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#Horrorctober 8 – Child’s Play

Meine Suche nach einem Shining-Zitat versandet zusehends, aber wenigstens durfte ich wieder einen lustigen Film sehen.

Eckdaten

Erscheinungsjahr: 1988
Regie: Tom Holland
– Filmographie (Auswahl):
1985 Fright Night
1988 Child’s Play
1996 Thinner
2014 Tom Holland’s Twisted Tales
Budget: 9 Mio $
Besetzung: Catherine Hicks (Karen Barclay), Chris Sarandon (Mike Norris), Alex Vincent (Andy Barclay), Brad Dourif (Chucky)
Genre: Horror, Slasher

Die Handlung in fünf Sätzen

Mit Spoilern …

Shit

Der Mörder Charles Lee Ray überträgt mittels Voodoo kurz vor seinem Tod seine Seele auf eine Puppe. Die Puppe landet über Umwege beim süßen kleinen Andy, von wo aus sie einen mörderischen Rachefeldzug beginnt. Andy versucht die Erwachsenen darauf aufmerksam zu machen, aber landet als Kassandra bloß in der Kinderpsychiatrie. Irgendwann entdeckt Andys Mama, dass Chucky die ganze Zeit ohne Batterien redete. Nach einigem Hickhack bringt sie zusammen mit Polizist Mike Norris Chucky zur Strecke.

Filmisches Erzählen

Der Film ist awesome! Vom Moment, in dem Grima Schlangenzunge (Brad Dourif) seine Seele auf Chucky überträgt, bis zur ca. drölfzigsten Wiederauferstehung von Chucky, der dann schon verkohlt und enthauptet ist, verhalten sich Sinn und Spaß streng antiproportional. Ich zähle einfach mal all die absurd-komischen Momente auf und lasse sie für sich selbst sprechen:

  • Die Mama schenkt ihrem Jungen eine einzige Hose in einem so riesigen Paket, dass der glauben muss, es handele sich um die gewünschte Puppe und entsprechend enttäuscht ist.
  • Amerikanische Fensterscheiben sind offenbar so dünn, dass man hindurchstürzt, wenn man dagegenfällt.
  • Als die Spusi den ersten Tatort sichert, sitzt ein Polizist auf der Couch und liest die Zeitung.
  • Die beste Freundin von Karen Barclay ist ermordet worden, dennoch interessiert sie das nicht. Stattdessen wirft sie mal eben die ermittelnden Polizisten aus ihrer Wohnung/dem Tatort.
  • Als Karen gerade entdeckt hat, dass ihr Sohn die Wahrheit gesagt hat und die Puppe der Mörder ist, guckt sie dennoch ganz ungeniert unter das Sofa, unter dem sich Chucky versteckt.
  • Chucky versucht den Polizisten Norris umzubringen, indem er mit einem Schlachtermesser ungefähr 12.000 Mal durch Rückenlehne und Sitzfläche des Autositzes sticht, aber er trifft nicht.
  • Chucky bringt einen Psychiater mit einem Elektroschockgerät um. Der Mann zuckt die ganze Zeit dramatisch, während der Strom durch ihn fließt. Allerdings nur bis er tot ist, denn tote Muskeln kontraktieren bekanntlich nicht, wenn Strom durch sie fließt.
  • Der Film enthält die beste dramatische Sterbeszene einer Puppe. Aller Zeiten!

Erwähnenswert ist auch noch, dass die First-Person-Tracking-Shots von Chucky durchaus sehenswert sind. Und dass auch hier wieder eine äußerst konservative Haltung gegenüber der Psychologie eingenommen wird. Bereits in The Brood und in From Beyond war mir das aufgefallen, dass beide Filme Psychologie und Psychotherapie als etwas schlechtes darstellen. Dieses Thema wird hier wieder aufgegriffen. Die Kinderpsychiatrie, in die Andy kommt, ist ein richtig fieser Ort.

Die „Here’s Johnny“-Szene

Nope, kein Zitat. Auch für den Trope wird es eng: Chucky sticht sich nach 1:19:00 Stunden durch eine Tür. Zwar sitzt auf der anderen Seite eine Frau, aber wann im Horrorfilm ist das mal nicht der Fall?

Fazit

Eine lustige aber vergebliche Suche nach dem Zitat aus The Shining.

#Horrorctober 3: Halloween

Interessantes sahen meine zum Schrecken weit aufgerissenen Augen, als ich Halloween sichtete: Wir finden nicht eine, sondern gleich zwei Referenzen in diesem Film an die Mörder-bricht-mit-Axt-durch-Tür-Szene.

Eckdaten

Regie: John Carpenter
– Filmographie (Auswahl):
1978 Halloween
1980 The Fog
1981 Escape from New York
1982 The Thing
1983 Christine
1986 Big Trouble in Little China
1988 They Live
Erscheinungsjahr: 1978
Budget: 300.000 $
Besetzung: Jamie Lee Curtis (Laurie), Donald Pleasence (Dr. Loomis), Tony Moran (Michael Myers)
Genre: Horror, Slasher

Die Handlung in fünf Sätzen

Mit Spoilern …

Muss das sein?

