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SF88 – Jackie Brown (feat. Dennis)

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Jackie!
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Dennis
Ordell


I can’t afford to start all over again

Niemand mag 3D, deshalb haben wir den besten Kumpel überhaupt unseren Proustfragebogen beantworten lassen, während er zur Stimme von David Fincher einschlief. Dennis glaubt zwar nicht an Filmfehler, er hat aber trotzdem seine eigene Podcastproduktion liegenlassen, als wir ihm eine Rolle in unserem Blaxpoitation-Hangout-Movie anboten. Während einer gefühlt zwei Tage langen Aufnahmesession stellte er sein Expertenlicht unter den Scheffel, während Paula mal da und dann wieder fort war und Daniel Roxette-Kassetten kaufen ging. Zündet ungefragt die Kippen an, zieht die Kangol-Mützen und die Latzhosen an und kreuzt die 110th Street! Wir haben Jackie Brown besprochen. Wir ver- und entliebten uns, wir verbrachten gerne Zeit in dieser Welt und nicht zuletzt fragten wir uns: Was macht denn eigentlich Robert De Niro in dem Film? Louis? Louis?! Lou-is?!

Vorgeplänkel

Feedback zu den Folgen zu Prometheus und Alien ♦ Dennis durchlief den spätfilmschen Proustfragebogen

Die Eckdaten zu Jackie Brown

Erscheinungsjahr: 1997
Regie: Quentin Tarantino
– Filmographie (als Schauspieler/Auswahl):
1988
Golden Girls (eine Folge)
1992 Reservoir Dogs
1994 Pulp Fiction
1995 Desperado
1995 Four Rooms
1996 From Dusk Till Dawn
1997 Jackie Brown (auf dem Anrufbeantworter)
2000 Little Nicky (Adam-Sandler-Film o.O)
2002-2004 mehrere Folgen der Serie Alias
2004 Kill Bill 2 (Voice Over)
2005 Muppets: Der Zauberer von Oz
2007 Death Proof (Warren)
2009 Inglourious Basterds (1. skalpierter Nazi/ein Soldat in „Stolz der Nation“)
2012 Django Unchained
2014 Broadway Therapy von Peter Bogdanovich
2015 The Hateful Eight (Voice Over)

KameraGuillermo Navarro
Schnitt: Sally Menke
Budget: 12 Mio $
BesetzungPam Grier (Jackie), Robert De Niro (Louis), Samuel L. Jackson (Ordell),  Bridget Fonda (Melanie),  Michael Keaton (Ray Nicolette),  Robert Forster (Max), Chris Tucker (Beaumont)
Genre: Blaxploitation, Heist-Movie, Drama, Gangster-Thriller, Liebesfilm, Hangout-Movie

Die Produktion von Jackie Brown

Als Tarantino 15 Jahre alt war, stahl er in einem Geschäft eine Taschenbuchausgabe von Elmore Leonards The Switch. Un dem schon Ordell und Louis vorkamen. Tarantino sagte einmal, dass Ordell, das ist, was aus ihm selbst geworden wäre, wenn er keine künstlerischen Ambitionen gehabt hätte. Mit 17 Jahren hätte er ein krummes Ding nach dem anderen am Laufen und nur sein Plan, Schauspieler zu werden, brachte ihn von der schiefen Bahn ab.

Nach dem Erfolg von Pulp Fiction bekam Tarantino von Miramax alle Freiheiten, die er sich wünschen konnte. Alle warteten darauf, dass er die nächste Gangsterkomödie schreibt. Tarantino ließ sich viel Zeit und entschied sich dann,  eine Geschichte von Leonard adaptieren, um mit den Erwartungen zu brechen. Er und Roger Avary erwarben die Rechte an drei von Leonards Büchern, um zu überlegen, welches davon er auf die Leinwand bringen wollte:  Rum Punch, Freaky Deaky und Killshot. Als Tarantino dann Rum Punch las, wusste er sofort, dass dies das Buch war, das er verfilmen wollte. Später sagte er dazu

“When I read the book, I saw the entire movie in my head.”

Insbesondere die Charaktere mochte Tarantino:

“I liked their age. I liked the fact that this is an older movie, that we’re dealing with more mature people … I liked the fact that there was a wonderful desperation about these people, due to their age and their place in the scheme of things.”

Pam Grier war schon beim Casting von Pulp Fiction gewesen. Sie hatte für die Rolle von Jody, der Frau des Dealers Lance vorgesprochen. Aber Tarantino – obwohl er ein großer Fan von ihr war – entschied sich gegen sie, weil er meinte, dass es Unglaubwürdig wäre, wenn Eric Stoltz (Lance) sie rumkommandierte.

