SF117 – Die letzten Glühwürmchen (Followbruary feat. Patrick Suite)

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Daniel
Vater
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Patrick Suite
nicht herzlos


Ein Lieblingsfilm von Nenad Todorović und Katie

Die letzten Glühwürmchen beginnt mit dem Tod seines Protagonisten und von da an geht es nur noch bergab. Ein sehr guter Film, den Daniel nie, NIE wieder sehen will. Zusammen mit Patrick Suite spricht er über Katharsis, die unausweichliche Katastrophe, grimmsche Tanten, kindliche Entscheidungen und die Frage, warum wir so einen Film überhaupt gucken.

7 Gedanken zu „SF117 – Die letzten Glühwürmchen (Followbruary feat. Patrick Suite)

  1. Kamil

    Ich find’s interessant, dass ihr bei diesem Film das Gefühl hattet, etwas spoilern zu können. Nicht nur, dass er auf einer wahren Begebenheit beruht, so läuft es doch gefühlt – wie ihr auch hervorgehoben habt – alles auf das Unausweichliche hinaus, das auch schon im Opening Shot letztlich deutlich wird.

    Aber ja, es ist einer dieser Filme, wo man ganz froh ist, dass er „nur“ animiert vor einem liegt, weil man das Gefühl hätte, die aus der Realität eingefangenen Bilder nicht ertragen zu können. Insgesamt habe ich ihn zwei Mal gesehen – ein Mal für mich alleine, wo er mich so wie die meisten völlig zerstört zurückgelassen hat (ich hatte danach übrigens, ohne etwas über den Film zu wissen, ‚Blue Valentine‘ gesehen – es war ein unfassbar deprimierender Abend) und mich dann 1-2 Jahre später sogar ein zweites Mal herangetraut, als ich ihn einer Freundin von mir vorführen wollte und wir ihn zusammen durchlebt haben – auch beim zweiten Mal hat er mich noch völlig emotional gepackt. Es ist meiner Meinung nach ein unglaublich wichtiger Film, den jeder Mal gesehen haben sollte – vermutlich einer der wenigen wirklich puren Anti-Kriegsfilme da draußen. In meiner Naivität bin ich sogar davon überzeugt, wenn man diesen Film früh genug allen Menschen zeigen würde, wir eine weniger Kriegstreibende Generation aufwachsen sehen würden. Tolles Ding!

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    1. Daniel

      Die Spoilerfreiheit in den Kurzfolgen ist ja eher ein Service … Allerdings ging es mir mit dem Tod von Setsuko ähnlich wie im November bei We Need To Talk About Kevin: Klar läuft alles auf das Uausweichliche zu, aber ich habe dennoch gehofft, dass es irgendwie anders kommt.

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  2. Nenad

    Hallo,

    zu allererst: Ich freue mich sehr, dass „Die letzten Glühwürmchen“ es in den Followbruary geschafft hat. Ist eine sehr schöne Kurzfolge geworden und ich hoffe, dass Daniel und Patrick mich nicht verflucht haben während der Sichtung. 🙂

    Aber nun zum eigentlichen Kommentar – da „Die letzten Glühwürmchen“ ein Lieblingsfilm von mir ist und während des Podcasts die Frage aufkam, wie man ein niederschmetterndes Werk wie dieses als solchen identifizieren kann, möchte ich hier kurz die Gründe offen legen.
    Wenn sich viel negative Energie bei mir angestaut hat und ich mich schlecht fühle sehe ich mir keine Komödie an um mich besser zu fühlen. Nein, ich bin da ein so masochistisch veranlagt, dass „Die letzten Glühwürmchen“ in den Blu-ray Player wandert. Der Film fungiert als eine Art Ventil für mich. Mag sich jetzt unglaublich esoterisch und pathetisch zugleich anhören, aber nach der Sichtung fühle ich mich wieder „frei“ und „gereinigt“. Meiner Meinung nach wird ein Film zu einem Lieblingsfilm, wenn man einen besonderen, einen persönlichen Bezug dazu hat.

    Zur Figur der Tante: Ich würde euch Beiden hier klar widersprechen. Ich sehe sie nicht als eine klischeehafte Figur, sondern als schlichtweg rational handelnde Person, die sich Seita und Setsuko gegenüber zwar etwas forsch verhält, dem Jungen aber versucht klar zumachen, dass man sich momentan in einem Ausnahmezustand befindet. Sie scheucht die Zwei ja nicht weg und möchte lediglich, dass Seita Verantwortung übernimmt (*SPOILER* was er ja bis zum Ende nicht macht *SPOILER*) und einen Beitrag leistet. Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. (2€ ins Floskelschweinchen)

    Zum Abschluss möchte ich noch folgendes sagen – Ich kann sehr gut verstehen, dass Daniel sich diesen Film nicht noch ein zweites Mal ansehen möchte. Für mich als Mittzwanziger ohne Kinder ist das schon harte Kost, bei der mir die Tränendrüsen anschwellen. Für einen Elternteil ist das wahrscheinlich noch härter zu verkraften.

