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1902 – Le voyage dans la lune

Was machte eigentlich Méliès im Jahr 1902? Seinen wohl berühmtesten Film: Le voyage dans la lune. Die Reise zum Mond ist zugleich einer der ersten Sience-Fiction-Filme, ein Genre, dem ich mich hier immer mal wieder widmen will, weil ich viel Spaß daran habe.

Der Film ist wesentlich klarer und verständlicher erzählt, als die ersten beiden Exemplare (hier und hier) aus der Linse von Georges Méliès, der auch die Hauptrolle Professor Barbenfouillis spielt. Dennoch bleibt es ein Werk im klassischen Méliès-Stil mit Pappkulissen und Schablonen, und dieser Stil gefällt mir nicht so wirklich. Der gelernte Zauberkünstler Méliès kann sich auch nicht seine Trick-Schnitte verkneifen, so zum Beispiel ganz am Anfang, wenn die Astronomen noch über dem Plan beraten und sich ihre Teleskope vollkommen sinnfrei in Hocker verwandeln.

Gut gefiel mir allerdings die Mondlandung, die einmal aus der Totalen geziegt wird, bei der die Rakete im Auge des Mondgesichts landet und dann noch einmal in einer Einstellung der Mondoberfläche, in der wir auch sehen, wie die Astronomen der Rakete entsteigen. Doch an der Stelle beginnt der Film erzählerisch wieder wirr zu werden, wenngleich nicht ganz so wirr wie Cendrillon:

Zunächst verschwindet das Raumschiff mit einem Schnitt. Warum? Das wird uns nicht offenbart. Dann legen sich die Astronomen erst einmal schlafen: Ist ja auch logisch – so eine Reise zum Mond ist anstrengend. Während sie schlafen zeigt sich allerdings eine Menge lebendigs Sternen-Zeuch am Himmel, ohne dass dies für die Handlung wirklich Sinn macht. Schließlich fängt es an zu schneien und die Astronomen fliehen in eine Höhle. Dort begegnen sie Mondbewohnern. Die ersten beiden dieser Mondwesen erschlagen die Astronomen daraufhin komplett motivationslos. Es besteht keine Bedrohung oder so … Sie werden einfach kaltblütig ermordet. Warum? Keine Ahnung!

Jedenfalls werden die Astronomen daraufhin ganz zurecht von der Armee der Mondbewohner gefangengenommen. Allerdings können sie ich wieder befreien, erschlagen auch noch den Mondkönig und fliehen. Sie kommen zurück zu ihrem Raumschiff, das praktischerweise am Rand des Mond liegt, so gestaltet sich der Rückflug leicht, die Rakete muss ja nur zur Erde fallen! Am Ende bekommen sie einen triumphalen Empfang bereitet und führen noch einen gefangenen Mondbewohner vor, wie es die römischen Kriegsherren mit den erbeuteten Sklaven taten.

Der Film ist eine sehr merkwürdige Mischung aus moderner Inszenierung und Thematisierung, die aber vollkommen naiv und unempathisch durchgeführt wird. Dennoch war es wohl der erste Film, der wirklich oft von anderen Filmen zitiert wurde, unter anderem in den Filmen Moulin Rouge von Buz Luhrmann oder in Scorseses Hugo Cabret und dem Musikvideo zu Tonight, Tonight von den Smashing Pumpkins, bei dem Jonathan Dayton and Valerie Faris Regie führten.

1899 – Cendrillon

Auch das letzte Jahr des 19. Jahrhunderts vergebe ich an Georges Méliès. In Cendrillon macht er zu ersten Mal, was auch heute noch beliebt ist: Er verfilmt mit Cinderella ein Märchen. Natürlich war es Aschenputtel! Allein für den Suchbegriff „Cinderella“ zeigt die IMDB 200 Treffer an und auch wir hatten ja schon einen Vertreter dieser Adaption im Spätfilm.

Méliès setzt bei seiner Verfilmung wieder auf seine bereits etablierten Tricks, Schnitte für magische Effekte einzusetzen. Während mich das in La lune à un mètre noch faszinierte, hat mein Interesse daran einen Film später schon stark nachgelassen. Zumal es so auf mich wirkt, als habe Méliès hier wesentlich schlampiger gearbeitet. Dass Méliès kein One-Trick-Pony ist, zeigt er hingegen dadurch, dass die Szenenwechsel nun auch Einzug in das Repertoire des Filmschaffenden gefunden haben.

Georges Méliès hatte übrigens ein Theater in Paris und die Lumières mieteten oben drüber ein Atelier. Dort sah Méliès zum ersten Mal den Cinématographen, aber die Lumières wollten ihn nicht verkaufen.  Deshalb besorgte sich Méliès dann einen von Edison, um seine eigenen Filme zu produzieren. Die damalige Filmwelt war noch klein …