Als Tarantino dann Jackie Brown anfing zu adaptieren, schrieb er Pam Grier die Rolle auf den Leib. Unter anderem änderte er dafür die Hautfarbe der Protagonistin. In der Romanvorlage war sie weiß.  Auch der Name ist eine Referenz an den Film Foxy Brown (1974) mit Grier in der Hauptrolle. Tarantino begegnete Grier während des Schreibens eines Tages zufällig auf der Straße und erzählte ihr von dem Drehbuch, aber sie glaubte ihm kein Wort. Als Grier dann zum Vorsprechen eingeladen wurde und in Tarantinos Haus kam, hingen dort überall ihre alten Filmplakate und sie fragte den Regisseur:

„Did you put these up because I was coming over?“

Tarantino antwortete:

„No. I was gonna take them down because you were coming over!“

Kurz vor Drehbeginn sprach Tarantino noch einmal mit dem Romanautor Elmore Leonard. Er hatte Angst, Leonard, wäre sauer wegen der vielen Änderungen, die Tarantino vorgenommen hatte. Aber der Buchautor antwortete nur:

“Why? Because you’ve changed the title and you’re starring a black woman in the lead? Do what you want. You’re the filmmaker, you’re going to do what you want anyway.”

Als Leonard das Drehbuch las, nannte er es dann die beste Adaption von allen seinen Büchern.

Der alberne Bart und das lange Haar von Ordell waren übrigens die Idee von Samuel L. Jackson. Außerdem konnte Jackson seine Szenen nur am Wochenende drehen, weil er unter der Woche den Film Sphere (1998) drehte.

Filmisches Erzählen in Jackie Brown

folgt …

Eastereggs & Tarantinos Universum

  • Auf dem Höhepunkt ihres Heists steigt Jackie in einen schwarzen Anzug. Damit trägt sie dann wieder die Uniform der professionellen Gangster aus Reservoir Dogs und Pulp Fiction.
  • Das Video “Chicks With Guns”, das sich Ordell und Louis angucken war laut Tarantinos Aussage ein ironischer Kommentar auf die konservative Kritik, dass seine Filme „Violence Porn“ sind.

Hier noch einmal das im Podcast angesprochene Interview zu Kill Bill:

Youtube

  • Jackie isst einen Snack von Teriyaki Donut. In Pulp Fiction hat Marsellus Wallace dort eingekauft, bevor er von Butch überfahren wird.
  • In der ersten Einkaufszentrum-Szene verlässt Max Cherry einen Kinosaal. Im Hintergrund läuft die Abspannmelodie des Films – es ist die des Abspanns aus Jackie Brown.
  • Michael Keaton spielt in Steven Soderberghs Film Out of Sight erneut den Polizisten Ray Nicolette
  • Jackie fährt einen weißen Honda Civic (Baujahr 1980). Es ist das gleiche Auto, das Butchs Freundin in Pulp Fiction besitzt, mit dem Butch Marsellus Wallace überfährt.
  • Das Restaurant Acuña Boys ist zu sehen, es wird wieder in Death Proof auftauchen. Außerdem spielt Robert Rodriguez‚ Film El Mariachi in der Stadt Acuna und in Kill Bill: Volume 2 ist Bills Ziehvater Esteban Vihaio der Anführer der Gang Acuña Boys.

Zitate & Referenzen

  • In Jackie Brown taucht natürlich auch wieder Tarantinos Markenzeichen der Trunk-Shot auf. Dieser ist auch ein filmisches Zitat. Er tauchte erstmals in He Walked by Night (1948) auf.
  • Erneut wird Rashomon (1950) referenziert, wenn der Heist aus drei verschiedenen Perspektiven gezeigt wird.
  • Den Heist aus verschiedenen Perspektiven hat auch Kubrick schon in The Killing (1956) gezeigt.
  • Die Eröffnungszene zitiert The Graduate (1967)
  • Als Jackie Brown ins Gefängnis kommt, läuft dazu das Lied Longtime Woman. Pam Grier sang das Lied in The Big Doll House (1971) als die Hauptfigur inhaftiert wurde.
  • In der Mall läuft der Score von Coffy (1973), ebenfalls ein Blaxpoitation-Film mit Pam Grier.
  • Die Schrift des Titels ist die gleiche wie bei Foxy Brown (1974).
  • Melanie schaut sich einmal Dirty Mary Crazy Larry (1974) an. In dem Film spiel Peter Fonda mit – Bridget Fondas Vater.