    Liebe Grüße,
    Nenad

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    1. Daniel

      Ich habe dich nicht verflucht.^^ Der Film ist hart aber auf jeden Fall sehenswert. Bei der Tante bleibe ich aber anderer Meinung. Da gibt es zum Beispiel die Szene, in der sie allein die Reste aus den Töpfen isst, ohne den Kindern etwas abzugeben = böse Tante.

      Auch verstehe ich nicht, wieso für dich genau wie für Patrick so klar ist, dass Seita arbeiten soll. Er ist ja noch immer ein Kind und dass von ihm abverlangt wird, sich wie ein Erwachsener zu verhalten, macht für mich gerade den Schrecken des Krieges aus. Auf den Gedanken, dass er zu faul ist oder so etwas komme ich gar nicht.

      Selbst in dieser Lesart erklärt sich aber nicht, warum die Tante Setsuko kein Essen gibt. Ein Kleinkind verhungern zu lassen, hat doch nichts mehr mit Vernunft zu tun, sondern ist nur noch ein Indiz dafür, wie unsere Werte im Krieg über den Haufen geworfen werden. Allerdings – wie gesagt – ein sehr klassisches Symbol …

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      1. Nenad

        Der größte Teil der arbeitsfähigen Männer befinden sich zu der Zeit an der Front, oder ist schon längst im Kampf gefallen. Somit bleiben viele Arbeiten unerledigt, bzw. müssen sich alte/gebrechliche Leute, Frauen und eben Kinder darum kümmern. Es wird irgendwann mal kurz erwähnt, dass Seita 13 Jahre alt ist, also theoretisch schon einige Aufgaben übernehmen könnte. Nein faul ist er nicht, er kümmert sich nur eben viel lieber um seine kleine Schwester und möchte ihr eine unbeschadete Kindheit bieten. Löblich und mehr als nachvollziehbar, aber wie oben bereits gesagt – besondere Zeiten, besondere Maßnahmen.

        Dass die Tante lieber die Reste aus den Töpfen für sich behält ist zwar hart und auf den ersten Blick vielleicht unverständlich, aber andererseits war noch nie einer von uns in einer solchen Situation und wird es hoffentlich auch nie sein müssen. Ich glaube, dass irgendwann jeder Mensch zum Egoisten wird, bei ihr scheint wohl die Schwelle bereits erreicht. Um ihr Kind kümmert sie sich ja herzlich und gibt ihm auch genug zum Essen. Vielleicht habe ich mich nicht richtig ausgedrückt – eine Mixtur aus Rationalität, Egoismus und Angst – Wie lange halten die Vorräte, wie lange kann ich mein Kind und mich versorgen, was soll ich im absoluten Notfall mit den „fremden“ Kindern anstellen, etc. – trifft auf ihre Figur wohl besser zu. Sieht sie Seita und Setsuko als Belastung? Ja, das tut sie. Will sie, dass Seita was für den Haushalt tut, um es ihr zu vereinfachen zwei hungrige Mägen mehr zu versorgen? Ganz klar. Wie gesagt, wenn Seita seinen Stolz herunterschluckt und sich erwachsener verhält, wäre es kein Problem. Nur ist er nicht erwachsen genug um das zu begreifen und möchte lieber alles alleine regeln, als sich einfachen Regeln zu beugen. Keine Frage, es ist eien beschissene Situation für ihn und er ist schlichtweg überfordert wie er in diesem Moment reagieren soll. Gleichzeitig kommt die kindliche Naivität in ihm hoch, glauben zu können, dass er alles managen kann. Am Ende sind aber beide Seiten sind für mich nachvollziehbar. Ich denke nicht, dass sie von Grund auf böse ist, aber die Ängste beherrschen uns in solchen Momenten wohl.

        Ist aber okay, ich kann mich damit abfinden, dass Du sie nicht als so facettenreich betrachtest wie ich. ^^

        Liebe Grüße,
        Nenad

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  3. Marius

    Ich persön setze mich gerne Filmen aus die mich in totale Katharsis versetzen. Leider schaffen das nur sehr wenige Filme. Gibt aber glaube ich nicht viel davon und wenn bleiben sie so im Untergrund das sie nicht in meine Wahrnehmung ploppen. Ich empfand die letzten Glühwürmchen auch ziemlich gut, allerdings hat er es nicht geschafft mich zum heulen zu bringen. Vll war da nicht so mein Tag.

    Empfehlungen gerne (:

    Meine „Lieblinge“ sind da:
    Lilja4ever
    Waltz with Bashir

    nebenbei, würde mich über eine Besprechung einer dieser beiden sehr freuen!

    P.S. Großartiger Podcast.

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    1. Daniel

      Hallo Marius, vielen Dank für das großartige Kompliment. Ich bin gerade ganz verlegen.

      Lilja4ever ist definitiv einer der Filme, auf den ich im Podcast nicht kam: Er hat mich auch fertiggemacht und ich möchte ihn nicht noch einmal sehen. Er ist aber definitiv empfehlenswert!

      Waltz with Bashir schreibe ich gerne auf die Liste. Die ist allerdings lang… Aber wenn wir mit Tarantino durch sind, wollten wir uns mal intensiver an sie ransetzen …

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