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1909 – A Trap for Santa Claus

Einer der ganz frühen Filme von D.W. Griffith beschließt die 1900er-Jahre: Der Weihnachtsfilm A Trap for Santa Claus. Griffith arbeitete erst seit 1908 als Regisseur und hatte entsprechend zuvor erst etwa 190 andere Filme gedreht. o.O Da er ab 1915 die Schlagzahl herunterschraubte, sollten es am Ende seiner Karriere 520 Filme sein, darunter der berühmte wie umstrittene The Birth of a Nation, wir werden darauf zurückkommen.

Die Version auf YouTube ist von erstaunlicher Qualität, sodass die theatralische Mimik ins Auge sticht, wie bei keinem Film bisher. Auch sind die Texttafeln zurück, die wir ja schon bei Ben Hur gesehen hatten. Die Kulissen sind sehr realitätsnah und keine Pappmaché- oder Holzorgien, wie bei so manch anderem Film bisher.

Ein kleines Detail, das mich aus der ach so tragischen Handlung riss und zum Lachen brachte, war, als der Vater einen Brief unter der Tür durchschieben wollte, das aber nicht schafft und dann halt einfach die Tür noch mal aufmacht und den Brief reinwirft. ^^ Interessant ist dann aber wieder, dass dieser Brief (schwarze Schreibschrift auf weißem Grund) als Texttafel eingeblendet wird. Das sehe ich hier zum ersten mal. Es wird später ein alltägliches Stilmittel im Stummfilm werden. Das zum Beispiel bei Nosferatu sehr häufig verwendet wird.

Ansonsten: ACH DU MEINE NASE, KANN DIE HAUPTDASTELLERIN TRAGISCH SCHAUSPIELEN! Kaum auszuhalten … Außerdem hat mich dieser Film gelehrt, dass Santa Claus durchs Fenster steigt, wenn ein Haus keinen Kamin hat. Und: Die wohl ersten Arschloch-Kinder der Filmgeschichte wollen Santa fangen. Davon, dass die tragische Mama ihren Säuferehemann am Ende zurücknimmt, will ich gar nicht erst anfangen …

https://www.youtube.com/watch?v=2TMH0Y7TrGg

1907 – Ben Hur

Das Original! Mir war bislang nicht klar, dass die Version von William Wyler mit Charlton Heston bloß ein Remake ist … Diese originale Version von Ben Hur löste übrigens den ersten Urheberrechtsstreit der Filmgeschichte aus. Wie später bei Nosferatu (wir berichteten) so verfilmten auch hier die Regisseure Sidney Olcott, Harry T. Morey und Frank Rose den Stoff, ohne vorher die Rechte von Autor Lew Wallace erworben zu haben. Der Autor klagte, bekam Recht und seitdem mussten Autoren für Verfilmungen bezahlt werden.

Hier tauchen nun endlich auch die Stummfilm-typischen Texttafeln auf, um uns die komplexen Szenen des 15 Minuten langen „Epos“ zu erklären. Trotzdem ist die Handlung ohne Kenntnis des Stoffes nicht immer ganz leicht nachzuvollziehen. Filmtechnisch spannend sind ansonsten noch die Massenszenen und die aufwendigen Kulissen und Kostüme. Gefilmt ist das ganze hingegen sehr konventionell. Dafür ist es der erste Film in meiner Reihe, in dem jemandem ins Gesicht geschlagen wird. Das ist doch auch schon mal eine Leistung …

An die Grenzen des damals Darstellbaren stößt Ben Hur aber beim großen Finale, dem Wagenrennen. Da der Historienschinken komplett mit gebauten Kulissen auskommen musste, ist der Bildausschnitt zu klein gewählt – Sie konnten ja schlecht den Circus Maximus nachbauen. Um den Bildausschnitt möglichst groß zu bekommen, wurde aus recht spitzem Winkel auf die Kulisse gefilmt, wodurch aber sehr klar ersichtlich wird, dass alles nur aus Holzplatten besteht. Dennoch will nicht so recht Dramatik aufkommen, wenn man immer wieder einzelne Streitwagen durchs Bild huschen und wieder verschwinden sieht. So muss uns letztlich auch eine Texttafel darüber aufklären, dass Ben Hur gewonnen hat.