Die Rezeption von Jackie Brown

Jackie Brown spielte weltweit fast 75 Mio $ ein. (12 Mio $ Budget). Absurderweise galt der Film nach dem Megaerfolg von Pulp Fiction (214 Mio $) als Enttäuschung. Jackie Brown ist bis heute der einzige adaptierte Film von Tarantino.

Die Veröffentlichung des Films löste einen öffentlichen Streit zwischen Tarantino und Regisseur Spike Lee aus. Lee regte sich über Tarantinos Verwendung des „N“-Worts in Pulp Fiction und Jackie Brown auf auf. Lee, ein sehr politischer Regisseur, der sich in vielen seiner Filmen für die Bürgerrechtsbewegung stark macht. Vertrat den Standpunkt, dass es eine historische Errungenschaft ist, dass nur Schwarze das „N“-Wort sagen dürfen und warf Tarantino vor, er strebe einen “honorary black man status“ an. Lee sagte:

„I want Quentin to know that all African-Americans do not think that word is trendy or slick.“

… und forderte Tarantino auf, in seinen zukünftigen Filmen darauf zu verzichten. Samuel L- Jackson und Prouzent Harvey Weinstein versuchten, zwischen Lee und Tarantino zu vermitteln, aber Tarantino sah nicht ein, seine Sprache zu ändern. Sein Standpunkt war, dass kein Wort so viel Macht haben sollte, dass es verbannt werden muss. Lee wiederum weigerte sich, direkt mit Tarantino zu sprechen.

Jackie Brown ist Samuel L. Jacksons Lieblingsfilm von Quentin Tarantino:

Youtube

Wie schon erwähnt hatte  Michael Keaton als Ray Nicolette einen kleinen Auftritt in Steven Soderberghs Out of Sight. Dazu wäre es fast nicht gekommen, da durch Jackie Brown die Rechte an dem Charakter bei Miramax lagen, während Out of Sight eine Universal-Produktion war. Aber Tarantino bestand darauf, dass der Charakter in Out of Sight auftreten darf, ohne dass Miramax dafür Lizenzgebühren verlangt und das Studio willigte ein.

2016 gab es ja unter dem Hashtag #OscarsSoWhite Proteste dagegen, dass die Academy keinen einzigen nicht-weißen Schauspiler nominiert hatte. Aber bereits zu Jackie Brown gab es einen solchen Whitewashing-Skandal bei den Oscars. Alle hatten erwartet, dass Pam Grier für ihre Rolle nominiert wird, aber die Academy überging sie genau wie Samuel L. Jackson. Robert Forster hingegen wurde nominiert. Tarantino sagte dazu:

“Pam and Sam didn’t get nominated for an Oscar, and Robert did. And I was shocked by that. I was really surprised. And it was weird because I was really happy that Robert got nominated for an Oscar, but I was like really sad that Pam didn’t get nominated … I really wanted Pam to be the first black actress to ever win an Academy Award [for Best Actress].”

Preise & Bestenlisten

Lesenswert

Weitere Shownotes folgen …

SF66 – Der Schatz im Silbersee (oWestern/Filme aus Paulas Kindheit)

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Paula
Überbezahlter Superstar
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Daniel
Verkannter Regisseur


Eine lange Geschichte

Als Teil der glorreichen Sieben zum #oWEstern schleicht sich Paula an delikate Details ihres Privatlebens an, während Daniel über die jugoslawische Prärie reitet. Paula entpuppt sich als Bücher-Snob und Daniel als Film-Proll. Wir sprechen über Lex Barkers Sexappeal, die Villa Shatterhand, schwäbische Indianerclubs, über Trämps und die Ränsch, Rassismus, Standesbeamte mit Rechtschreibschwäche und den schlechtesten Häuptling aller Zeiten. Nein! Doch! Oh! Zurück zu den Kostümen …

Vorgeplänkel und Abschweifungen

Der Anime-Film hat in unserer Abstimmung gewonnen ♦ Dies ist die erste Folge aus der Reihe „Filme aus Paulas Jugend“ ♦ Diese Folge ist außerdem Teil des #oWEstern ♦ Wir stellen das Kinomagazin Kinemalismus vor ♦ Dr. Paula hat diese Frage beantwortet

