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SF66 – Der Schatz im Silbersee (oWestern/Filme aus Paulas Kindheit)

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Paula
Überbezahlter Superstar
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Daniel
Verkannter Regisseur


Eine lange Geschichte

Als Teil der glorreichen Sieben zum #oWEstern schleicht sich Paula an delikate Details ihres Privatlebens an, während Daniel über die jugoslawische Prärie reitet. Paula entpuppt sich als Bücher-Snob und Daniel als Film-Proll. Wir sprechen über Lex Barkers Sexappeal, die Villa Shatterhand, schwäbische Indianerclubs, über Trämps und die Ränsch, Rassismus, Standesbeamte mit Rechtschreibschwäche und den schlechtesten Häuptling aller Zeiten. Nein! Doch! Oh! Zurück zu den Kostümen …

Vorgeplänkel und Abschweifungen

Der Anime-Film hat in unserer Abstimmung gewonnen ♦ Dies ist die erste Folge aus der Reihe „Filme aus Paulas Jugend“ ♦ Diese Folge ist außerdem Teil des #oWEstern ♦ Wir stellen das Kinomagazin Kinemalismus vor ♦ Dr. Paula hat diese Frage beantwortet

Die Eckdaten zu Der Schatz im Silbersee

Erscheinungsjahr: 1962
Regie: Harald Reinl
– Filmographie:
– Reinl war ein kleines Licht unter den Nazis, Assistent von Riefenstahl
– Nach dem Krieg viele Heimatfilme
– Diverse Edgar-Wallace-Filme
1962 Der Schatz im Silbersee
1963 – 1968 noch 4 weitere Winnetou-Filme
1965 Der letzte Mohikaner
1966/67 Die Niebelungen (2-Teiler)
1969 Pepe, der Paukerschreck (3. Lümmel-Film)
1970 Erinnerungen an die Zukunft
1970 Wir haun die Pauker in die Pfanne (5. Lümmel-Film)
1976 Erich von Däniken: Botschaft der Götter
1977 Und die Bibel hat doch Recht
1987 Sri Lanka – Leuchtendes Land

Musik: Martin Böttcher
Budget: 3,5 Mio DM
Besetzung: Lex Barker (Old Shatterhand), Pierre Brice (Winnetou), Götz George (Fred Engel), Karin Dor (Ellen Patterson), Eddi Arent (Lord Castlepool), Ralf Wolter (Sam Hawkens), Herbert Lom (Colonel Brinkley)
Genre: Western

Die Produktion von Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee ist natürlich die Adaption des gleichnamigen Karl-May-Romans. Es war der erste Winnetou-Film und der Beginn der berühmten Reihe. Aber es war nicht die erste Karl-May-Verfilmung. Bereits drei Jahre zuvor wurde Der Löwe von Babylon mit anderen Schauspielern verfilmt. Allerdings war diese Verfilmung gefloppt, weswegen Produzent Horst Wendlandt mit Der Schatz im Silbersee einen Neuanfang wagte. Wendlandt entschied sich wahrscheinlich aus zweiter Gründen für DSIS: Zum einen natürlich, weil hier der beliebte Winnetou am Start ist, zum anderen, weil DSIS als einer der erwachseneren Romane von May gilt.

Das Drehbuch weicht allerdings erheblich vom Roman ab, der einerseits komplizierter aufgebaut ist und bei dem andererseits Winnetou und Old Shatterhand nur eine kleine Nebenrolle haben, während Old Firehand der eigentliche Protagonist war. Old Firehand wurde im Film komplett gestrichen. Getrichen wurde hingegen nicht das Budget, sondern üppig aufgestockt: Der Film kostete 3,5 Millionen DM und war damit die bis dato teuerste deutsche Nachkriegsproduktion. Damit sich das Geld wieder einspielt, wurde von vorne herein für den internationalen Markt produziert, weswegen mit Lex Barker ein Amerikaner und Pierre Briece ein Franzose in die Hauptrollen gecastet wurden.

Außerdem wurde der Film natürlich im damaligen Jugoslawien (heute weitgehend in Kroatien) gedreht. Das staatliche jugoslawische Filmstudio hatte bereits Erfahrungen mit internationalen Produktionen. Vor allem Sandalenfilme wurden gedreht, in denen es ebenfalls darauf ankam, viele Statisten, Pferde und aufwendige Kostüme zu stellen. Die berühmten Kostüme von Old Shatterhand und Winnetou entwarf die Kostümbildnerin Irms Pauli. Ursprünglich sollte Winnetou ein schlichteres Gewandt tragen, aber sie setzte zur besseren Wiedererkennung das Kostüm mit Perlenstickerei durch. Das Lederwams von Old Shatterhand orientierte sich an der Garderobe, die Barker in dem Film Lederstrumpf (1957) trug. Der Silbergürtel stammte allerdings aus Barkers Privatbesitz und war ein echter Navajo-Gürtel. Ein Problem stellten die unzähligen Kostüme für die Statisten dar. Dieses wurde gelöst, indem die Karl-May-Festspiele Bad Segeberg sowie deutsche Indianerclubs um Leihgaben gebeten wurden. Der Henrystutzen, der Bärentöter und Winnetous Silberbüchse entwarf man nach den Waffen von Karl May, die er nach seinen eigenen Beschreibungen hatte anfertigen lassen. Die Adlerfedern waren übrigens Schwanenfeder und die Bärenfelle waren Schafsfelle.

