This is your life, right here, right now!
Kuba und Marta kamen in ihrer Uber-antizipierenden Limo vorbeigerauscht, um mich wie immer aus dem Dreck zu ziehen. Wir schnallten uns die Inliner um und legten die Minidisks ein und gingen mit viel Alufolie auf Industrial-Partys. Denn: Das hier ist die Zukunft! Unterwegs entdecken wir VR-Kopfmassage-Dinger, die Frage nach dem Gimmick, viel 90er, noch mehr verworrene Handlung, Revenge-Porn, a few bad Apples und die eine oder andere gute Zukunftsprognose. Wir sollten unser Leben daran ausrichten.
Quellen:
- Blank Check über Strange Days
- Switchblade Sisters über Strange Days
- Dave Schilling kritisiert die Darstellung von Rassismus in Strange Days
- Noch ein Text über die gruselig genaue Zukunftsvision
- Warum ist Strange Days gefloppt?
- 1999 wurde schlecht vorhergesagt, 2020 hingegen gut
- Little White Lies über den Film
- The Ringer beschäftigt sich mit dem Rassismus im Film
- bitchmedia fragt sich, wie feministisch der Film ist
Hallo Daniel!
Vielen Dank für die schöne Folge mit deinen sympathischen Gäst*innen. Ich hatte viel Spaß und freue mich über jede Besprechung von Sci Fi-Filmen! Die Quellen in den Shownotes sind neu, oder? Find ich richtig gut.
Aber natürlich befinden wir uns, anders als der Film suggeriert, längst im Internetzeitalter und im Internet schreiben Leute nicht, wenn sie einfach nur zufrieden sind. Daher kommt jetzt die Kritik:
Ich frage mich, warum ihr in der Besprechung von Strange Days nicht auf das Sci Fi-Subgenre des Cyberpunk eingegangen seid. Cyberpunk, als Film noir der Science Fiction, ist meines Erachtens etwas, das den ganzen Film durchzieht. Angefangen von der Ästhetik über die zynische Gesellschaftskritik bis hin zu den zentralen Technologien. Die Cyberware, die die Personen im Film nutzen (das SQUID) ist ja nicht zuletzt ein tragendes Element des Computerspiels Cyberpunk 2077; ich nehme an, auch im zugrundeliegenden P&P-Rollenspiel, und es würde mich nicht wundern, wenn die Idee wie so vieles im Cyberpunk auf William Gibson zurückgeht (zugegeben einer meiner zahlreichen blinden Flecken in der Science Fiction-Literatur). Wenn man den Film als Cyberpunk versteht, dann ergeben meines Erachtens auch einige Aspekte des Films, die ihr als Kritikpunkte versteht, mehr Sinn (die triste Optik, die aber eigentlich mehr Feature als Bug ist, die Vergewaltigung als Zeichen der Verrohung der Gesellschaft, das scheinbar ungenutzte Potenzial der SQUID-Technologie im Sinne von Aktivismus und Erfahrbarmachung der Marginalisierung – weil es hier eben nicht um hoffnungsvolle Zukunftsentwürfe geht, sondern um die Kapitalmaximierung, die hinter der Nutzung solcher Technologien steht usw.). Das alles schreibe ich übrigens keineswegs als Fan des Films, ich fand ihn insgesamt sehr mittelmäßig und letztlich, durch das verhunzte Ende (würde euch da hinsichtlich der Rassismus-Thematik hundertprozentig zustimmen), unbefriedigend.
Ein fantastischer Film aus der gleichen Zeit, der das Internet und Datenhandschuhe mitdenkt, ist übrigens Johnny Mnemomic, kann man sich durchaus mal geben 😉
Liebe Grüße,
Christiane
Danke für diesen Aspekt!