Sechs Serienempfehlungen für den Winter

Im grauen Monat November, da braucht man Serien um mal so richtig schön bingewatchen zu können. Ich hab in den letzten Monaten sechs Serien geguckt, die ich hier kurz vorstellen möchte.

Fargo

Gesehen: 1 von 2 Staffeln.

Auf dem Papier klingt die Idee gar nicht mal so geil. ^^ Eine Thrillerserie im gleichen Universum von jenem meisterwerklichen Fargo der Coens. Das könnte ziemlich schnell auf einen reinen Referenzporno hinauslaufen und tatsächlich macht es in der ersten Folge genau den Eindruck:

Ein Autounfall mitten im Nirgendwo, der Polizeichef (zwar männlich, aber nicht nur die Szenen zu Hause setzen ihn in eindeutige Relation zu Marge aus dem Original) und seine dumme Assistentin untersuchen den Fall (also auch hier ein Gender-Switch). Auch die Rolle von Martin Freeman scheint fast eins zu eins jene von William H. Macy aus dem Original zu sein: Der arme, kleine Trottel, dem alle übel mitspielen und der letztlich zum Verbrechen greift, weil er nicht mehr weiter weiß.

Aber was dann im Laufe der 10 Folgen der ersten Staffel geschieht, gehört zum besten, was es derzeit in Sachen Storytelling im Fernsehen zu sehen gibt! Ich will hier nicht spoilern, daher nur zwei von unzähligen cleveren Entscheidungen der Serie. Die dümmlich wirkende dicke Assistentin des Polizeichefs, Molly (Allison Tolman), stellt sich im Laufe der ersten Staffel als die absolute Heldin der Serie und begnadete Ermittlerin heraus. Und auch die Rolle von Martin Freeman (Lester) beginnt als „klassischer Freeman“: Ein kleiner Mann, der krampfhaft versucht, seine Würde aufrecht zu erhalten. Aber dann macht sie eine erstaunliche Charakterwandlung im Laufe der Staffel durch.

Ein nettes kleines Schmankerl ist außerdem, dass die einzelnen Folgen nach philosophischen Problemen benannt sind, die in der Folge (zumindest manchmal) eine Rolle spielen. Ob und wie das in jeder Folge aufgeht, wäre allein schon ein Grund, die Serie noch einmal zu gucken. Aber ich mache wohl erst einmal mit Staffel 2 weiter.

Fazit: Eine absolute Sehempfehlung

Modern Family

Gesehen: Staffeln 1 – 4 von 7.

Modern Family eine Single-Camera-Sitcom, die dem Leben einer Großfamilie in L.A. folgt. Opa Jay hat eine neue, junge Frau, Gloria, die einen Sohn aus erster Ehe mitgebracht hat: Manny.
Eine Tochter von Jay ist Claire, die mit Mann und drei Kindern die Standardfamilie der Serie bildet. Und schließlich gibt es noch den Sohn von Jay: Mitchell, der zusammen mit seinem Lebensgefährten Cameron eine vietnamesische Tochter adoptiert hat.

Modern Familiy ist durchwachsen, einerseits hat sie ein paar tolle Charaktere: Jay, Cameron, Luke, Phil, sowie Haley und Alex im Zusammenspiel machen durchaus Spaß. Auch das Timing stimmt in der Regel und die Gags zünden. Aber das Problem ist, dass die Serie nicht so modern ist, wie sie sich selbst im Titel nennt. Die Serie ist vollgepackt mit Klischees und vor allem das schwule Pärchen ist oftmals eine ungewollte Parodie seiner selbst. Was problematisch wird, sobald die Serie versucht mal leisere Töne anzuschlagen und wie die großen Genre-Vorbilder Friends, Scrubs oder HIMYM regelmäßig versucht auf die Tränendrüse zu drücken. Das funktioniert dann nämlich gar nicht mehr, da die Figuren zu abziehbilderhaft sind.

Fazit: Kann man mal eben so weggucken, muss man aber nicht.

Black Mirror

Gesehen: Staffel 1 und 2 von 3.

Black Mirror ist eine BBC-Serie mit britischem Kurzformat (drei Folgen pro Staffel). Es handelt sich pro Folge um eine abgschlossene Geschichte, die in keinem inhaltlichen Zusammenhang zu den anderen Folgen steht. Der große Bogen ist, dass alle Near-Sience-Fiction-Geschichten im weitesten Sinne irgendetwas mit neuen Medien zu tun haben. Black Mirror hat kürzlich Furore gemacht, da in der ersten Folge eine Geschichte erzählt wird, in der der britische Premierminister gezwungen wird Sex mit einem Schwein zu haben. Und es nun Gerüchte gibt, dass der echte britische Premier Cameron tatsächlich … nun, Sie können es sich denken.

Die Qualität von Black Mirror schwankt stark je nach Folge. Interessant war dabei in der Regel für mich weniger die eigentliche Geschichte als das Gimmick, an der sie aufgehängt wurde: So wird die Auswirkung von Social Media und Liveberichterstattung auf die Politik im Piloten behandelt, in einer anderen Folge ein Implantat imaginiert, das dafür sorgt, dass man jederzeit auf alle seine Erinnerungen zugreifen kann, wie auf eine Videosammlung. Es gibt Folgen zu Casting-Shows, zum Dschungle-Camp, zur Frage, was mit unseren Daten im Netz nach unserem Tod geschieht und eine merkwürdige Folge, in der eine Comicfigur bei einer Wahl antritt.^^

Allerdings hat auch Black Mirror ein großes Problem: Die Serie ist unglaublich konservativ. Moderne Technik ist schlecht, unsere Gesellschaft ist verdorben und das wird alles noch ganz, ganz böse enden. Das ist die einzige Botschaft, die Black Mirror dir immer wieder versucht mit dem Holzhammer einzubläuen.

