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SF51 – The Guest (Followbruary)

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Daniel
einsam am Mikro


Ein Spätfilm-Telegramm im Zuge des #Followbruarys auf Letterboxd

Da unser Audio-Interface noch immer kaputt ist, wollen wir euch das Warten auf einen neuen Spätfilm mit ein paar Telegrammen verkürzen. Anlass ist der #Followbruary auf Letterboxd, bei dem es darum geht, die Lieblingsfilme seiner Follower zu gucken. Hier findet ihr Daniels Liste.

Die heutige Folge widmet sich einem Lieblingsfilm von EasyPete.

Die Eckdaten zu The Guest

Erscheinungsjahr: 2014
Regie: Adam Wingard
– Filmographie:
2007
Home Sick
2011 You’re Next
2012 V/H/S (Eine Episode)
2014 The Guest
Budget: unbekannt
Einspielergebnis: $2,367,161
Besetzung: Dan Stevens (David, der Gast), Maika Monroe (Anna), Brendan Meyer (Luke), Sheila Kelley (Laura), Leland Orser (Spencer), Lance Reddick (Major Carver)
Genre: Drama, Thriller, Slasher

Fazit

Der Film ist nicht schlecht, aber ich finde ihn nicht besonders außergewöhnlich. Der Film ist ziemlich konventionell gefilmt, allerdings macht er bei der Action alles richtig: Man weiß jeder Zeit, wer was wann tut. Schlecht fand ich zwei Szenen, in denen die größte Drehbuchsünde vorkommt: Dumme Protagonisten tun dumme Sachen. Man kann den Film gucken und Spaß haben, aber im Gedächtnis wird er mir wohl nicht bleiben.

Hörenswert

The Wire

Ich habe endlich The Wire gesehen und wollte dazu hier mal ein paar Zeilen schreiben. The Wire ist eine HBO-Serie aus dem Jahr 2002 mit fünf Staffeln. Show-Runner war David Simon, der auch so Serien gemacht hat wie Homicide oder Treme. Die populärsten Schauspieler der Serie sind wahrscheinlich Lance Reddick, der Cedric Daniels spielt, den strengen, aber gerechten Vorgesetzten und der quasi die gleiche Rolle später noch einmal in Fringe gespielt hat. Sowie Aidan Gillen, der einen Politiker spielt, der im Laufe der Serie auf weitaus weniger intrigante Weise Karriere macht als Little Finger, den er in Game of Thrones spielt.

The Wire, Copyright: HBO

The Wire, Copyright: HBO

The Wire erzählt die Geschichte von Baltimore und den Drogen. Im Kern stehen verschiedene Polizisten, die Verbrechen rund um den Drogenhandel ermitteln. Das Fantastische an The Wire ist dabei die Erzählform der Serie, denn es gibt keinen klassischen Protagonisten. Was an Game of Thrones so gelobt wird, hat The Wire schon 10 Jahre früher gemacht: Eine Geschichte wird durch ein Geflecht von Charakteren erzählt, die mal in den Vordergrund rücken, dann wieder aus dem Auge verloren werden und vielleicht zwei Staffeln später wieder auftreten. Wie bei Game of Thrones weiß man nie, wer überleben und wer sterben wird. Personen wie Detective McNulty, gespielt von Dominic West, spielen mal eine ganz zentrale Rolle und wir leiden und freuen uns mit ihnen, um dann in einer anderen Staffel zu bloßen Statisten „degradiert“ zu werden.

