Elf Hitchcock-Filme, über die du nicht zu viel wissen kannst

Ein Hitchcock-Film lohnt sich immer

In unserem Podcast haben wir uns schon ausgiebig dem Werk Alfred Hitchcocks gewidmet. Mittlerweile neun Filme aus all seinen Schaffensphasen haben wir besprochen und dabei immer viel Interessantes, Wissenswertes und Kurioses über den Großmeister des Films erfahren. Wollt ihr uns begleiten, auf eine Reise durch elf Hitchcock-Filme, über die ihr nicht zu viel wissen könnt?

Platz 11: The Pleasure Garden (1925)

Hitchcocks Debüt war noch nicht ganz so der Knaller. Mit 44 von 100 Punkten landete der Film recht weit unten in unseren Charts. Dennoch gab es darüber natürlich Amüsantes zu berichten:

Denn bei den Dreharbeiten ging einiges schief: Es begann damit, dass bei der Einreise nach Italien der Kameramann Gaetano di Ventimiglia sagte, sie sollten die Filmrollen vor dem italienischen Zoll verstecken, um so Gebühren zu sparen. Der Zoll fand das Material und hätte es um ein Haar beschlagnahmt. Der 26 Jahre alte Hitch erfuhr während der Dreharbeiten zum ersten Mal, dass es Menstruation gibt. Denn eine Schauspielerin konnte eine Szene, in der sie ins Wasser geht, nicht drehen und Hitch verstand einfach nicht warum, bis man ihn aufklärte. Dann wurde Hitch auch noch das Portemonnaie mit dem Budget darin geklaut. Sodass er sich am Ende Geld von seinen Mitarbeitern leihen musste, um den Film fertigzustellen. Später sagte er, dass er nach München, wo die Studioaufnahmen gemacht wurden, mit buchstäblich nur einem einzigen Pfennig zurückgekehrt sei.

Die ganze Folge zu The Pleasure Garden gibt es hier:

Platz 10: Immer Ärger mit Harry (1955)

So richtig gezündet hat Hitchcocks britischste Komödie, die er in Amerika drehte, bei uns nicht. Wir gaben ihr aber immerhin schon 60,5 von 100 Punkten.

Als die Dreharbeiten begannen, waren die Bäume wegen starker Unwetter überraschend schon entlaubt, weswegen Hitch die Blätter wieder ankleben ließ. Doch der Regen ließ auch dann nicht nach. Daher wurde der Dreh erst in eine Turnhalle verlegt und als keine Besserung eintrat kehrte man ins Studio nach Kalifornien zurück. Die Crew musste dafür kistenweise Herbstlaub aus Vermont nach Kalifornien transportieren.

Noch mehr über Immer Ärger mit Harry erfahrt ihr hier:

Platz 9: Der Mann, der zuviel wusste (1934)

2018 sprachen wir über Der Mann, der zuviel wusste in der Version von 1934. In der Bewertung waren wir uns uneins, weswegen der Film es ebenfalls nur auf 60,5 Punkte brachte.

Peter Lorre, der den Villain spielt, war so arm, dass er sich die Reisekosten nach London von seinem Bruder leihen musste. Hinzu kam, dass der Schauspieler nur sehr schlecht Englisch sprach. Da er die Rolle unbedingt brauchte, versuchte er, dies im ersten Gespräch mit Hitchcock zu verheimlichen, indem er viel lachte, lächelte und auf alles, was der Regisseur sagte, mit „Yes“ antwortete. Denn Lorre glaubte, dass ein „No“ zu viele Erklärungen im Anschluss erfordere.

Was Hitchcock über Peter Lorre dachte und noch mehr über Der Mann, der zuviel wusste gibt es in dieser Folge:

Platz 8: Mr. und Mrs. Smith (1941)

Im Jahr 2019 hatten wir Jan von der Cinecouch zu Gast als wir darüber sprachen, wie sich Hitchcock in seiner einzigen Screwball-Komödie schlug. Ja: Der Meister konnte mehr als nur Krimis und Thriller machen. Mit 60,7 Punkten landete Mr. and Mrs. Smith knapp über Der Mann, der zuviel wusste (1934).

