stunts ohne Probleme, aber als einmal einen Grund braucht, nicht weiterrennen zu können, da tut dann sein Knie weh…
„It’s a rather ridiculous movie in many respects, starring Keanu Reeves as an FBI agent named Johnny Utah (give me a break) who infiltrates a group of surfers in order to catch some bank robbers. There’s skydiving, too, pretty much for no reason.“
Eric’s Time Capsule: Point Break
Aber auch der Pseudo-Buddhismus von Bodhi ist reichlich albern. Bodhi ist übrigens die Kurzform von Bodhisattva und bedeutet „erleuchtetes Wesen“.
Cameos
Anthony Kiedis, der Sänger der Red Hot Chili Peppers ist ein Mitglied der War Child’s Gang.
Homoerotischer Kommentar auf den Actionfilm
Man kann Point Break so interpretieren, dass es eine schwule Liebesgeschichte zwischen Johnny Utah und Bodhi ist, die sich nicht trauen, zu outen.
„Point Break can be evenly divided into three layers. On the surface floats a standard action narrative that follows undercover FBI agent Johnny Utah … Beneath the surface layer of Point Break’s standard action narrative lies the machismo: a hyper-masculine, chest-puffing orgy of bros being bros. It’s a testosterone-filled layer of ass-kicking, gunfire, and macho exhibitionism — basically the spark, tinder, and fuel, needed for any bad ass action film. But it’s below the machismo, much further down in the sub-cutaneous fatty layer, that the true corpus of Point Break lies—the heat needed for that critical balance to create fire. That is where the film deviates from its action forefathers by challenging audience expectations and manipulating genre conventions. But it goes much further than that.“
Point „Heart“ Break, or: Why Bodhi and Johnny Utah Just Want to Bang Each Other
Bechdel-Test
Point Break besteht kein einziges der drei Kriterien des Bechdel-Test. Das ist auch ganz typisch für Frau Bigelow, die als Actionfilm-Profi immer sehr „testosteronhaltige“ Filme dreht. Der Film erfüllt sogar das Schlumpf-Prinzip: In der ganzen Surfer-Gang gibt es nur eine Frau, die surft – so wie Schlumpfine unter ihren männlichen Pendants.
Zitate & Referenzen
Kurz vor der großen Verfolgungsjagd werden Johnny und seinem Kollegen Orangen von einem Straßenhändler angeboten. Dies ist ein „Der Pate„-Zitat. Denn im Paten sind die Orangen immer Symbole für bevorstehendes Unheil.
Johnny erzählt Angelo, dass er Bodhi beschattet hat und Bodhi war in Patrick’s Roadhouse essen. Patrick Swayze, der den Bodhi spielt, drehte im Jahr 1989 den Film Road House.
Als Bodhi das erste Mal auf Johnny trifft, macht er sich über Johnnys pinkes Surfboard lustig, in der sagt, es sehe aus, wie sein alter 57er Chevy. Das war das Auto, das Patrick Swayze in Dirty Dancing fuhr.
Die Rezeption von Point Break
Der Film spielte über 83 Millionen Dollar ein, hingegen erhielt er eher schlechte Kritiken.
„Point Break is as bad as its premise sounds. In fact, it’s worse. Reeves has all the subtlety and control of a herd of stampeding elephants. The cinematography cribs from Miami Vice, with surfer action shots pandering to a second-rate soundtrack. The writing is fantastically bad, such as John C. McGinley’s characteristic line, „You’re young, dumb, and full of cum.“
Der Film Hot Fuzz ist in weiten Teilen eine Point-Break-Parodie. Hingegen ist The Fast and the Furious ein inoffizielles Remake, bei dem Point Break quasi auf die Autorenn-Szene übertragen wurde. Ferner gibt es eine Adaption als Impro-Theaterstück, bei dem bei jeder Aufführung ein Freiwilliger aus dem Publikum Johnny Utah spielt.
Nachtrag zum Podcast: Vor ein paar Jahren war mal ein Sequel angedacht: Bodhi hat die Welle überlebt und in Indonesien seine Ex-Presidenten-Gang wiederaufleben lassen. Dort wird diesmal ein Navy Seal als Undercover-Surfer eingeschleust. Erstaunlicherweise konnte dieses brillante Drehbuch nie verfilmt werden…
Die MythBusters sind mal der Frage auf den Grund gegangen, ob der Showdown zwischen Johnny und Bodhi mit nur einem Fallschirm möglich war. Johnny konnte Bodhi zwar einholen, aber der Sprung war viel zu lang und sie wären nicht in der Lage gewesen, sich im freien Fall zu unterhalten.
2015 soll allerdings ein offizielles Remake erscheinen.
Preise & Bestenliste
Keanu Reeves erhielt für seine Rolle als Johnny Utah bei den MTV Movie Awards den Preis für den „Most Desirable Male“
Der Film taucht außerdem in einer Bestenliste auf: Das Empire Magazin wählte den Fallschirmstunt in der Liste der Top 10 Crazy Action Sequences auf Platz 7.