Die Eckdaten zu Der Schatz im Silbersee

Erscheinungsjahr: 1962
Regie: Harald Reinl
– Filmographie:
– Reinl war ein kleines Licht unter den Nazis, Assistent von Riefenstahl
– Nach dem Krieg viele Heimatfilme
– Diverse Edgar-Wallace-Filme
1962 Der Schatz im Silbersee
1963 – 1968 noch 4 weitere Winnetou-Filme
1965 Der letzte Mohikaner
1966/67 Die Niebelungen (2-Teiler)
1969 Pepe, der Paukerschreck (3. Lümmel-Film)
1970 Erinnerungen an die Zukunft
1970 Wir haun die Pauker in die Pfanne (5. Lümmel-Film)
1976 Erich von Däniken: Botschaft der Götter
1977 Und die Bibel hat doch Recht
1987 Sri Lanka – Leuchtendes Land

Musik: Martin Böttcher
Budget: 3,5 Mio DM
Besetzung: Lex Barker (Old Shatterhand), Pierre Brice (Winnetou), Götz George (Fred Engel), Karin Dor (Ellen Patterson), Eddi Arent (Lord Castlepool), Ralf Wolter (Sam Hawkens), Herbert Lom (Colonel Brinkley)
Genre: Western

Die Produktion von Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee ist natürlich die Adaption des gleichnamigen Karl-May-Romans. Es war der erste Winnetou-Film und der Beginn der berühmten Reihe. Aber es war nicht die erste Karl-May-Verfilmung. Bereits drei Jahre zuvor wurde Der Löwe von Babylon mit anderen Schauspielern verfilmt. Allerdings war diese Verfilmung gefloppt, weswegen Produzent Horst Wendlandt mit Der Schatz im Silbersee einen Neuanfang wagte. Wendlandt entschied sich wahrscheinlich aus zweiter Gründen für DSIS: Zum einen natürlich, weil hier der beliebte Winnetou am Start ist, zum anderen, weil DSIS als einer der erwachseneren Romane von May gilt.

Das Drehbuch weicht allerdings erheblich vom Roman ab, der einerseits komplizierter aufgebaut ist und bei dem andererseits Winnetou und Old Shatterhand nur eine kleine Nebenrolle haben, während Old Firehand der eigentliche Protagonist war. Old Firehand wurde im Film komplett gestrichen. Getrichen wurde hingegen nicht das Budget, sondern üppig aufgestockt: Der Film kostete 3,5 Millionen DM und war damit die bis dato teuerste deutsche Nachkriegsproduktion. Damit sich das Geld wieder einspielt, wurde von vorne herein für den internationalen Markt produziert, weswegen mit Lex Barker ein Amerikaner und Pierre Briece ein Franzose in die Hauptrollen gecastet wurden.

Außerdem wurde der Film natürlich im damaligen Jugoslawien (heute weitgehend in Kroatien) gedreht. Das staatliche jugoslawische Filmstudio hatte bereits Erfahrungen mit internationalen Produktionen. Vor allem Sandalenfilme wurden gedreht, in denen es ebenfalls darauf ankam, viele Statisten, Pferde und aufwendige Kostüme zu stellen. Die berühmten Kostüme von Old Shatterhand und Winnetou entwarf die Kostümbildnerin Irms Pauli. Ursprünglich sollte Winnetou ein schlichteres Gewandt tragen, aber sie setzte zur besseren Wiedererkennung das Kostüm mit Perlenstickerei durch. Das Lederwams von Old Shatterhand orientierte sich an der Garderobe, die Barker in dem Film Lederstrumpf (1957) trug. Der Silbergürtel stammte allerdings aus Barkers Privatbesitz und war ein echter Navajo-Gürtel. Ein Problem stellten die unzähligen Kostüme für die Statisten dar. Dieses wurde gelöst, indem die Karl-May-Festspiele Bad Segeberg sowie deutsche Indianerclubs um Leihgaben gebeten wurden. Der Henrystutzen, der Bärentöter und Winnetous Silberbüchse entwarf man nach den Waffen von Karl May, die er nach seinen eigenen Beschreibungen hatte anfertigen lassen. Die Adlerfedern waren übrigens Schwanenfeder und die Bärenfelle waren Schafsfelle.

BTW: Pierre Brice konnte nicht reiten! Die Außenaufnahmen am Silbersee drehte man gleich zu Beginn an den Plitvicer Seen. Die Indianer wurden von Bewohnern der Ortschaft Plitvička Jezera dargestellt. Für die Dreharbeiten wurden 3.000 Statisten und 2.500 Pferde eingesetzt. Um die Action dramatischer wirken zu lassen, wurden manche Szenen mit einer geringeren Framerate aufgenommen und dann schneller abgespielt.

Filmisches Erzählen in Der Schatz im Sibersee

Eine einzige Metapher ist uns aufgefallen: Old Shatterhand trägt in der ersten Szene in der er auftritt einen Vollbart, den er sich dann in der nächsten Szene abnimmt. In den Romane war Karl Mays Protagonist bärtig: Die Rasur ist also die bildliche Überführung der Figur vom Buch in den Film.

