SF152 – Irreversibel (Followbruary feat. René)

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Daniel
macht die Augen zu
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René
wollte den Film nie sehen


Spätfilm-Telegramm zum Followbruary – Ein Lieblingsfilm von Dos_Corazones

Daniel und René von den Abspannguckern sprechen Gaspar Noés Rape-Revenge-Beitrag zur New French Extremity. Zwischen Dekonstruktion des Genres und Tritten in Fettnäpfchen sprechen wir über eine chaotische Kamera, neun unerträgliche Minuten, den Homophobie-Vorwurf, Exploitation und Noés Schtick.

5 Gedanken zu „SF152 – Irreversibel (Followbruary feat. René)

  1. Nenad

    Zuallererst möchte ich mich herzlich für diese Folge bedanken. Ich habe schon sehnsüchtig darauf gewartet.

    Ich möchte hier mal ein paar Punkte ansprechen. Die erste Frage war ja was einen Lieblingsfilm ausmacht. Schwierige Frage, da es jeder Mensch ein wenig anders ausrichtet. Ich verstehe René’s Sicht darauf, gehe aber etwas anders heran. Wir hatten es bereits im letzten Followbruary mit Grave of the Fireflies. Für mich zeichnet einen Lieblingsfilm in erster Linie immer eine Begeisterung aus und Noé kann mich allen voran technisch, aber auch mit seinen Geschichten zu philosophischen Konzepten (dazu später mehr) immer sehr begeistern, Irreversible ist da keine Ausnahme. (Der Film findet sich irgendwo in meiner inoffiziellen Top 20 wieder)

    Zur Kamera: Ähnlich wie bei Enter the Void sehe ich auch hier die Kamera mit dem Protagonisten verbunden. Man soll als Zuschauer nichts erkennen wenn Marcus im Club ist. Er ist in Rage, weiß selbst nicht wo er sich befindet. Jede Ecke ist nur spärlich ausgeleuchtet und gleicht der Nächsten. Wenn man damit nicht klarkommt, einem physisch übel wird – vollkommen verständlich. Gleichzeitig ergibt es Sinn warum sich Debie und Noé entschieden haben es so zu inszenieren und ich bin dankbar dafür. Die scheinbare Wilkür gepaart mit den niederfrequenten Tönen lösen in mir das Unwohlsein aus das auch Marcus und Pierre verspühren wenn sie, wie Daniel passen beschrieben hat, den „Abstieg in die Hölle“ machen.
    Mit der Zeit wird es ruhiger, das stimmt. Aber selbst im Taxi erkennt man durch plötzliche Kameraschwenks nur schwer etwas. Die Figuren reden ja auch permanent durcheinander. Bei der Party ist Marcus auf Droge und auch da herrscht durch seine Hyperaktivität keine Ordnung in Dialogen oder der Kamera.
    Irgendwann in dieser Szene heftet sich diese wiederum an Alex und geht nun eine Verbindung mit ihrem Geist ein. Es wird deutlich ruhiger und fokussierter. Die von Daniel angesprochenen clevere Platzierung und Statik bei der Vergewaltigung verdeutlicht es wahrscheinlich ganz gut. Sie ist gefangen und ihrem Peiniger ausgeliefert, kann sich nicht wegbewegen. Der letzte Schuss ist ebenso ein guter Punkt dafür. Nachdem sie von der Schwangerschaft erfahren hat geht sie in den Park und liest ihr Buch. Um sie herum spielende Kinder, während die Kamera zum Himmel fährt und sich voller Freude um die eigene Achse dreht.

    Ein sehr spannender Aspekt in eurer Besprechung war, dass Daniel es als Dekunstruktion des Rape & Revenge sieht. Kann man sicherlich, allerdings ist auf Storyebene mein zentraler Anker Alex‘ Buch. Es geht darin um Vorherbestimmung, wie man bestimmte Aspekte der Zukunft nicht mehr beeinflussen kann. Deswegen wird dieser Film meiner Meinung nach auch Rückwärts erzählt.
    Marcus weiß ja beispielsweise nichts von der Schwangerschaft seiner Freundin und da wir lange Zeit seine Sicht einnehmen, kann man den von euch angesprochenen „ausgelutschten Trope“ auch schwerlich anprangern.

    Eure Vergleiche von Noé mit Haneke und von Trier sind sehr spannend. Auch ich sehe eindeutige Parallelen, habe gleichzeitig aber auch das Gefühl, dass der Österreicher und der Däne sehr viele Fans in unsere Social Media Bubble haben, Noé hingegen wird hingegen oft geachtet und der Perversion bezichtigt. Ein Stück weit würde ich mitgehen, er ist ein ein wenig pervers, möchte provozieren und ist anscheinend auch nicht der ausgeglichenste Typ Mensch. (Gott sei Dank, ich hätte sonst Enter the Void nie gesehen!) Aber gleichzeitig ist er auch ein Meister im Filmemachen. Technisch, inszenatorisch und -auch wenn mir wohl kaum jemand zustimmen wird- was das konstruieren und erzählen von Geschichten betrifft, die er um Themen strickt die ihn faszinieren genauso.

    Sorry, es wurde ein bisschen lang, aber bei einem Herzensfilm muss das sein. 😉

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  3. Michael Zemke

    Hallo Allerseits,
    Ich habe den Film auf der großen Leinwand gesehen, nachdem ich ein Jahr auf diesem Film gewartet habe. Dann war es soweit. Für mich war es das intensivste Filmerlebnis, was ich je bis heute auf einer grossen Leinwand hatte, nur ‚Breaking the waves‘ und ‚Dancer in the dark‘ , beide zufälligerweise von Trier haben mich zumindest emotional sehr mitgenommen. Eigentlich die traurigsten Filme, die ich je im Kino gesehen habe. Irreversibel hat mich zutiefst beeindruckt und ich war nach dem Filmgenuss so unter Strom, wie bei keinen anderen Film. Und ich habe bis heute wirklich viele Filme im Kino gesehen. Das war unfassbar und ich werde das meinen Lebtag nicht vergessen. Natürlichkein gute Launefilm, eher eine audiovisuelle Herausforderung und für mich beim damaligen Sehen, völlig unberechenbar. Der Ton in Verbindung mit den Bildern hat mich damals gefangen genommen. Und Noe macht definitiv keine Gefangenen. Würde auch nie sagen, daß der Film ein Lieblingsfilm von mir ist, aber für mich, wie gesagt subjektiv die mit intensivste Seherfahrung aller Zeiten und dafür bin ich Noe sehr dankbar. Ich denke, man muss auch bedenken, wann der Film rauskam und wie er für damalige Verhältnisse umgesetzt war. Damals gab es für mich nichts vergleichbares. Selbst bis heute eigentlich. Die fliegende Kamera 📸 hat mich unfassbar hypnotisch in ihren Sog gezogen. Am Anfang mehr oder weniger im Club nimmt das kein Ende und man ist als Zuschauer froh, wenn sie statisch wird, aber sie passt auch wunderbar zur emotionalen Stimmungslage von Vincent Cassel. Nun ja, könnte noch einiges mehr zu dem Film sagen, aber danke auf diesen Wege für die Besprechung und viel Spass noch auf diesem Wege.

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  4. Michael Zemke

    P. S ein absolutes emotionales intensives Erlebnis war für mich allerdings auch das Schauen von Krieg der Sterne im Alter von 5 oder 6 Jahren auf der grossen Leinwand, welches das Initationserebnis schlechthin war, welches meine Liebe zum Kino und zum Film bis heute begründet.

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