BTW: Pierre Brice konnte nicht reiten! Die Außenaufnahmen am Silbersee drehte man gleich zu Beginn an den Plitvicer Seen. Die Indianer wurden von Bewohnern der Ortschaft Plitvička Jezera dargestellt. Für die Dreharbeiten wurden 3.000 Statisten und 2.500 Pferde eingesetzt. Um die Action dramatischer wirken zu lassen, wurden manche Szenen mit einer geringeren Framerate aufgenommen und dann schneller abgespielt.

Filmisches Erzählen in Der Schatz im Sibersee

Eine einzige Metapher ist uns aufgefallen: Old Shatterhand trägt in der ersten Szene in der er auftritt einen Vollbart, den er sich dann in der nächsten Szene abnimmt. In den Romane war Karl Mays Protagonist bärtig: Die Rasur ist also die bildliche Überführung der Figur vom Buch in den Film.

Rassismus in Der Schatz im Silbersee

Wir sind uns uneins, wie rassistisch der Film ist. Einerseits wird hier das kolonailistisch-naive Bild von den edlen Wilden gezeichnet, die von Old Shatterhand immer gutmütig aber trotzdem ziemlich herablassend behandelt werden. Andererseits benehmen sich die Indianer auch nicht dümmer als die anderen Idioten im Film. Natürlich betreibt der Film auch gnadenloses Whitewashing, indem alle Indianer von Europäern gespielt werden. Aber im Gegensatz zum klassischen amerikanischen Western sind die Indianer hier die Guten. Dies wurde sicher aus der Romanvorlage übernommen. Besonders symbolisch ist die Szene in der die Tramps die Ranch angreifen und Winnetou dann mit befreundeten Indianern zur Hilfe eilt. Im amerikanischen Western wäre diese Rolle der Kavallerie zugefallen.

Nitpicking

Ungereimtheiten am Plott, der Geschichte und der Inszenierung, die zum naiv-doofen Charme des Films beitragen:

  • Winnetou ist der schlechteste Häuptling aller Zeiten. Er kümmert sich nie um seinen Stamm sondern ist nur immer mit seinem Buddies unterwegs, um Abenteuer zu erleben.
  • Was passiert eigentlich im zweiten Teil der Winnetou-Trilogie? In Teil 1 lernt er Old Shatty kennen, in Teil 3 stirbt er. Aber was passiert in Teil 3, das das Buch/den Film von all den anderen Abenteuern unterscheidet?
  • Der Film hat einfach mal gar keinen Subtext.
  • Winnetou schleicht an, indem er einen Busch vor sich her rüttelt
  • Überall liegt immer ein Pappmaschee-Felsen rum, wenn man ihn gerade braucht
  • Der Geheimgang aus der Ranch führt NATÜRLICH genau ins Lager der Tramps und wird von einem Pappmaschee-Felsen verdeckt!
  • Götz George kann besser kriechen als Lex Barker
  • Im Saloon trägt jemand eine Baseball-Kappe:
    Youtube
  • Die Schatzkarte ist nicht unbedingt soooo detailliert
  • Götz George hat einen Supertrick, um seine Fesseln zu lockern

Die Rezeption von Der Schatz im Silbersee

Als Marketingkampagne hatte man sich ausgedacht, dass der Film in der Programmzeitschrift Bild und Funk in der Art eines Fortsetzungsromans ab November 1962 als Bildergeschichte erschien. Der Film war freigegeben ab 12 Jahren. Ab 1963 kam aber auch eine Version ab 6 in die Kinos, bei der Szenen wie das Auspeitschen der Banditen und ihr gegenseitiges Töten in der Schatzhöhle rausgeschnitten waren. Die Kalkulation ging anscheinend auf: Mit einem Einspielergebnis von 6,4 Mio DM war DSIS für einen deutschen Film sehr erfolgreich. Er war lange der erfolgreichste deutsche Nachkriegsfilm und wurde in über 60 Ländern gezeigt. Der Schatz im Silbersee lief bis 1971 in den deutschen Kinos! Und das Hauptthema des Films, die „Old-Shatterhand-Melodie“ wurde als Single über 100.000 Mal verkauft. Seit Jahren gibt es Gerüchte über eine Neuadaption, bislang ist aber noch nichts genaues bekannt.

Preise & Bestenlisten

  • Die Produktionsfirma Constantin Film stellte bei der Filmbewertungsstelle Wiesbaden einen Antrag auf Prädikatisierung. Das lehnte Filmbewertungsstelle jedoch zunächst ab mit folgender Begründung: „Das Drehbuch hat die Fabel aus der Vorlage von Karl May nicht überzeugend entfaltet. Die Geschichte ist mit penetrantem Ernst durchgespielt worden, der Regie mangelt es an straffer Führung, die Kameraarbeit ist abgesehen von einigen Bildfolgen am Silbersee recht durchschnittlich. Für keine einzige schauspielerische Leistung ist ein Prädikat zu verantworten.“
  • 1963 revidierte die Filmbewertungsstelle plötzlich ihr ursprüngliches Urteil und verlieh dem Film das Prädikat „wertvoll“.
  • Der Film erhielt als erster Film die Auszeichnung Goldene Leinwand für über 3 Millionen Besucher innerhalb von 18 Monaten.
  • Außerdem erhielt er einen Bambi für den geschäftlich erfolgreichsten Film 1963.

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