Fazit: Die sechs Folgen kann man mal gucken, manche sind durchaus spannend. Kann man aber auch lassen.

Community

Gesehen: Staffel 5 und 6 von 6.

In Community geht es um eine Clique von Menschen an einem Community-College, die als Lerngruppe beginnt und dann zu Freunden wird. Das ganze ist eine Single-Camera-Sitcom und unglaublich brilliant! Die Serie ist vollgepackt mit Referenzen an Film und Fernsehen und viele Folgen haben irgendein Genre zum Thema, das dann – natürlich total grotesk – auf den College-Kontext übertragen wird.

Obwohl ich ein riesiger Fan von Showrunner Dan Harmon bin, muss ich leider sagen, dass die letzten beiden Staffeln vom (enorm hohen) Niveau leider etwas abgefallen sind. Harmon hat das Drehbuchschreiben nicht verlernt und es gibt noch immer viele fantastische Einfälle. Aber leider ist bis zum Ende von Staffel 6 der halbe Cast ausgetauscht: Chevy Chase (Pierce) musste nach rassistischen Ausfällen gehen, Donald Glover (Troy) und Yvette Nicole Brown (Shirley) gingen selbst wegen anderer Projekte. Und leider verlor die Serie dadurch an emotionaler Verbundenheit mit den ProtagonistInnen.

Lustig ist allerdings, wie nach und nach das Team aus Harmons Podcast (Harmontown) die Serie eroberte: Dungeonmaster Spencer darf Annies Bruder spielen, Harmons (mittlerweile) Exfrau Erin McGathy darf heiraten, der großartige Kumail Nanjiani hat mehrere kurze Auftritte als Hausmeister und auch weitere Menschen aus dem Umfeld von Harmontown tauchten in der einen oder anderen Form in Community auf.

Fazit: Trotz Abzügen in der B-Note der Staffeln 5 und 6 eine absolute Sehempfehlung! #AndAMovie!!!

Jessica Jones

Gesehen: 1 Staffel von 1.

Jessica Jones ist eine Privatdetektivin, die superstark ist. Sie legt sich mit einem Typen an, der Mindcontrolling (wie ist der deutsche Ausdruck?) beherrscht und, der sie früher mal kontrolliert hat.

Der jüngste Spross aus den Marvel-Studios lässt mich noch etwas ratlos zurück. Einerseits habe ich die Serie in nur vier Tagen weggeguckt, andererseits lässt sie mich auch unzufrieden zurück. Einerseits haben wir eine (buchstäblich) starke weibliche Hauptrolle, einen Look und Plott, der an den klassischen Film Noir angelehnt ist und den fantastischen David Tennant als Villain. Andererseits reden die Protagonisten oft in Klischees, sowohl Jessica, als auch Antagonist Killgrave sind nicht in jeder Folge gut geschrieben, die Handlung mäandert phasenweise vor sich hin und diverse Nebenplotts sind schlichtweg öde. Auch genervt haben mich die drölfzigtausend PG13-Sex-Szenen, die hätte man ohne Verlust komplett streichen können. Und ich denke, das ist des Pudels Kern: Die Handlung wurde krampfhaft auf die von Netflix bezahlten 13 Folgen gestreckt. Hätte man sie in 10 oder vielleicht sogar nur 6 Folgen erzählt, hätte das der Serie sehr gut getan.

Fazit: Meine Sehempfehlung? Ach, ich weiß ja auch nicht …

Master of None

Gesehen: 1 Staffel von 1.

Master of None folgt dem New Yorker Alltag des halbwegs erfolglosen Schauspielers Dev. Das ganze geschieht in Comedy-Form aber nicht zum Schenkelklopfen, sondern eher zum Schmunzeln.

Die Serie ist so unglaublich gut, dass ihr sie sehen müsst! Das beginnt schon mit der Lovestory, ohne die eine Comedy-Serie traditionellerweise nicht auskommt. Diese beginnt in Master of None in der allerersten Szene der allerersten Folge mit einem gerissenen Kondom und dem anschließenden unangenehmen Gang in die Apotheke für die Pille danach. Danach ist die Herzdame dann erst einmal für mehrere Folgen weg vom Fenster und auch danach geht die Liebesgeschichte höchsterfreulich unkonventionell weiter. Wobei mein absoluter Favorit eine Quasi-Hommage an Lost in Translation ist, in Form eines Nashville-Ausflugs.

Aber auch über die Liebesgeschichte hinaus hat die Serie immer wieder tolle Einfälle, was besonders in verschiedenen Themenfolgen sehr stark ausgespielt wird, allem voran der „Femininsmusfolge“.

Fazit: Schaut euch diese Serie unbedingt an, es lohnt sich!

Ich hoffe, ihr habt hier die eine oder andere Anregung für den Winter gefunden. =)

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