Zitate & Referenzen
In der Serie Entourage lehnt der Protagonist Vince eine Rolle im Film “Tapping the Source” ab, um statt dessen mit James Cameron „Aquaman“ zu drehen. “Tapping the Source” ist eine lose Romanvorlage zu Point Break.
Im Film Domino und in der Serie Veronica Mars tauchten die Ex-Presidenten wieder auf.
In Marvel’s The Avengers nennt Tony Stark Thor einmal „Point Break“ und spielt damit darauf an, dass Thor wie Bodhi aussieht.
Lesenswert
- Point „Heart“ Break, or: Why Bodhi and Johnny Utah Just Want to Bang Each Other
- Der Guardian zum Remake
- Eric’s Time Capsule: Point Break
- Stuff: Movie Classics – Point Break
- Cracked: Point Break
- Das vollständige Drehbuch
- Die Originalkritik der New York Times
- Den of Geek: Looking back at Point Break
Ihr könnt uns unterstützen, indem ihr uns bei iTunes bewertet und rezensiert!
The End.
hallo, beim schnitt scheint irgendetwas falsch gelaufen zu sein,
nachdem ihr schon 10 minuten geredet habt, kommt auf einmal ein intro und noch mal eine begrüßung. Sehr seltsam!
Hallo Peter, danke für deinen Kommentar und willkommen beim Spätfilm. Auch wenn das beim ersten Mal vielleicht etwas verwirrend ist, ist das kein Fehler im Schnitt sondern unsere Art 😉
Zuerst kommt immer „Vorgeplänkel“ – wir besprechen irgendein Thema Off Topic. Dann kommt ein O-Ton aus dem Film, um den sich die Folge dreht, dann das Intro und dann geht die eigentliche Folge los.
In den letzten 1,5 Jahren hat sich das einfach so herauskristalisiert. Ursprünglich kam es daher, dass die Mikros schon eine Weile offen sind, vor der offiziellen Aufnahme, einfach um alles mögliche einzustellen. Dabei ergaben sich dann lustige Soundschnipsel, die ich vor die Folge schnitt. Daraus hat sich dann unser offizieller Programmpunkt „Vorgeplänkel“ ergeben…
Pingback: Die Gespräche der Anderen #5 | Wiederaufführung
Das hat Spaß gemacht! Hat euch schonmal jemand gesagt, dass ihr auf eine trockene Weise ziemlich humorvoll seid? Empfinde ich zumindest so – besonders Paula haut immer wieder schöne kleine Kommentare raus. Mir fällt jetzt blöderweise kein Beispiel ein.. Doch, irgendwas war hier in der Sendung von wegen: „Und dann haben sie geheiratet und sind nach Hause gegangen“. In etwa 😀 Blablabla, um es kurz zu machen, ich mag es! Auch das Essen und Gähnen und „hölzerne Vortragen“ 🙂
Und: Hörte man da etwa zwischenzeitlich die/den jüngste/n Nachwuchspodcaster/in Deutschlands? Niedlich 🙂
Der Film scheint ja nicht so prall zu sein? Ich kann hingegen STRANGE DAYS, HURT LOCKER und besonders ZERO DARK THIRTY von ihr uneingeschränkt empfehlen. Die sind alle toll. ZDT besteht dann auch mal den Bechdel-Test und fällt bei den Schlümpfen durch..
Wäre super, wenn die nächste Folge wieder schneller kommt 🙂
Ey, hast du mich gerade hölzern genannt?! 😉 Danke für die Komplimente. Tatsächlich ist die Nachwuchspodcasterin auf der Aufnahme, das wird sich wohl auch in Zukunft nicht zu 100% verhindern lassen, aber zumindest einmal gähnt sie thematisch passend.^^
Auf Twitter hat Robert vom Sneakpod krtisiert, dass wir den Film zu streng abgeurteilt haben. Vielleicht ist er ja doch besser als wir ihn machen.
Unsere Halloween-Folge ist bereits im Kasten und mit ganz viel Glück schaffen wir vorher noch die Babel-Folge. Lässt sich halt im Augenblick nicht gut planen…
Ich sehe das so: Wenn ihr den Film nicht so prall fandet, dann ist das so! Warum an allgemeine Rezeption anbiedern? In meinen Augen sind nämlich einige Filme schlechter als ihr Ruf. „Klassiker“-Labels schützen vor Strafe nicht. Vielleicht ist das ja alles nur Nostalgie (wir waren aj gerade bei dem Thema)?
Übrigens wollte ich dir nochmal beipflichten, Reeves ist tatsächlich nicht so der große Mime, aber verdammt, er ist halt Neo 🙂 Das reicht.
Pingback: SF25 – Point Break | Privatsprache