Rassismus in Der Schatz im Silbersee

Wir sind uns uneins, wie rassistisch der Film ist. Einerseits wird hier das kolonailistisch-naive Bild von den edlen Wilden gezeichnet, die von Old Shatterhand immer gutmütig aber trotzdem ziemlich herablassend behandelt werden. Andererseits benehmen sich die Indianer auch nicht dümmer als die anderen Idioten im Film. Natürlich betreibt der Film auch gnadenloses Whitewashing, indem alle Indianer von Europäern gespielt werden. Aber im Gegensatz zum klassischen amerikanischen Western sind die Indianer hier die Guten. Dies wurde sicher aus der Romanvorlage übernommen. Besonders symbolisch ist die Szene in der die Tramps die Ranch angreifen und Winnetou dann mit befreundeten Indianern zur Hilfe eilt. Im amerikanischen Western wäre diese Rolle der Kavallerie zugefallen.

Nitpicking

Ungereimtheiten am Plott, der Geschichte und der Inszenierung, die zum naiv-doofen Charme des Films beitragen:

  • Winnetou ist der schlechteste Häuptling aller Zeiten. Er kümmert sich nie um seinen Stamm sondern ist nur immer mit seinem Buddies unterwegs, um Abenteuer zu erleben.
  • Was passiert eigentlich im zweiten Teil der Winnetou-Trilogie? In Teil 1 lernt er Old Shatty kennen, in Teil 3 stirbt er. Aber was passiert in Teil 3, das das Buch/den Film von all den anderen Abenteuern unterscheidet?
  • Der Film hat einfach mal gar keinen Subtext.
  • Winnetou schleicht an, indem er einen Busch vor sich her rüttelt
  • Überall liegt immer ein Pappmaschee-Felsen rum, wenn man ihn gerade braucht
  • Der Geheimgang aus der Ranch führt NATÜRLICH genau ins Lager der Tramps und wird von einem Pappmaschee-Felsen verdeckt!
  • Götz George kann besser kriechen als Lex Barker
  • Im Saloon trägt jemand eine Baseball-Kappe:
    Youtube
  • Die Schatzkarte ist nicht unbedingt soooo detailliert
  • Götz George hat einen Supertrick, um seine Fesseln zu lockern

Die Rezeption von Der Schatz im Silbersee

Als Marketingkampagne hatte man sich ausgedacht, dass der Film in der Programmzeitschrift Bild und Funk in der Art eines Fortsetzungsromans ab November 1962 als Bildergeschichte erschien. Der Film war freigegeben ab 12 Jahren. Ab 1963 kam aber auch eine Version ab 6 in die Kinos, bei der Szenen wie das Auspeitschen der Banditen und ihr gegenseitiges Töten in der Schatzhöhle rausgeschnitten waren. Die Kalkulation ging anscheinend auf: Mit einem Einspielergebnis von 6,4 Mio DM war DSIS für einen deutschen Film sehr erfolgreich. Er war lange der erfolgreichste deutsche Nachkriegsfilm und wurde in über 60 Ländern gezeigt. Der Schatz im Silbersee lief bis 1971 in den deutschen Kinos! Und das Hauptthema des Films, die „Old-Shatterhand-Melodie“ wurde als Single über 100.000 Mal verkauft. Seit Jahren gibt es Gerüchte über eine Neuadaption, bislang ist aber noch nichts genaues bekannt.

Preise & Bestenlisten

  • Die Produktionsfirma Constantin Film stellte bei der Filmbewertungsstelle Wiesbaden einen Antrag auf Prädikatisierung. Das lehnte Filmbewertungsstelle jedoch zunächst ab mit folgender Begründung: „Das Drehbuch hat die Fabel aus der Vorlage von Karl May nicht überzeugend entfaltet. Die Geschichte ist mit penetrantem Ernst durchgespielt worden, der Regie mangelt es an straffer Führung, die Kameraarbeit ist abgesehen von einigen Bildfolgen am Silbersee recht durchschnittlich. Für keine einzige schauspielerische Leistung ist ein Prädikat zu verantworten.“
  • 1963 revidierte die Filmbewertungsstelle plötzlich ihr ursprüngliches Urteil und verlieh dem Film das Prädikat „wertvoll“.
  • Der Film erhielt als erster Film die Auszeichnung Goldene Leinwand für über 3 Millionen Besucher innerhalb von 18 Monaten.
  • Außerdem erhielt er einen Bambi für den geschäftlich erfolgreichsten Film 1963.

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