1930 – Animal Crackers

Hallo Hollywood, da bin ich wieder! Und hallo Tonfilm! Ich läute die 1930er ein mit dem ersten Marx-Brothers-Film, den ich je gesehen habe – Animal Crackers von Victor Heerman. Und ich muss sagen: Oh boy, war der schlecht! Der Film ist ein gewaltiger Schritt zurück. In den 20ern hatte ich gute und schlechte Filme gesehen, Filme die etwas gewagt haben und Filme, die einfach nur routiniert den State of the Art abgespult haben. Aber Animal Crackers fällt cinematisch auf das Niveau der 1910er zurück, mindestens!

Ich kann verstehen, warum sich viele Stummfilmstars abfällig über die „Talkies“ äußerten, wenn dabei so etwas wie Animal Crackers herauskam. Der zweite Film der Marx-Brothers ist eine Adaption eines Broadway-Stücks und das merkt man auch. Die Kamera ist (freundlich ausgedrückt) einfach nur effizient. Sie erzählt nicht, sie folgt nur den Charakteren oder zeigt gelangweilt in der Totalen, was geschieht. Beispielsweise kommt der erste Szenenwechsel erst nach 16 Minuten. Der Film verlässt sich vollkommen auf den Humor der Komikergruppe, viele, der zusammenhangslosen Szenen wirken wie aus einem Sketch-Programm.

„Okay“, werden jetzt manche sagen, „das ist keine große Kunst, aber das kann man schon mal machen.“ Klar, aber leider zündet der Humor in den meisten Fällen nicht, was vielleicht auch noch an meinem persönlichen Geschmack liegen mag. Allerdings hat es nichts mit meinem Geschmack zu tun, dass das Trauerspiel auch noch mit handwerklichen Fehlern kombiniert wird. So ist das Pacing grauenhaft! 90 Prozent der Szenen sind viel zu lang. Wenn zum Beispiel Harpo Marx (The Professor) beim Kartenausteilen den Daumen anleckt, mit dem er die Karten gar nicht ausgibt, denke ich beim ersten Mal noch: Okay, das ist ganz nett. Dann macht er es noch einmal und ich denke mir: Okay, ich habe es kapiert. ABER DANN MACHT ER ES NOCH DRÖLFZIGMILLIONENMAL!!! Und dann bin ich nur noch gelangweilt. Tja, und genauso funktioniert der ganze Film. Alles wird immer bis ins unerträgliche ausgewalzt. Zwischendruch rennt noch einmal jemand über eine Treppe und du hörst das Sperrholz der „Marmortreppe“ poltern.

Fazit:

Meiner Oma hätte der Film gefallen, mein Ding war es nicht.

Bester Witz:

Mrs. Rittenhouse: „You stand before me, as one of the bravest men of all time“
Captain Jeffrey T. Spaulding: „All right, I’ll do that.“, und tritt zwischen Mrs. Ritterhouse und die Kamera.

Honorable Mention:

Lilian Roth spielt eine kleine Nebenrolle und ist mir positiv als talentierte junge Schauspielerin aufgefallen. Leider hat sie später nur noch Mist gemacht und ihre Karriere fiel schließlich ihrem Alkoholismus zum Opfer. Sie war die erste Schauspielerin, die sich zu den Anonymen Alkoholikern bekannte und denen so zu größerer Bekanntheit verhalf.

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