Hauptdarstellerin Carole Lombard und ihr Ehemann Clark Gable waren gute Freunde der Hitchcocks. Lombard hatte großes Interesse am europäischen Kino, war so auf Hitchcock aufmerksam geworden und hatte sich mit ihm angefreundet. Hitch seinerseits hatte bereits in England Interesse daran geäußert, mit ihr zusammenzuarbeiten. Lombard und Gable waren sogar die Vermieter der ersten Wohnung von Alfred und Alma in Amerika. Lombard war der Überzeugung, dass der Brite perfekt als Regisseur für die Komödie sei und überzeugte ihr Studio RKO, Hitch von seinem Produzenten Selznick auszuleihen.

Wie die Zusammenarbeit zwischen Hitchcock und Lombard lief und wieso der Regisseur Schauspieler als Vieh bezeichnete, erfahrt ihr in der Folge zu Mr und Mrs Smith:

Platz 7: Der Mann, der zuviel wusste (1956)

Einen einzigen Film verfilmte Hitchcock in seiner Karriere zweimal. Es war Der Mann, der zuviel wusste (1956). Grund genug, ihn mit  62,5 Punkten noch über Mr. und Mrs. Smith zu platzieren.

Hitch war berüchtigt dafür, seine Schauspielerinnen zu schikanieren. Doris Day hingegen gab er kaum Regieanweisungen, sondern schenkte technischen Belangen wie  Kamera und Beleuchtung viel mehr Aufmerksamkeit. Doris Day war überzeugt, dass die der Fall war, weil Hitch ihre Performance nicht mochte und konfrontierte den Regisseur mit der Frage, was sie denn falsch mache. Hitch entgegnete:

„My dear Miss Day, if you weren’t giving me what I wanted, then I would have to direct you!“

Warum Doris Day von ihrem größten Hit „Que Sera, Sera“ zunächst nicht begeistert war und vieles mehr hört ihr in unserer Folge:

Platz 6: Bei Anruf Mord (1954)

Nun kommen wir langsam zu den absoluten Klassikern. In seinen goldenen Jahren drehte Hitch Bei Anruf Mord, kein Wunder, dass wir ihm 83,5 von 100 Punkten verliehen.

Obwohl er aus dem Jahr 1954 stammt, wurde der Film dennoch schon in 3D gedreht. Das zeigt sich (auch wenn man ihn in 2D sieht) zum Beispiel in ungewöhnlichen Kamerapositionen, großen Objekten im Vordergrund, und der Inszenierung des Mordversuchs, bei dem Grace Kelly dem Publikum ihre Hand entgegenstreckt.

Mehr über Bei Anruf Mord verraten wir hier:

Platz 5: Berüchtigt (1946)

Nicht nur weil Ingrid Bergman brillierte, bekam Berüchtigt oder auch Weißes Gift, wie der Film in Deutschland zweitweise vertrieben wurde, 85,5 Punkte von uns.

Der Legende nach soll Hitchcock bereits 1944 auf die Idee gekommen sein, Uran als MacGuffin zu benutzen. Also noch vor dem Abwurf der Atombombe. Ben Hecht und Produzent Selznick hatten wohl Bedenken, dass das nicht glaubwürdig ist. Hitch und Drehbuchautor Hecht fragten daraufhin Nobelpreisträger Robert Milikan, ob man aus Uran Bomben bauen könne. Milikan weigerte sich, zu antworten. Hitch wurde aber im Anschluss nach eigenen Angaben während der gesamten Dreharbeiten vom FBI beschattet.

Wie unter diesen Umständen dennoch ein guter Film aus Berüchtigt wurde, könnt ihr hier hören:

Platz 4: Rebecca (1940)

Hitchcocks Debüt in Hollywood, Rebecca, erntete von uns 87,5 Punkte und das obwohl die Zeichen unter keinem guten Stern standen.