Der süße kleine Michael findet gar nicht gut, dass seine große Schwester Sex hatte und bringt sie um. Nach 15 Jahren flieht er aus der Psychiatrie und begibt sich an Halloween auf Sightseeing in seiner alten Heimatstadt. Dort muss der selbsterkorene Sittenwächter leider feststellen, dass die Jugend von heute total verdorben ist und man ihr mit einem Schlachtermesser Manieren beibringen muss. Nach drei Morden darf sich Laurie unter viel Geschrei als erstes Opfer wehren. Nachdem der olle Michael aber immer wieder aufsteht, egal, was man in ihn hineinsticht, kommt Dr. Loomis zur Hilfe und erschießt ihn … oder doch nicht?

Filmisches Erzählen

Ihre 300.000 Dollar investierten Carpenter und seine Co-Produzentin Debra Hill so geschickt, dass am Ende ein Film herauskam, der nicht nur ganz zurecht den Klassiker-Rang innehat, zudem spielte der Film alleine in den USA unglaubliche 45 Millionen Dollar ein.

Dass dies ein anderes Kaliber von Film ist, als The Toolbox Murders, merkte ich schon am ersten Shot: ein ca. sechs Minuten langer Point-of-View-Trackingshot, dessen Höhepunkt nicht etwa der Mord ist, sondern die Enthüllung, dass er von einem Kind begangen wurde.

Ich dachte immer, ich kenne diesen Film schon, aber ich muss einen der anderen Teile mal gesehen haben. So war ich positiv überrascht, wie wenig blutig der Film ist und wie viel Spannung er nur zugleich durch die Erwartungshaltung der Zuschauerinnen aufbaut. Carpenter unterstützt den Spannungsaufbau immer wieder mit unheilvollen Kameraeinstellungen, die die eigentliche Handlung aus der Bildmitte herausrücken und so ein Detail, wie eine offene Tür, der Blick über eine Schulter oder jener in einen Spiegel ins Bewusstsein des Publikums rücken. Mir gefiel auch sehr gut, dass der Film nur wenige Jumpscares einsetzt, denn ein Michael, der irgendwo schweigend im Hintergrund steht oder auch nur ein Atemgeräusch, das aus einer unverfänglichen Einstellung einen Point-of-View-Shot macht, sind gruseliger als alles, was ins Bild springen könnte.

„You can’t kill the Boogeyman“

Schön fand ich nicht zuletzt, wie Carpenter den kleinen Tommy einerseits und den Fernseher (in dem The Thing from Another World läuft) andererseits als Kassandra einsetzt, sodass wir und Laurie immer wieder gewarnt werden, es aber nichts nützt.

Allerdings hat der Film auch ein paar Schwächen: Allem voran ist die Musik zu aufdringlich. Damit meine ich nicht das berühmte Theme, sondern dass immer, wenn Michael irgendwo zu sehen ist, eine Fanfare ertönt, noch bevor die Augen die Chance hatten, ihn selbst zu entdecken. Etwas mehr Zurückhaltung und Vertrauen in die Kompetenz der Zuschauer wären hier schön gewesen. Dann ist die Präsentation der Leichen für Laurie schon arg ausgefuchst, anscheinend wusste Michael ganz genau wann sie sich wohin bewegt und hatte noch Zeit, gewiefte Tricktechnik anzubringen für den dramatischen Auftritt der Leichen. Ferner kommt Laurie nicht auf die Idee, das Haus zu verlassen, in dem alle ihre ermodeten Freunde liegen, bevor auch sie angegriffen wurde. Insgesamt fand ich den kompletten Showdown einfach nicht gruselig, einfach weil er zu vorhersehbar war.

Die „Here’s Johnny!“-Szene

Die Suche nach der „Here’s Johnny“-Szene ist spannend, denn gleich zwei Szenen kommen in Frage. Allerdings bin ich mir sicher, dass Kubrick nicht Halloween referenziert. Stattdessen scheint Halloween sowohl Broken Blossoms als auch Körkarlen zu referenzieren. Auf Körkarlen scheint eine Szene nach 1:17:00 Stunden zu verweisen, in der Laurie vor Michael Myers flieht und ihn aus der Küche aussperrt. Myers schlägt mit der blanken Faust durch die Mitte der Tür, greift durch und öffnet die Tür. Die Kombination aus Küche, der Mitte der Tür und dem Griff zum Schloss lässt mich vermuten, dass Carpenter Körkarlen kannte. Es ist kein richtiges Filmzitat, da es zu viele Unterschiede gibt und alleine die Inszenierung schon komplett verschieden ist. Aber es ist vielleicht doch ein kleiner Kommentar auf Körkarlen. Eine Referenz auf Broken Blossoms sehen wir hingegen nach 1:22:30 Stunden. Laurie hat sich wie Lucy in einen Schrank gerettet. Doch Michael schlägt die dünnen Latten des Schranks heraus. Als er sich hineinbeugt, um Laurie zu erreichen, kommt es dann allerdings zur Variation, Laurie ergibt sich dem gewandelten Frauenbild entsprechend nicht wie Lucy in ihr Schicksal sondern wehrt sich, indem sie mit einem geradegebogenen Kleiderbügel Michael ins Auge sticht. Also auch hier kein Zitat, aber möglicherweise eine dezente Referenz zumindest aber die Verwendung des gleichen Tropes.

Das Fazit

The Shining zitiert Halloween nicht, allerdings scheint Halloween Körkarlen und Broken Blossoms in zwei verschiedenen Szenen lose zu referenzieren.