Was The Wire dabei sogar noch besser macht als Game of Thrones, ist, dass die Serie jeder Staffel einen anderen Fokus gibt. Staffel 1 beginnt mit der Erzählung einerseits aus Sicht der Polizei und andererseits aus Sicht der Straßen-Dealer. In Staffel 2 rückt der Hafen von Baltimore in den Vordergrund, wir erfahren, wie die Hafenarbeiter gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätze kämpfen und dabei mit Großdealern und Menschenhändlern gemeinsam Sache machen. Andere Polizisten geraten in den Blick, die die Ermittlungen aufnehmen. Aber zugleich ist The Wire nicht so dumm, die liebgewonnenen Protagonisten komplett aus den Augen zu verlieren. Ihre Geschichte wird weitererzählt, bekommt eben nur weniger Screen-Time. Staffel 3 ist vielleicht die stärkste Staffel, in ihr kehren wir einerseits zu den Straßen-Dealern zurück und lernen andererseits die Perspektive der oberen Etagen der Polizei sowie der Politik kennen. Die Staffel wirkt, als wäre sie mal als finale Staffel geplant gewesen und die Geschichte ist eigentlich auserzählt. Allerdings ist Staffel 4 dann so gut, dass man nicht das Gefühl hat, dass die Serie „über den Hai gesprungen“ ist. Dort lernen wir das Schulsystem kennen rund um eine Gruppe von vier kleinen Jungs, die gerade dabei sind, in den Drogensumpf abzusinken. Außerdem rückt die Politik noch ein wenig mehr in den Vordergrund, sowie eine neue Dealer-Gang. In der 5. und finalen Staffel kommt die Perspektive der Presse neu hinzu, bevor alle Fäden aufgegriffen und zu einem runden Ende gebracht werden.

Die langen Erzählstränge und Charakterentwicklungen sind wirklich außergewöhnlich gut bei The Wire. Die Charakterzeichnung ist bemerkenswert tief, es gibt quasi keine Charaktere, die durch und durch böse oder gut sind. Alle Protagonisten haben glaubhafte Motivationen, werden durch ihre Milieuzwänge getrieben oder haben nachvollziehbare Ziele. Im Gegensatz zu Breaking Bad behält The Wire immer auch die Opfer im Blick. „Bubbles“, gespielt von Andre Royo ist ein Junkie, den wir durch alle fünf Staffeln begleiten. Wie gesagt, sehen wir ab Staffel 4, wie manche Kinder dem Schicksal auf der Straße entkommen, während andere ihm erliegen. Und immer wieder lernen wir kleine Dealer von „den Ecken“ kennen und durchaus lieben, die dann später erschossen werden.

Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass Staffel 5 etwas schwächer ist als die anderen, wenngleich noch immer auf hohem Niveau. Die Entscheidung, noch die Geschichte der lokalen Zeitung zu erzählen, wirkt ein bisschen wie „Fan-Service“, da die Serie von den Feuilletons abgefeiert wurde. Das führt aber dazu, dass noch einmal viel Build-Up betrieben werden muss und für meinen Geschmack das Serienfinale dadurch etwas zu kurz kommt. Zumal die Staffel auch drei Folgen weniger hat (10) als die anderen Staffeln. So wird manchem alten Charakter nur noch eine kurze symbolische Abschiedsszene gewidmet, während die Zeitungsredaktion mit drölfzig Charakteren und ihren Tanten zu viel Screentime bekommt.

Ich schrieb eingangs, dass ich The Wire endlich gesehen habe. Ich habe es nämlich schon zweimal zuvor probiert, aber abgebrochen. Einerseits, weil der Baltimore-Slang unglaublich schwer zu verstehen ist. Daher habe ich diesmal öfter auf Deutsch gewechselt, wenn ich gerade gar keinen Durchblick hatte, was verhandelt wird. Das hatte den lustigen psychologischen Effekt, dass ich irgendwann gar nicht mehr merkte, in welcher Sprache ich gerade schaue, bis ich mich explizit darauf konzentriert habe. Jedenfalls kann ich dadurch auch sagen, dass die deutsche Synchronisation solide ist, bis auf „Snoop“ eine jugendliche Killerin, deren deutsche Synchronstimme kein Klischee auslässt.

Der andere Grund, warum ich The Wire anfangs anstrengend fand, ist, dass die Serie noch in 4:3 gefilmt ist, was ihr eine gewisse Tatort-Optik gibt. Fairerweise muss ich sagen, dass mir bei diesem dritten Anlauf aufgefallen ist, dass die Serie, obwohl in 4:3, sehr gut fotografiert ist. Das zeigt sich schon im allerersten Shot der Serie: Wir sehen Blut auf Asphalt in dem sich Blaulicht spiegelt. Besser kann man den kompletten Plott eigentlich nicht in einem Bild zusammenfassen.