Hitchcocks Produzent Selznick war es gewohnt, seine Produktionen bis ins kleinste Detail zu überwachen und zu kontrollieren. Für ihn waren Regisseure nur Handlanger, die das machen sollten, was Selznick befahl. Kein Wunder dass dieser Dickkopf mit Hitchcocks dickem Schädel zusammenprallte. Dabei hatte Hitch noch Glück, dadurch, dass Selznick noch in der Postproduktion seines Opus Magnum Vom Winde verweht steckte, konnte er nicht an Hitchs Set sein und das ließ dem Regisseur verhältnismäßig viel Freiheit. Allerdings schickte Selznick Hitch unzählige Memos, was er wie machen sollte. Später sagte Hitch mal in einem Interview, er plane eines dieser Memos zu verfilmen mit dem Titel:

„The Longest Story Ever Told“.

Warum Hitchcocks erster Hollywood-Film dennoch sehr sehenswert ist, könnt ihr hier nachhören:

Platz 3: Psycho (1960)

In unserer allerersten Folge besprachen wir Psycho und gaben ihm gleich 93,5 Punkte (das allerdings erst in Folge 2).

Hitchcock unternahm viele Maßnahmen um zu verhindern, dass die Story bekannt wird. In einem Interview gab er vor, die Mutterrolle zu casten. Hitchcock ließ die Crew schwören, dass niemand etwas verrät, und er ließ einen Stuhl mit der Beschriftung “Mrs. Bates” am Set aufstellen. Damit die nicht existente Schauspielerin sich in Drehpausen darin ausruhen konnte.

Unsere Begeisterung und viele weitere Funfacts zu Psycho findet ihr hier:

Platz 2: Vertigo (1958)

Für viele Kritiker ist es der beste Film aller Zeiten, für uns aber „nur“ der zweitbeste von Hitchcock. Das „Nur“ gehört natürlich in dicke Anführungszeichen, denn Vertigo erhielt von uns sage und schreibe 96,5 von 100 Punkten.

Nach dem Film wurde der Vertigo-Effekt benannt. Dies ist ein “Dolly-Zoom” Hierbei fährt die Kamera auf einem Dolly (Wagen) das Objekt zu, während gleichzeitig herausgezoomt wird. Es geht natürlich auch genau andersherum. Das führt dann dazu, dass entweder der Vordergrund optisch heranrückt und der Hintergrund zurückweicht oder umgekehrt. In Vertigo wurde der Effekt erstmals verwendet, um Scottys Schwindelgefühl darzustellen.

Um die Szene drehen zu können, wurde das Treppenhaus des Turms als Modell in liegender Position nachgebaut und die Kamera fuhr auf einer Schiene das Treppenhaus “herunter”. Das Anspruchsvolle am Dolly-Zoom ist, dass Kamerafahrt und Zoom synchron ablaufen müssen. Irmin Roberts, dem zweiten Kameramann gelang das Kunststück. Roberts wurde dennoch nicht einmal im Abspann von Vertigo erwähnt.

Was es sonst noch alles über Vertigo zu erfahren gibt, könnt ihr hier hören:

Platz 1: Das Fenster zum Hof (1954)

Und die Spitzenposition des besten Hitchcock-Films belegt für uns Das Fenster zum Hof mit fast nicht mehr zu schlagenden 99,5 von 100 Punkte.

Der Film wurde komplett im Studio gedreht und der Hinterhof dort nachgebaut. Weil die Häuserfront zu hoch war für das Studio, ließ Hitch den Boden rausreißen. Der Hof ist also eigentlich der Keller des Studios. Alle Wohnungen hatten Strom und fließend Wasser. Das Tageslicht wurde von einer Studiobeleuchtung simuliert. Es gab vier verschiedene Lichtarrangements für verschiedene Tages und Nachtzeiten. Das führte allerdings zu unerträglicher Hitze auf dem Set. Einmal wurde sogar die Sprinkleranlage ausgelöst, weil das Studio durch die vielen Scheinwerfer überhitzte.

Warum Das Fenster zum Hof so ein toller Film ist und was es sonst noch alles über ihn zu erfahren gibt, könnt ihr hier nachhören:

Das war unsere Liste der elf Hitchcock-Filme, über die man alles wissen sollte. Aber das waren noch nicht alle Filme Hitchcocks. In Zukunft werden wir mit Sicherheit noch über den einen oder anderen sprechen. Wenn ihr mögt, dann abonniert doch unseren Podcast, um diese Folgen nicht zu verpassen! 🙂